Pornografie produzieren grundsätzlich Erwachsene für Erwachsene. Das pornografische Bild- und Videomaterial bildet jedoch nicht das reale Liebes- und Sexleben Jugendlicher ab.
Es kann sein, dass du in deinem Umfeld in Bezug auf Sexualität nicht auf alle deine Fragen eine Antwort bekommst. Deshalb suchst du nach Antworten im Internet, wo du auch Pornos begegnest. Die einen Menschen reagieren eher ablehnend darauf, die anderen finden Pornos überaus faszinierend – vor allem junge Männer. Junge Frauen konsumieren auch Pornografie, aber viel selektiver und nicht so oft in Kombination mit Selbstbefriedigung. Viele junge Männer befriedigen sich regelmässig nur noch in Kombination mit Pornos. Dies kann zu zwei Dingen führen: Erstens kommst du mit deinen eigenen Bedürfnissen und Fantasien viel weniger in Kontakt. Zweitens können sich dadurch deine Empfindungen beim realen Sex verändern.
Pornografie ist eine direkte Darstellung menschlicher Sexualität. Sie soll dabei die betrachtende Person sexuell erregen. Deshalb betonen Pornos die Geschlechtsorgane bewusst und übertrieben. Dagegen klammern sie liebevolle, gefühlsvolle Beziehungen meistens aus. Das erweckt den Eindruck, dass sich die Beziehungen grob und einseitig gestalten. Jugendliche fragen sich dann im realen Leben: «Ist das Sex? Muss ich das auch machen oder über mich ergehen lassen?»
Wie viel Wirklichkeit steckt in einem Porno?
Pornos sind in erster Linie gestellte sexuelle Handlungen. Es gibt zum einen die Amateur-Pornos, die auf sozialen Netzwerken geteilt werden. Zum anderen existieren die klassischen Produktionsfirmen, die beim Porno alles perfekt in Szene setzen. Solche Produktionsfirmen bearbeiten Clips und Filme elektronisch nach, damit alles noch extremer wirkt. Zudem schminken Make-up-Teams die Models vor den Aufnahmen stark, während das Aufnahme-Team alles so ausleuchtet, dass alles perfekt wirkt. Gezielt gewählte Perspektiven und ausgefallene Stellungen lassen zusätzlich alles eindrucksvoller erscheinen.
Was du in einem professionell produzierten Porno zu sehen bekommst, entspricht also nicht ganz der Wirklichkeit. Du kannst das mit einem Filter auf Instagram vergleichen: Solche Filter nutzen Influencer*innen dazu, um ihr Selfie möglichst optimal darzustellen. Aber auch hier sind dir bestimmt so übertrieben bearbeitete Bilder begegnet, dass dir das aufgefallen ist.
Pornodarsteller*innen entsprechen nicht dem Durchschnitt
Damit die sexuellen Handlungen besser zu sehen sind, rasieren sich einige Pornodarsteller*innen den Intimbereich. Die Penisse wirken dadurch gross und die Vulven (Venushügel mit äusseren und inneren Scheidenlippen) glatt und klein.
In Wirklichkeit sind die Geschlechtsorgane sehr verschieden. Menschen können sich minderwertig fühlen, wenn sie sich körperlich mit anderen vergleichen – besonders mit Pornodarsteller*innen. Denn diese entsprechen nicht dem Durchschnitt oder haben bereits Schönheitsoperationen hinter sich.
Lass dich also nicht vom Aussehen der Schauspieler*innen unter Druck setzen. Jeder Körper ist einzigartig. Nimm dich so an, wie du bist: Du bist gut so.
Sex ist mehr als Porno
Wie du siehst: Vieles ist beim Porno übertrieben oder einfach nicht realistisch. Auch starten die Pornos sofort mit Sex. Wie es dazu kommt, erscheint dabei völlig unwichtig. In Wirklichkeit nehmen sich die meisten Menschen Zeit, bevor sie miteinander Sex haben. Sie lernen dabei sich, ihre Sexualität und den Partner oder die Partnerin kennen. Auch unmittelbar vor dem beabsichtigten Geschlechtsverkehr nehmen sich die meisten Menschen Zeit: Es kann gut sein, dass sich dann jemand das Ganze noch anders überlegt und nicht mag. Das ist in Pornos kein Thema.
Menschen verhalten sich beim «normalen» Sex anders: Sie setzen sich nicht so in Szene. Auch betrachten sie Sex nicht als Leistungssport. Zudem liegt der Fokus nicht alleine auf den Geschlechtsteilen wie im Porno, in dem zum Beispiel der Penis in die Scheide eindringt oder der Samenerguss in Slow Motion erfolgt. Bei vielen Menschen ist beim Sex auch nicht der Orgasmus das Ziel, sondern die Intimität, die zwischen zwei Menschen entsteht. Es geht um Berührungen, um Lust und um das Spiel mit der Erregung.
Du alleine entscheidest, was du mit deinem Körper machst
Auch sind Frauen und Männer normalerweise nicht immer zu allem bereit. Jede Person hat individuelle Vorlieben und Bedürfnisse. Den Sex beeinflussen oft die aktuelle Stimmung und Gefühle. Sag deinem Partner oder deiner Partnerin, wenn dir etwas gefällt oder nicht gefällt. Lass dich nicht drängen, etwas zu tun, das du nicht willst.
Pornodarsteller*innen tun so, wie wenn sie bei allem jetzt und gleich Lust verspüren und erleben. Was sie wirklich empfinden, zeigen sie nicht. Denn sie sind ja in erster Linie Schauspieler*innen. Oral-, Analsex oder Sex mit mehreren Personen gleichzeitig sind Praktiken, die manchen Menschen gefallen und manchen nicht. Beides ist ok. Darum gilt: Du allein entscheidest, was du mit deinem Körper machst. Finde selber heraus, was für dich stimmt, wann und mit wem.
Denk an Safer Sex
In Pornos benutzen Männer selten Kondome. Wie sich Pornodarsteller*innen vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) und/oder einer ungewollten Schwangerschaft schützen, bleibt unklar. Bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr lassen sich eine Vielzahl an Infektionen übertragen. Um das zu verhindern, ist es wichtig, Safer Sex zu praktizieren.
Welche Strategien zu dir passen, erfährst du in deinem persönlichen Safer-Sex-Check.
Legale und illegale Pornografie
Das Gesetz verbietet es, «legale Pornografie» Kindern oder Jugendlichen unter 16 Jahren zugänglich zu machen. Dennoch ist es Realität, dass einige Jugendliche schon mit Pornos in Kontakt kommen, auch wenn sie jünger als 16 Jahre sind.
Als «illegale Pornografie» gilt die Darstellung sexueller Handlungen mit Minderjährigen oder mit Tieren oder Gewalttätigkeiten unter Erwachsenen. Solche Darstellungen sind grundsätzlich verboten.
Auf den nachfolgenden Seiten findest du weitere Infos zur Pornografie und dazu, was einen guten Liebhaber ausmacht: