Jahresbericht

Elegies For Angels, Punks And Raging Queens – Benefizabend zum 40-Jahr-Jubiläum der Aids-Hilfe Schweiz und Aids-Hilfe St.Gallen-Appenzell

40 Jahre Engagement und Prävention: Die Aids-Hilfe St.Gallen-Appenzell feiert Jubiläum

11. November 2025

Am 15. November 2025 wird die Aids-Hilfe St.Gallen-Appenzell (AHSGA) 40 Jahre alt. Mit der dazugehörigen Fachstelle für Aids- und Sexualfragen feiert sie ihr Jubiläum am 29. November 2025 mit einem Benefizabend zum Welt-Aids-Tag in der Lokremise St.Gallen.

Text: Predrag Jurisic/Aids-Hilfe Schweiz
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

 

Elegies For Angels, Punks And Raging Queens – Benefizabend zum 40-Jahr-Jubiläum der Aids-Hilfe Schweiz und Aids-Hilfe St.Gallen-Appenzell

Elegies For Angels, Punks And Raging Queens – Benefizabend zum 40-Jahr-Jubiläum der Aids-Hilfe Schweiz und Aids-Hilfe St.Gallen-Appenzell

 

Die AHSGA gründete sich 1985. Menschen mit HIV schufen in den dunkelsten Jahren der Aids-Epidemie eine erste Anlaufstelle. Es war ein Akt der Notwehr, der Solidarität. Aus dieser Initiative entwickelte sich die heutige, professionell geführte Fachstelle für Aids- und Sexualfragen.

 

Der Weg zur professionellen Fachstelle

In den 1980er-Jahren stand die reine Überlebenshilfe und die Aufklärung über die neue, tödliche Gefahr im Zentrum. Die Präventionsarbeit richtete sich primär gegen die Übertragung von HIV. Mit dem Aufkommen wirksamer Therapien – HIV ist heute nicht heilbar, aber gut behandelbar – verschob sich der Fokus. 

Die Lebensqualität von Menschen mit HIV verbesserte sich. Was blieb, sind Diskriminierung und Stigmatisierung. Mit Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit versucht die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen, dem entgegenzuwirken. 

Mitte der 1990er-Jahre kam der Bereich der sexuellen Bildung hinzu. Das Ziel der Fachstellenarbeit heute ist umfassender: Sie will Menschen befähigen, ihre Sexualität gesund, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst zu gestalten. Die Mission: Durchblick in Gesundheit und Bildung. Dabei ruht die Fachstellenarbeit auf zwei Säulen: sexuelle Gesundheit und sexuelle Bildung. 

 

Benefizabend zum Welt-Aids-Tag 

Das 40-Jahr-Jubiläum feiert die AHSGA mit einem musikalischen Benefizabend, der an die Anfänge der Aids-Krise erinnert: «Elegies for Angels, Punks and Raging Queens» heisst die Schweizer Erstaufführung eines Liederzyklus mit bewegenden Songs und Monologen. Das Stück von 1989 handelt vom Leben und Sterben mit HIV. Angehörige und Menschen mit HIV berichten von Liebe, Verzweiflung, Trauer, Solidarität und Lebensfreude.  

Der Benefizabend beginnt am 29. November 2025 um 20 Uhr in der Lokremise St.Gallen. Er ist Teil des 40-Jahr-Jubiläums der Aids-Hilfe Schweiz und erinnert musikalisch an 40 Jahre Engagement für Menschen und gegen Ausgrenzung.  

Weitere Informationen und Tickets zu «Elegies for Angels, Punks and Raging Queens» in der Lokremise finden Sie hier. Alle Informationen zum Benefizabend und allen Spielorten in der Schweiz sind hier erhältlich.  

 

Kunst als Zeugin der Zeit: Die Edition AHSGA von 1993 bis 1999

Am Benefizabend in der Lokremise wird die AHSGA einen Stand betreiben. Dort ist die besondere Kunstedition AHSGA von 1993 bis 1999 zu sehen. Diese Edition ist ein seltenes Zeitdokument und zeigt die Verbindung von Kunst und Kampf gegen die Krankheit in den 90er-Jahren. Bekannte Ostschweizer Künstler*innen haben diese Kunstedition gestaltet. 

Interessierte haben die Möglichkeit, die historischen Grafiken zu erwerben, sowohl einzeln als auch als vollständige Edition. Der Erlös kommt Präventionsprojekten und der Unterstützung von Menschen mit HIV zugute.

Kunstedition AHSGA von 1993: Kunst im Kampf gegen HIV/Aids

Kunst im Kampf gegen HIV/Aids: Die Kunstedition AHSGA von 1993 bis 1999 – erhältlich bei der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen.

Preis- und Bestellanfragen sind bereits jetzt möglich: 

Fachstelle für Aids- und Sexualfragen
Tellstrasse 4
9000 St.Gallen 

info@ahsga.ch| 071 223 68 08 

HIV-/STI-Beratung: Adrian Knecht

Neue Geschäftsleitung der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen

7. Oktober 2025

Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen verzeichnet einen Wechsel in der Geschäftsleitung: Seit dem 1. September 2025 ist Adrian Knecht neuer Geschäftsleiter und Nachfolger von Simone Dos Santos.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: AHSGA/Mattes Films AG

 

HIV-/STI-Beratung: Adrian Knecht

Adrian Knecht: neuer Geschäftsleiter der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen.

 

Ende August hat Simone Dos Santos ihre Tätigkeit bei der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen beendet. Davor engagierte sie sich 18 Jahre lang in der sexuellen Bildung für Volksschulen, soziale Institutionen, Berufsschulen und Migrationsprojekte sowie in der HIV-/STI-Prävention und Beratung. Die letzten sechs Jahre wirkte sie als Geschäftsleiterin der Fachstelle.

Simone Dos Santos, ehemalige Geschäftsleiterin der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen

Simone Dos Santos, ehemalige Geschäftsleiterin der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen.

Immer mit dabei: viel Herzblut für eine aufgeklärte, offene und vielfältige Gesellschaft. Dazu die AHSGA-Präsidentin Andrea Schöb: «Wir danken Simone für ihr unermüdliches und leidenschaftliches Engagement der letzten fast zwei Jahrzehnte. Ihre Haltung und Werte haben uns inspiriert – die bewährte Arbeit werden wir weiterführen und weiterentwickeln. Für ihren weiteren Weg wünschen wir Simone nur das Beste.»

 

Adrian Knecht: Sozialarbeiter mit Erfahrung in der sexuellen Gesundheit

Seit 2020 ist Adrian Knecht bei der Fachstelle als Projektleiter Prävention MSM/LGTBIQA+ im Einsatz. In dieser Funktion betreute er die HIV-/STI-Prävention für MSM* und TSM* mit Kampagnen, Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit. Ausserdem leitete er das COMOUT-Schulprojekt und koordinierte die Einsätze des Freelance-Teams.

*MSM/TSM: Männer (= MSM) und trans Personen (= TSM), die Sex mit Männern haben

Adrian Knecht ist Sozialarbeiter und hat sich im Bereich sexuelle Gesundheit weitergebildet. Neben der beruflichen Tätigkeit bringt er Erfahrung aus ehrenamtlichen Engagements bei einem queeren Dachverband, in der offenen Jugendarbeit und der Kommunalpolitik mit.

 

Über die AHSGA und Fachstelle für Aids- und Sexualfragen

Der Verein Aids-Hilfe St.Gallen-Appenzell (AHSGA) existiert seit 1985 und ist heute Träger der professionell geführten Fachstelle für Aids- und Sexualfragen. Ihr Auftrag umfasst ganzheitliche Angebote in der sexuellen Bildung und sexuellen Gesundheit. Sie setzt sich für sexuelle Gesundheit, Prävention, Begleitung von Menschen mit HIV, sexualpädagogische Angebote und queere Lebensrealitäten ein. Diskretion, Offenheit und Fachkompetenz prägen ihre Arbeit.

Weiterführende Infos:

Sexuelle Bildung

Sexuelle Gesundheit

 

Positive Life – alles rund um das Leben mit HIV

Zero Discrimination Day 2025: Signifikante Diskriminierung von Menschen mit HIV im Gesundheitswesen

1. März 2025

Trotz des medizinischen Fortschritts und einer zunehmenden Sensibilisierung stellt die Diskriminierung von Menschen mit HIV in der Schweiz nach wie vor eine Realität dar. Vor allem in der Spitex und in Altersheimen sind Vorurteile und Benachteiligungen zu beobachten.

Text: Predrag Jurisic/Aids-Hilfe Schweiz
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

 

Älter werden mit HIV: Besonders in der geriatrischen Versorgung fehlt es an Wissen über HIV.

Älter werden mit HIV: Besonders in der geriatrischen Versorgung fehlt es an Wissen über HIV.

 

2014 initiierten UNAIDS und die Vereinten Nationen den Zero Discrimination Day, um ein Zeichen gegen die Diskriminierung von Menschen mit HIV zu setzen. Dieser jährlich am 1. März begangene Tag hat das Ziel, weltweit auf diese Problematik aufmerksam zu machen und gegen Diskriminierung vorzugehen.

Auch in der Schweiz sind Diskriminierungen von Menschen mit HIV immer noch weit verbreitet. Dies zeigen die Diskriminierungsmeldungen, die die Aids-Hilfe Schweiz im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sammelt. 2024 registrierte die Aids-Hilfe Schweiz 91 Diskriminierungsmeldungen. Über ein Drittel stammte aus dem Gesundheitswesen, wie die nachfolgende Grafik zeigt:

Diskriminierungsmeldungen von Menschen mit HIV 2024

Alle Zahlen und Fakten zu Diskriminierungsmeldungen für das Jahr 2024 gibt es im aktuellen Diskriminierungsbericht der Aids-Hilfe Schweiz nachzulesen.

 

Kampagnen-Fokus 2025: «Älter werden mit HIV»

Der Altersmedian von Menschen mit HIV in der Schweiz beträgt mittlerweile 54 Jahre, mehr als die Hälfte ist zwischen 45 und 64 Jahre alt. Es ist anzunehmen, dass die Zahl älterer Menschen mit HIV weiter ansteigt. Gleichzeitig fehlt es in der geriatrischen Versorgung – der medizinischen Betreuung von älteren Menschen – häufig an Wissen über HIV. Dies führt zu Fehlbehandlungen und unnötiger Stigmatisierung. Es braucht folglich eine bessere Schulung der Fachkräfte, um eine diskriminierungsfreie Versorgung zu gewährleisten.

Für die Kampagne zum Zero Discrimination Day am 1. März 2025 rückt die Aids-Hilfe Schweiz das Thema «Älter werden mit HIV» in den Fokus: «Hier sind wir!», lautet das Motto. Es verdeutlicht: Senior*innen mit HIV sind nun Teil des Gesundheits- und Pflegesystems – ob in der häuslichen Begleitung oder in sozialmedizinischen Einrichtungen. Dennoch bleiben Diskriminierung und Stigmatisierung auch in der Altenpflege ein ernstes Problem.

 

Leitfaden für Fachpersonen, die ältere Menschen mit HIV begleiten

Um der Diskriminierung und Stigmatisierung in der Altenpflege zu begegnen, gibt es neu einen Leitfaden für Fachpersonen, die ältere Menschen mit HIV begleiten: Dieser Leitfaden enthält bewährte Praktiken sowie medizinische, soziale und rechtliche Informationen.

Leitfaden für Fachpersonen, die ältere Menschen mit HIV begleiten

Leitfaden für Fachpersonen, die ältere Menschen mit HIV begleiten

 

Kostenlose Rechtsberatung für Menschen mit HIV

Menschen mit HIV können sich gegen die Diskriminierungen wehren – mithilfe der kostenlosen Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz. Die Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz klärt ab, informiert, berät und vermittelt – ob bei Diskriminierungen im Gesundheitswesen, bei der Arbeit oder bei Privatversicherungen.

Mehr zur kostenlosen Rechtsberatung für Menschen mit HIV.

Schweigen Sie nicht, wenn Sie diskriminiert werden, und melden Sie, was vorgefallen ist. Ihre Anfrage wird streng vertraulich behandelt. Die Dienstleistung der Aids-Hilfe Schweiz ist kostenlos.

Das Beratungsteam ist an folgenden Tagen für Sie da:
Dienstag, 9–12 Uhr und 14–16 Uhr
Donnerstag, 9–12 Uhr und 14–16 Uhr

Telefon: 044 447 11 11
Fax: 044 447 11 12
E-Mail: recht@aids.ch
Postadresse: Aids-Hilfe Schweiz, Freilagerstrasse 32, 8047 Zürich

 

Positive Life – alles rund um das Leben mit HIV

Positive Life ist eine Plattform für Information und Austausch zum Leben mit HIV – von, mit und für Menschen mit HIV. Die Trägerin dieser Plattform ist die Aids-Hilfe Schweiz. Auf Positive Life gibt es bewegende Geschichten zu sehen, aber auch wichtige medizinische Infos und rechtliche Tipps, die weiterhelfen.

Positive Life – alles rund um das Leben mit HIV

Positive Life – alles rund um das Leben mit HIV

 

 

Reges Interesse an der queeren Weiterbildung in St.Gallen

Weiterbildung «Jugendarbeit wird queer(er)!»: ein Rückblick

Die Weiterbildung «Jugendarbeit wird queer(er)!» stiess auf reges Interesse: Rund 40 Fachpersonen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und anderer Fachrichtungen des Kantons St.Gallen nahmen daran teil. Organisatorin der Weiterbildung war die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Soziales des Kantons St.Gallen.

Text: Predrag Jurisic/Julia Schmid
Beitragsbild: Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA)/Amt für Soziales

Reges Interesse an der queeren Weiterbildung in St.Gallen

Reges Interesse an der queeren Weiterbildung in St.Gallen: Julia Schmid beim Erklären des Tagesablaufs.

«Jugendarbeit wird queer(er) – Vielfalt verstehen, fördern und stärken»: So lautete das Motto der Weiterbildung, die am 16. Januar 2025 im collektiv st.gallen stattfand. Auf dem Vormittagsprogramm standen unter anderem Referate zu folgenden Themen:

  • Die psychische Gesundheit von queeren Jugendlichen (Andreas Pfister, ZHAW)
  • Spezifische Herausforderungen von trans und non-binären Jugendlichen (Sandro Niederer, TGNS)
  • Prävention und Intervention in Bezug auf Queerfeindlichkeit (Sandra Schäfer, Du bist Du)
  • Trans und non-binäre Jugendliche: Wie entsteht Geschlecht? (Sandro Niederer, TGNS)

Nachmittags gaben Erfahrungsberichte der zwei queeren Treffangebote Queerterthur aus Winterthur (Melanie Wassmer) und Jugi4 aus der Stadt Zürich (Annika Rubitschung) Einblicke in erfolgreich umgesetzte Projekte queerer Jugendarbeit. Diskussionstische, an denen die Teilnehmenden Ideen und Ansätze zu queersensibler Jugendarbeit austauschten, rundeten die Weiterbildung ab.

 

Diskussionstisch zu queersensibler Jugendarbeit

Diskussionstisch zu queersensibler Jugendarbeit

 

Ein wichtiger Schritt in der queeren Jugendarbeit

In der täglichen Arbeit mit Jugendlichen begegnen Fachkräfte einer Vielzahl von Herausforderungen – insbesondere, wenn es um queere Jugendliche geht. Diese sehen sich häufig Vorurteilen, Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt, was erhebliche Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit hat.

Die Weiterbildung hatte zum Ziel, Fachpersonen das nötige Wissen und praktische Werkzeuge an die Hand zu geben: «Mit diesem Wissensrucksack ausgerüstet, können Fachpersonen die Bedürfnisse und Ressourcen von queeren Jugendlichen besser verstehen und unterstützen», erklärt Julia Schmid, Sexualpädagogin der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen und Projektverantwortliche.

 

Weiterbildung ein grosser Erfolg

Die Idee zur eintägigen Weiterbildung entstand im Juni 2024 mit Rahel Fenini, Co-Leiterin der Abteilung Integration und Gleichstellung beim Amt für Soziales des Kantons St.Gallen: «Wir fragten uns: Wie können wir unser Weiterbildungsangebot «Jugendarbeit im Kanton St.Gallen wird queer(er)» bekanntmachen und Interessierte gewinnen? Mit der Tagung schufen wir ein niederschwelliges Angebot, das auch Einzelpersonen nutzen konnten», erklärt Julia Schmid.

Und so war es dann auch, wie Julia Schmid freudig anfügt: «Die Resonanz auf die Weiterbildung war überwältigend. Die hohe Teilnehmer*innenzahl verdeutlichte das Interesse und die Notwendigkeit, queere Themen in der Jugendarbeit stärker zu verankern.»

Einige Teilnehmende der Weiterbildung stellten fest, dass sie dieses Thema mit den Weiterbildungsmodulen und Coachingstunden vertiefen möchten.

 

Gemeinsam für eine inklusive Zukunft

Die Weiterbildung «Jugendarbeit wird queer(er)!» war ein bedeutender Schritt zur Stärkung queerer Jugendlicher im Kanton St.Gallen. Durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen wollen die Organisator*innenen und Teilnehmer*innen gemeinsam daran arbeiten, queere Jugendliche zu fördern, indem sie mehr Angebote und sichere Räume schaffen.

Auch erwies sich das collectiv st.gallen als guter Veranstaltungsort, wie Julia Schmid betont: «Die sehr offenen und spielerisch gestalteten Räumlichkeiten sind dem Rahmen gerecht geworden. Das hat gut zur Thematik und zur Offenen Jugendarbeit allgemein gepasst.» Entsprechend positiv fiel das Echo der Teilnehmenden aus – vom «wohlwollenden Vibe» über eine «grosse Motivation, Neues zu lernen» bis hin zu «hervorragenden Referierenden».

 

Weiterbildungsmodule buchen

Mitarbeitende der Offenen Jugendarbeit des Kantons St.Gallen können die Weiterbildungsmodule, inklusive individuellen Coachingstunden, auch 2025 und 2026 weiterhin buchen. Das Angebot ist für die Offene Jugendarbeit kostenlos und wird durch den Kanton St.Gallen finanziert.

Mehr zum Angebot und zu den Weiterbildungsmodulen

Für Fragen zur queeren Jugendarbeit und zur Weiterbildung steht Julia Schmid unter julia.schmid@ahsga.ch zur Verfügung.

 

 

Melanie über Dating mit HIV.

Welt-Aids-Tag 2024: Ein Aufruf zur Solidarität und zum Wandel

1. Dezember 2024

Am 1. Dezember feiern wir bereits seit über 30 Jahren den Welt-Aids-Tag. Dieser Tag hebt die Rechte derjenigen hervor, die mit HIV leben, und fordert ein Miteinander, das frei von Vorurteilen und Diskriminierung ist. Zudem gedenken wir der Menschen, die an den Folgen von HIV und Aids verstorben sind.

Text: Aids-Hilfe Schweiz/Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA)
Beitragsbild: Kampagne zum Welt-Aids-Tag

 

Melanie über Dating mit HIV.

Im Video erzählt Melanie (31) über Dating mit HIV.

 

Heute ist es wieder so weit: Wir zelebrieren den Welt-Aids-Tag! Dieser Tag dient nicht nur als Rückblick auf die Herausforderungen der Vergangenheit, sondern inspiriert uns, aktiv an einer besseren Zukunft zu arbeiten.

 

«Undetectable = Untransmittable» (U = U)

Die Botschaft hinter «Undetectable = Untransmittable» (U = U) ist klar: Menschen mit HIV, die eine erfolgreiche Therapie erhalten, können das Virus nicht an andere weitergeben. Das HI-Virus ist nicht mehr nachweisbar (= undetectable) und somit auch nicht mehr übertragbar (= untransmittable). Diese wichtige Erkenntnis trägt dazu bei, Vorurteile abzubauen und die Wahrnehmung von HIV zu verändern.

Das Leben mit HIV hat sich transformiert: Es bietet Raum für Chancen, Liebe und Lebensfreude. Lassen Sie uns alle dafür eintreten, dass diese Realität anerkannt wird!

Indem wir Geschichten und Erfahrungen von Menschen mit HIV teilen, veranschaulichen wir, wie vielfältig und positiv das Leben mit HIV gestaltet sein kann. Nutzen wir diesen Tag, um ein Zeichen gegen Vorurteile zu setzen und unsere Solidarität zu zeigen. Gemeinsam können wir eine Welt schaffen, in der jeder, der mit HIV lebt, ohne Angst und Diskriminierung existieren kann.

 

Kampagne zum Welt-Aids-Tag 2024

Zum Welt-Aids-Tag 2024 ruft die Aids-Hilfe Schweiz dazu auf, überholte Vorstellungen über HIV zu hinterfragen und Solidarität zu zeigen. Eine digitale Kampagne mit Kurzvideos von jungen Menschen mit HIV vermittelt persönliche Einblicke, um Wissen zu verbreiten und Ängste abzubauen.

Mehr zu den Videos unter diesem Link

 

HIV und Aids in Zahlen

 

In der Schweiz

In der Schweiz leben im Jahr 2022 etwa 17’500 Menschen mit HIV. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) berichtete im gleichen Jahr von 371 neuen HIV-Diagnosen, was einem Anstieg von 14 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die meisten dieser Fälle betreffen Männer, die Sex mit Männern haben, während Ansteckungen bei trans und intergeschlechtlichen Individuen nicht ausreichend dokumentiert sind. Die Inzidenz und Ansteckungswege bleiben im Wesentlichen gleich – prävalent sind heterosexuelle Kontakte bei Frauen und ein geringer Einfluss durch injizierenden Drogenkonsum.

 

Weltweit

Weltweit leben im Jahr 2023 etwa 39,9 Millionen Menschen mit HIV. Zu den tragischen Statistiken gehören:

  • 1,3 Millionen Neuinfektionen, darunter etwa 44 % cisgeschlechtliche Frauen.
  • 630.000 Todesfälle aufgrund von Aids-bedingten Krankheiten – das entspricht einer Person pro Minute.
  • 30,7 Millionen Menschen haben Zugang zu antiretroviralen Therapien.

Seit Beginn der Epidemie haben sich insgesamt 88,4 Millionen Menschen mit HIV infiziert, 42,3 Millionen Menschen sind an Aids-bedingten Krankheiten gestorben. Positiv zu vermerken ist, dass die Todesfälle seit ihrem Höchststand im Jahr 2004 um 69 % gesenkt wurden. Dennoch ist die Finanzierung des HIV-Kampfes zwischen 2020 und 2023 um 7,9 % gesunken.

Quellen:

Bundesamt für Gesundheit (BAG)

UNAIDS

WHO

 

Unterstützung bei Diskriminierung

Wenn Sie Zeuge von Diskriminierung werden oder selbst betroffen sind, melden Sie dies der Aids-Hilfe Schweiz. So können Sie dazu beitragen, ein Bewusstsein für die Belange von Menschen mit HIV zu schaffen. Hier geht’s zum Meldeformular.

 

Weitere Informationen zur diesjährigen Kampagne

 

Anonyme und regelmässige HIV-/STI-Tests in St.Gallen

 

Ein HIV-/STI-Test gibt Klarheit über den eigenen Gesundheitsstatus. Anonymes und regelmässiges Testen ist wichtig und soll unkompliziert zugänglich sein. Darum führt die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Zusammenarbeit mit HOCH Health Ostschweiz Tests auf der Fachstelle durch. Alle Informationen und Termine dazu gibt es auf der Seite «Testen auf der Fachstelle».

Weitere Testmöglichkeiten bietet die infektiologische Sprechstunde für sexuell übertragbare Krankheiten (STI) von HOCH Health Ostschweiz: Hier geht’s zu den Terminen, Preisen und Anmeldemöglichkeiten.

 

 

 

Queere Jugendarbeit im Kanton St.Gallen

Weiterbildung «Jugendarbeit wird queer(er)!»: 16. Januar 2025

«Jugendarbeit wird queer(er) – Vielfalt verstehen, fördern und stärken»: Unter diesem Motto steht am 16. Januar 2025 die Weiterbildung für Fachpersonen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit des Kantons St.Gallen. Diese Weiterbildung findet im collektiv st.gallen statt – organisiert von der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Soziales des Kantons St.Gallen.  

 

Darum geht’s in der Weiterbildung

In deiner täglichen Arbeit begegnest du Jugendlichen in all ihrer Vielfalt – und genau diese gilt es zu fördern und zu schützen.

Queere Jugendliche stehen oft vor besonderen Herausforderungen und sind mit Vorurteilen, Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung konfrontiert. Dies hat einen grossen Einfluss auf ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden.

Um ihnen die Unterstützung zu geben, die sie brauchen, und sie in ihrer Entwicklung zu stärken, laden wir dich herzlich zu unserer Weiterbildung «Jugendarbeit wird queer(er)!» ein. Die Weiterbildung hat zum Ziel, das Verständnis für den Umgang mit besonderen Bedürfnissen, Herausforderungen und Ressourcen von queeren Jugendlichen zu fördern und zeigt konkrete Umsetzungsmöglichkeiten auf.

 

Programmübersicht/Veranstaltungsort

Vormittag

  • Psychische Gesundheit von queeren Jugendlichen
  • Trans und non-binäre Jugendliche
  • Prävention & Intervention in Bezug auf Queerfeindlichkeit

Nachmittag

  • Erfahrungsberichte von zwei queeren Treffangeboten
  • Diskussionstische zu queersensibler Jugendarbeit

Die Weiterbildung findet im collektiv st.gallen statt (Marktplatz 24, 9000 St.Gallen). Die genauen Zeiten der Weiterbildung folgen.

Alle Informationen findest du auch in unserem Flyer.

 

Zielgruppe

Die Weiterbildung richtet sich primär an Fachpersonen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit des Kantons St.Gallen.

Darüber hinaus sind auch andere Fachpersonen, die im regelmässigen Austausch mit queeren Jugendlichen sind (Schulsozialarbeitende etc.), herzlich eingeladen.

 

Kosten

Die Weiterbildung ist kostenlos, die Verpflegung inkludiert.

 

Organisation und Kontakt

Die Weiterbildung wird von der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Soziales des Kantons St.Gallen organisiert. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, Fachpersonen in ihrer Arbeit mit queeren Jugendlichen zu unterstützen und zu stärken.

Kontakt für Fragen zur Weiterbildung: julia.schmid@ahsga.ch.

 

Weiterbildung ausgebucht

Die Weiterbildung erfreut sich einer grossen Teilnahme, weshalb wir das Anmeldefenster geschlossen haben.

 

Alles zum Safer Sex: Mach den Safer-Sex-Check!

Sex? Aber sicher –
mit dem Safer-Sex-Check!

30. Juli 2024

Neues zum Safer Sex: Die neue LOVE-LIFE-Kampagne «Ready!» betont den Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen – mit dem Safer-Sex-Check. Dieser bietet persönliche, risikobasierte Schutz- und Testempfehlungen.

Text: Predrag Jurisic/LOVE-LIFE-Kampagne
Beitragsbild: LOVE-LIFE-Kampagne

 

 

Bis 2030 sollen in der Schweiz keine neuen Übertragungen von HIV sowie den Hepatitis B- und C-Viren mehr stattfinden. Auch sollen die Ansteckungen mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) sinken. So das Ziel der neuen LOVE-LIFE-Kampagne «Ready!», die am 26. April 2024 gestartet ist. Die Kampagne konzentriert sich auf persönliche, risikobasierte Schutz- und Testempfehlungen für die Bevölkerung. Dafür wurde ein Safer-Sex-Check entwickelt, der individuelle Handlungsmöglichkeiten aufzeigt.

Die Schweiz verzeichnet eine lange und erfolgreiche Präventionsarbeit im Bereich von HI- sowie Hepatitis B- und C-Viren. Neben der Prävention – wie im Rahmen der LOVE-LIFE-Kampagnen – gab es auch bei der Behandlung bedeutende Fortschritte. Dank vermehrter Tests lassen sich auch andere sexuell übertragbare Infektionen häufiger erkennen und behandeln.

 

 

«Ready! Mach deinen Safer-Sex-Check»

Der Begriff «Safer Sex» bezog sich ursprünglich auf Präventionsmassnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung mit HIV, wobei das Kondom eine zentrale Rolle spielte. Heute umfasst «Safer Sex» auch den Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Die neue Kampagne setzt daher auf persönliche, risikobasierte Schutz- und Testempfehlungen – mit dem Safer-Sex-Check: Dieser besteht aus einer anonymen Umfrage, die nach dem Beantworten aller Fragen individuelle Handlungsmöglichkeiten aufzeigt. Deshalb auch die neue Hauptbotschaft der Kampagne: «Mach deinen Safer-Sex-Check!» Erst dann ist man «ready!» (bereit) für Sex. Das Kondom bleibt ein wichtiges Präventionsmittel, steht jedoch nicht mehr im Zentrum der Kampagne.

Unter lovelife.ch finden sich neben dem Check weitere vertiefende Informationen zu Themen wie Schutz, Risiken, Symptome, Tests sowie Informationen über HIV und andere STI. Nutzer*innen finden dort auch ein Verzeichnis von Beratungs- und Teststellen.

 

Eingebettet in das nationale Präventionsprogramm

Die neue LOVE-LIFE-Kampagne ist eine der Massnahmen zur Umsetzung des Nationalen Programms «Stopp HIV, Hepatitis B, Hepatitis C-Virus und sexuell übertragbare Infektionen (NAPS)», das der Bundesrat im November 2023 verabschiedet hat. Es zielt darauf ab, dass es bis 2030 zu keinen neuen Übertragungen von HIV sowie den Hepatitis B- und C-Viren mehr in der Schweiz kommt.

Zudem sollen die Infektionen anderer sexuell übertragbarer Krankheitserreger (insbesondere Syphilis, Gonorrhoe, Chlamydien) sinken, ebenso Krebs oder Genitalwarzen durch eine Ansteckung mit dem Humanen Papilloma Virus (HPV). Das Ziel ist die generelle Verbesserung der sexuellen Gesundheit der Bevölkerung. Wie eine neue repräsentative Umfrage zum Wissen über Safer Sex zeigt, bestehen nach wie vor Wissenslücken in der Bevölkerung.

 

Weiterführende Informationen als PDF zum Download

Medienmitteilung LOVE-LIFE-Kampagne

Faktenblatt

Safer-Sex-Bevölkerungsumfrage

 

Videos der neuen Kampagne für 2024

 

 

 

Anonyme und regelmässige HIV-/STI-Tests in St.Gallen

 

Ein HIV-/STI-Test gibt Klarheit über den eigenen Gesundheitsstatus. Anonymes und regelmässiges Testen ist wichtig und soll unkompliziert zugänglich sein. Darum führt die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Zusammenarbeit mit HOCH Health Ostschweiz Tests auf der Fachstelle durch. Alle Informationen und Termine dazu gibt es auf der Seite «Testen auf der Fachstelle».

Weitere Testmöglichkeiten bietet die Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz.

 

 

 

Aktion «HIV heute» mit Theater und Kantonsspital St.Gallen

Reden über HIV – auch am
Konzert und Theater St.Gallen

15. Mai 2024

So geschehen am Samstag, dem 20. April 2024: Anlässlich einer Aufführung des rockigen Kult-Musicals «Rent» führte die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen zusammen mit HOCH Health Ostschweiz und dem Konzert und Theater St.Gallen die Aktion «HIV heute» durch. Zudem konnten sich Besucher*innen kostenlos vor Ort auf HIV testen lassen.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA)

 

Aktion «HIV heute» mit Theater und Kantonsspital St.Gallen

«HIV heute» im Konzert und Theater St.Gallen (v. l. n. r.): Adrian Knecht (Fachstelle für Aids- und Sexualfragen), Julia Notter (Oberärztin an der Klinik für Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz) und Simone Toppino (Assistenzarzt) sprachen mit den Musicalgästen über HIV.

 

Das Musical «Rent» spielt im New York der 1990er Jahre. Im Zentrum stehen junge Künstler*innen, die nach Liebe und Akzeptanz suchen und darauf hoffen, mit ihrer Kunst erfolgreich zu sein. Gleichzeitig ist ihr Leben vom Kampf gegen HIV geprägt. In den 1990ern kam eine HIV-Diagnose einem Todesurteil gleich – so auch im Musical. Die Medizin konnte in dieser Zeit den Ausbruch von Aids nur hinauszögern.

 

Doch was bedeutet HIV heute?

Darüber sprachen Fachpersonen der Klinik für Infektiologie, Infektionsprävention und Reisemedizin von HOCH Health Ostschweiz und der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen mit Besucher*innen der «Rent»-Vorstellung am 20. April. Dazu Oberärztin Julia Notter: «HIV ist heute immer noch nicht heilbar, lässt sich aber gut behandeln wie andere chronische Erkrankungen. Menschen mit HIV haben unter einer wirksamen HIV-Therapie eine normale Lebenserwartung und können dank der Therapie das Virus auch beim Sex nicht übertragen.»

 

Diskriminierungsfreier Umgang nötig

Trotz Fortschritten in der Medizin und eines gesteigerten Bewusstseins in der Gesellschaft erleben HIV-positive Menschen in der Schweiz nach wie vor Stigmatisierung, Diskriminierung und Ausgrenzung. Diffuse Ängste und die immer noch präsenten Bilder der Aids-Epidemie in den 1980er- und 1990er-Jahren tragen dazu bei. «Deshalb haben wir zusammen mit der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz die Aktion ‹HIV heute› an einer Vorstellung des Musicals ‹Rent› am Konzert und Theater St.Gallen durchgeführt», erklärt Adrian Knecht, Projektleiter Prävention an der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen, und fügt an: «Uns ist es ein Anliegen, die Allgemeinbevölkerung mit aktuellen Infos zu HIV zu versorgen und Ängste zu nehmen. Ausserdem setzen wir uns für einen diskriminierungsfreien Umgang mit Menschen mit HIV ein.»

HIV lässt sich im Alltagskontakt nicht übertragen – weder beim Händedruck noch beim gemeinsamen Benutzen von Toiletten, Bettwäsche oder Geschirr. Auch Küssen, Streicheln und Oralsex (ohne Blut oder Sperma) bedeuten kein HIV-Risiko. «Zu HIV-Risiken zählen ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr, geteilte Utensilien beim Drogenkonsum sowie Geburt», erläutert Julia Notter, und ergänzt: «Menschen unter wirksamer HIV-Therapie können ohne Angst vor Übertragung Kinder bekommen.»

 

Individuelle Schutzstrategien und kostenloser HIV-Test

Angesichts der medizinischen Fortschritte und des veränderten Dating- und Liebesverhaltens empfiehlt die aktuelle LOVE-LIFE-Kampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG) den Safer-Sex-Check: Weil jeder Mensch anders liebt, sind individuelle Schutzstrategien angezeigt – ganz im Sinne einer selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Sexualität. «Die Gestaltung der eigenen Sexualität kann sich im Verlauf des Lebens immer wieder ändern. Darum ist das Wissen über Risiken und passende Schutzstrategien zentral beim Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)», betont Adrian Knecht, und fügt hinzu: «Unsere Aktion «HIV heute» nahmen die Theaterbesucher*innen mit Interesse auf. Es fanden Gespräche zum Umgang mit HIV, zu Stigmatisierung und zu Schutzstrategien statt. Darüber hinaus boten wir vor Ort einen kostenlosen HIV-Test an. Und besonders erfreulich: Es gab Eltern, die Kondome und Informationsbroschüren für ihre Teenager mitnahmen. Zudem legten wir das ‹Positive Life Magazine› auf – ein Magazin der Aids-Hilfe Schweiz für Menschen mit HIV.»

 

Anonyme und regelmässige Testmöglichkeiten

Ein HIV-/STI-Test gibt Klarheit über den eigenen Gesundheitsstatus. Anonymes und regelmässiges Testen ist wichtig und soll unkompliziert zugänglich sein. Darum führt die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Zusammenarbeit mit HOCH Health Ostschweiz Tests auf der Fachstelle durch. Alle Informationen und Termine dazu finden Sie auf der Seite «Testen auf der Fachstelle».

Weitere Testmöglichkeiten bietet die Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz.

 

Medienbeitrag als PDF zum Download

 

Queere Jugendarbeit im Kanton St.Gallen

Jugendarbeit im Kanton St.Gallen wird queer(er)

Ja, ihr habt richtig gehört! Mit dem Projekt «Queere (1) Jugendarbeit» fördert die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen im Auftrag des Amtes für Soziales Kanton St.Gallen den Aufbau von queeren Treffangeboten. Interessierte Teams der Offenen Jugendarbeit können dazu Weiterbildungsmodule und individuelle Coachingstunden nutzen, um die Jugendarbeit vor Ort queer(er) zu gestalten oder einen queeren Jugendtreff aufzubauen.

Seid ihr motiviert, ein regelmässiges Treffangebot speziell für queere Jugendliche zu entwickeln und dafür eure Kompetenzen im Umgang mit queeren Jugendlichen zu stärken? Dann ist dieses Projekt genau das Richtige für euch!

 

Queere Jugendarbeit: Kostenloses Angebot für die Offene Jugendarbeit, finanziert durch den Kanton St.Gallen.

Queere Jugendarbeit: Kostenloses Angebot für die Offene Jugendarbeit, finanziert durch den Kanton St.Gallen.

Informationen zum Projekt und zur Teilnahme


Kick-Off mit Projektleitung und Teammitgliedern

Im Rahmen des Kick-Offs holen wir eure Vorkenntnisse, Bedürfnisse und Wünsche ab und planen die nächsten Schritte, insbesondere die Weiterbildungsmodule, im Detail.

Kick-Off mit Projektleitung und Teammitgliedern

Kick-Off: Eure Bedürfnisse und Wünsche stehen in einem ersten Schritt im Fokus.


Durchführung der Weiterbildungsmodule

Im Anschluss ans Kick-Off finden die Weiterbildungsmodule (siehe Flyer) statt. Da die Inhalte aufeinander aufbauen, empfehlen wir, alle Module zu besuchen. Die Durchführungstermine der Module legen wir individuell und passend für die OJA-Teams fest.

Queere Jugendarbeit im Kanton St.Gallen

In den Weiterbildungsmodulen erlangen Fachpersonen eine persönliche Regenbogenkompetenz für ihre Arbeit mit queeren Jugendlichen.

Ziel der Weiterbildungsmodule ist es, die teilnehmenden Teams zu befähigen, gemeinsam mit queeren Jugendlichen ein Treffangebot zu entwickeln und durchzuführen. Dabei erwerben die Fachpersonen eine persönliche Regenbogenkompetenz (2).

Queere Jugendarbeit: Ablauf und Inhalte unseres Weiterbildungsmoduls.

Queere Jugendarbeit: Ablauf und Inhalte unseres Weiterbildungsmoduls.

 

 


Coaching des Teams

Nach den Weiterbildungsmodulen hat jedes Team die Möglichkeit, fünf Coachingstunden in Anspruch zu nehmen. Diese könnt ihr individuell nutzen, z. B. für die konkrete Konzeption des Angebots, als Unterstützung bei der Umsetzung etc.

Fünf Coachingstunden pro Team inkludiert, z. B. als Unterstützung in der Konzeption eines Angebots für queere Jugendliche.

Fünf Coachingstunden pro Team inkludiert, z. B. als Unterstützung in der Konzeption eines Angebots für queere Jugendliche.


Vernetzung

Eine Vernetzung zwischen den einzelnen teilnehmenden Teams der Offenen Jugendarbeit ist angedacht, um Praxisbeispiele auszutauschen und die teamübergreifende Zusammenarbeit zu fördern.

Interessiert?

Ihr seid ein Team (oder eine Fachperson) der Offenen Jugendarbeit und wollt eure Kompetenzen im Umgang mit queeren Jugendlichen stärken? Allerdings fehlen euch noch die Ressourcen für den Aufbau eines queeren Jugendtreffs?

Dann meldet euch bei julia.schmid@ahsga.ch, um zu erfahren, welche anderen Möglichkeiten es gibt. Wir unterstützen euch gerne!


Häufige Fragen und Antworten zum Projekt (FAQ)

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Projekt.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Projekt.

In der heutigen Gesellschaft stehen Jugendliche vor einer Vielzahl von Herausforderungen und Fragen mit Bezug auf ihre Identität, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität. Für junge Menschen, die sich als Teil der queeren Community identifizieren, können diese Herausforderungen besonders komplex sein und mit einer erhöhten Vulnerabilität einhergehen. Dies belegt auch eine Studie der Hochschule Luzern (3): LGBT-Personen (4) verfügen über eine schlechtere psychische Gesundheit und erfahren mehr Diskriminierung und Gewalt. Ferner haben sie einen höheren Substanzkonsum und sind in den Bereichen sexuelle sowie körperliche Gesundheit besonders vulnerabel.

Im Hate Crime Bericht 2023 (5) ist festgehalten, dass in der Schweiz die Anzahl der gemeldeten Vorfälle, verglichen mit dem Vorjahr, um fast 50 % gestiegen ist. Von den 134 gemeldeten Hate Crimes sind etwa 80 % verbal erfolgt, bei fast 20 % handelte es sich um körperliche Gewalt.

Angesichts dieser Realität sind Jugendarbeitende und -organisationen aufgefordert, sich verstärkt auf die Bedürfnisse und Unterstützungsmöglichkeiten von queeren Jugendlichen zu konzentrieren. Safer spaces (6) sind entscheidend für die gesunde Entwicklung von queeren Jugendlichen, sagt auch Sanata Nacro, geschäftsführende Fachreferentin der Mädchen*arbeit NRW:

«Jugendliche brauchen Räume, in denen sie die Möglichkeiten haben, ihre Erfahrungen anzusprechen, ohne dass sie bagatellisiert werden, in denen Diskrimierungserfahrungen besprechbar sind. Sie brauchen die Chance, sich in Bezug auf ihre Identitätsentwicklung auszuprobieren, und zwar jenseits gesellschaftlicher Zuschreibungen.» (7)

Die Inhalte werden von der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen im Auftrag des Amtes für Soziales des Kantons St.Gallen aufgearbeitet und angeboten. Die Begleitung erfolgt durch Julia Schmid, Sexualpädagogin der Fachstelle und selbst queer.

Julia Schmid

Julia Schmid, Sexualpädagogin der Fachstelle.

Die Teilnahme an den Weiterbildungsmodulen und Coachingstunden ist kostenlos und wird vom Kanton St.Gallen finanziert.

Die Weiterbildungsmodule und die Coachingstunden finden in den Räumlichkeiten der teilnehmenden Teams der Offenen Jugendarbeit statt. Sollte keiner der Räume geeignet sein, sucht die Projektleitung nach einer Alternative.

Die Kick-Offs finden ab Anfang Juni 2024 statt, die Weiterbildungsmodule ab Anfang September 2024. Die Durchführungstermine der Module sowie für die Coachingstunden werden individuell und passend für die OJA-Teams festgelegt. Das Projekt findet während eines befristeten Zeitraums statt.

Ja! Bei Interesse wird gemeinsam festgelegt, wann die einzelnen Weiterbildungsmodule und Coachingstunden stattfinden sollen. Ein laufender Einstieg ist während der Projektlaufzeit möglich.

Ist euer Interesse geweckt? Interessierte Teams können sich per E-Mail an julia.schmid@ahsga.ch wenden, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wir freuen uns auf eure Kontaktaufnahme!


Glossar und Quellen

(1) Queer beschreibt Personen, deren sexuelle Orientierung nicht heterosexuell ist und/oder Personen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Zu queeren Menschen gehören beispielsweise lesbische, bisexuelle, schwule oder trans Personen.

(2) Regenbogenkompetenz bezeichnet die Fähigkeit einer Fachkraft, professionell, vorurteilsbewusst und möglichst diskriminierungsfrei mit dem Thema der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt umzugehen. Ulrich, M. (2020). Regenbogenkompetenz. Blätter der Wohlfahrtspflege (BdW), 167(5), 163–166.

(3) Krüger, P., Pfister, A., Eder, M., & Mikolasek, M. (2023). Gesundheit von LGBT-Personen in der Schweiz. Nomos. https://doi.org/10.5771/9783748938385.

(4) LGBT-Personen sind Menschen, die lesbisch, schwul (gay), bisexuell und/oder trans sind.

(5) Heggli, R., Recher, A., Rentsch, S., & Widmer, A. (2023). Hate Crime Bericht 2023. LGBTIQ-Helpline. https://www.pinkcross.ch/unser-einsatz/politik/hate-crime/hatecrime_bericht_2023_de.pdf

(6) Safer space beschreibt einen Raum, der sicherer ist als öffentliche Räume und dadurch von queeren Menschen als Rückzugsort genutzt wird.

(7) Heidenreich, D. (2021). Safe Spaces für die Identitätsentwicklung. Lautstark – Dein Mitgliedermagazin, 6, 42–44.

Bilder: canva.com

Zero-Discrimination-Day-2024

Zero Discrimination Day – gemeinsam gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV

1. März 2024

Trotz Fortschritten in der Medizin und eines gesteigerten Bewusstseins in der Gesellschaft erleben HIV-positive Menschen in der Schweiz nach wie vor Diskriminierung. Zum Zero Discrimination Day am 1. März startet die Aids-Hilfe Schweiz auf Positive Life eine Kampagne zur Bekämpfung von Diskriminierung.

Text: Predrag Jurisic/Aids-Hilfe Schweiz
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

 

Zero-Discrimination-Day-2024

Zero Discrimination Day 2024 – gemeinsam gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV.

 

Im Jahr 2014 haben UNAIDS und die Vereinten Nationen den Zero Discrimination Day ins Leben gerufen – als Zeichen gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV. Der jährlich am 1. März stattfindende Tag soll weltweit auf die Problematik aufmerksam machen und zum Kampf gegen Diskriminierung aufrufen.

Leider sind auch in der Schweiz Diskriminierungen von Menschen mit HIV immer noch weit verbreitet. Dies zeigen die Diskriminierungsmeldungen, die die Aids-Hilfe Schweiz im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit sammelt. Im Jahr 2023 gingen bei der Aids-Hilfe Schweiz 94 Diskriminierungsmeldungen ein. Die meisten davon stammen aus dem Gesundheitswesen:

Diskriminierungsmeldungen von Menschen mit HIV 2023

Diskriminierungsmeldungen von Menschen mit HIV 2023.

Alle Zahlen und Fakten zu Diskriminierungsmeldungen für das Jahr 2023 finden sich im aktuellen Diskriminierungsbericht der Aids-Hilfe Schweiz.

 

Kostenlose Rechtsberatung für Menschen mit HIV

HIV-positive Menschen können sich gegen die Diskriminierungen wehren – mithilfe der kostenlosen Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz. Die Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz klärt ab, informiert, berät und vermittelt – ob bei Diskriminierungen im Gesundheitswesen, bei der Arbeit oder bei Privatversicherungen.

Mehr zur kostenlosen Rechtsberatung für Menschen mit HIV.

Schweigen Sie nicht, wenn Sie diskriminiert werden, und melden Sie, was vorgefallen ist. Ihre Anfrage wird streng vertraulich behandelt. Die Dienstleistung der Aids-Hilfe Schweiz ist kostenlos.

Das Beratungsteam ist an folgenden Tagen für Sie da:
Dienstag, 9–12 Uhr und 14–16 Uhr
Donnerstag, 9–12 Uhr und 14–16 Uhr

Telefon: 044 447 11 11
Fax: 044 447 11 12
E-Mail: recht@aids.ch
Postadresse: Aids-Hilfe Schweiz, Freilagerstrasse 32, 8047 Zürich

 

Positive Life setzt zum Zero Discrimination Day ein Zeichen

Positive Life ist eine Plattform für Information und Austausch zum Leben mit HIV – von, mit und für Menschen mit HIV. Die Trägerin dieser Plattform ist die Aids-Hilfe Schweiz. Zum Zero Discrimination Day setzt Positive Life ein Zeichen mit einer Kampagne und einem Video:

 

Schweigen Sie nicht, wenn Sie diskriminiert werden, und melden Sie sich bei der Aids-Hilfe, was vorgefallen ist:

Telefon: 044 447 11 11
Fax: 044 447 11 12
E-Mail: recht@aids.ch
Postadresse: Aids-Hilfe Schweiz, Freilagerstrasse 32, 8047 Zürich

 

«SOGUS – Sexuelle Orientierung, Geschlecht und Schule» (2022–2024)

Über die Hälfte von LGBTIQA+ Schüler*innen fühlt sich an Schulen unwohl oder nicht sicher

19. Februar 2024

Ein neuer Forschungsbericht zur Situation von LGBTIQA+ Jugendlichen an Deutschschweizer Schulen zeigt: Über die Hälfte fühlt sich in der Schule unwohl oder nicht sicher. Dies aufgrund von Abwertungen, homo-, bi- und transfeindlichen Sprüchen und Ausgrenzung.

Text: Predrag Jurisic/SOGUS-Projekt
Beitragsbild: Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (IZFG)

 

«SOGUS – Sexuelle Orientierung, Geschlecht und Schule» (2022–2024)

«SOGUS – Sexuelle Orientierung, Geschlecht und Schule» (2022–2024): ein Projekt der Universität Bern, der Pädagogischen Hochschule Zürich und der Pädagogischen Hochschule Bern.

 

«Wie geht es LGBTQ+ Jugendlichen in Deutschschweizer Schulen?» Dieser Leitfrage ist der Forschungsbericht des Projektes «SOGUS – Sexuelle Orientierung, Geschlecht und Schule» nachgegangen – mit Ergebnissen, die aufhorchen lassen: 58,4 % der befragten LGBTIQA+ Jugendlichen im Alter von 14 bis 19 Jahren fühlen sich in der Schule unwohl oder nicht sicher. Dies aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität und/oder ihres Geschlechtsausdrucks. Bei trans Jugendlichen sind es gar 68,8 %, bei nicht-binären Schüler*innen 52,5 %.

Dieses Unwohlsein oder fehlende Sicherheitsgefühl mündet darin, dass:

  • 42,1 % der Befragten im letzten Monat mindestens einen ganzen Schultag verpasst haben, jede siebte Person (14,2 %) sogar vier oder mehr Tage.
  • 14,3 % der Teilnehmenden deswegen die Schule gewechselt haben. Bei trans Jugendlichen sind es 25 %.

 

Fehlende Unterstützung und Akzeptanz im Schulumfeld

Neben den homo-, bi- und transfeindlichen Sprüchen macht den LGBTIQA+ Jugendlichen auch die fehlende Unterstützung und Akzeptanz im Schulumfeld zu schaffen: Knapp die Hälfte der Befragten (49,1 %) bekommt homofeindliche Bemerkungen vom Schulpersonal zu hören, 92,1 % von ihren Mitschüler*innen. Auch fehlt laut 53,7 % der Teilnehmenden eine Intervention von Lehrpersonen, wenn es zu abwertenden Sprüchen kommt. 60,2 % der trans und 60,3 % der nicht-binären Jugendlichen erfahren verbale Belästigung aufgrund ihrer Geschlechtsidentität, 42,5 % der cisgeschlechtlichen homosexuellen Jugendlichen wegen ihrer sexuellen Orientierung.

Dies hat zur Folge, dass drei Viertel der befragten LGBTIQA+ Jugendlichen Belästigungen und Übergriffe den Lehrpersonen nie melden. Die häufigsten Gründe hierfür sind: keine Erfolgsaussichten, Angst vor ungewollter Aufmerksamkeit und das Beurteilen als «nicht schlimm genug». Und wer sich dann doch traut und Vorfälle meldet, erhält von den Lehrpersonen keine Unterstützung. Dies berichtet knapp die Hälfte (49 %) der befragten LGBTIQA+ Jugendlichen.

 

Lehrplan Q mit Unterstützungsangebot für Deutschschweizer Schulen

Oft sind Lehrpersonen und Schulleitungen auch überfordert, weil ihnen gut zugängliche Unterstützungsangebote fehlen. Das Projekt Lehrplan Q schafft hier Abhilfe – mit Materialien, Weiterbildungsangeboten und der Vermittlung von Klassenbesuchen zur Sensibilisierung der Schüler*innen. Hauptträgerin des Projekts ist Pink Cross. Zu den nationalen Projektpartnern gehören die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) sowie das Transgender Network Switzerland (TGNS).

Projekt Lehrplan Q: Unterstützungsangebote für Schulleitungen und Lehrpersonen

Projekt Lehrplan Q: Unterstützungsangebote für Schulleitungen und Lehrpersonen.

 

Klassenbesuche auch von der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA)

Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA) ist ebenfalls Projektpartnerin von Lehrplan Q. Sie organisiert Klassenbesuche in den Kantonen St.Gallen, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden. Das Schulprojekt dazu heisst COMOUT und wird von Volks- und Berufsschulen rege genutzt. Dabei besuchen homo- und/oder bisexuelle Freelancer*innen Schulklassen oder Jugendgruppen.

Bei diesen Begegnungen geht es zum einen um grundlegende Wissensvermittlung im Bereich der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt. Zum anderen steht vor allem die persönliche Begegnung mit einer queeren Person im Fokus.

Die Schüler*innen erfahren durch das autobiografische Erzählen der Freelancer*innen, wie deren Coming-out abgelaufen ist, welche Schwierigkeiten damit verbunden waren und auch, was sich dadurch im Leben dieser Person zum Positiven verändert hat.

Interessierte Schulleitungen und Lehrpersonen aus St.Gallen und Appenzell wenden sich für das COMOUT-Projekt direkt an die Fachstelle unter: info@ahsga.ch | 071 223 68 08. Weitere Projektpartner*innen der Deutschschweiz finden Sie auf Lehrplan Q.

 

Präventionsnews

Präventionsnews: Check at Home, MPox-Impfung, PrEP

23. Januar 2024

Für das Jahr 2024 gibt es hinsichtlich der HIV-/STI-Prävention Neuigkeiten: Das Selbsttest-Kit «Check at Home» ist vorerst nicht verfügbar. Die Impfung zu MPox (Affenpocken) erfolgt neu über die Krankenkassen. Das PrEP-Medikament übernehmen die Krankenkassen ab Juli 2024.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Antonio Corigliano (pixabay.com)

Präventionsnews

Präventionsnews: Check at Home vorerst eingestellt. MPox-Impfung neu über Krankenkassen. Kostenübernahme der PrEP durch Krankenkassen.

 

Die Aids-Hilfe Schweiz überarbeitet derzeit Komponenten des Test-Kits für Zuhause «Check at Home», weshalb der Verkauf der HIV-/STI-Selbsttests für Zuhause vorerst eingestellt ist. Wer in den Kantonen St.Gallen, Appenzell Inner- und Ausserrhoden wohnhaft ist und sich anonym testen lassen möchte, hat dazu folgende Möglichkeiten:

 

Tests auf der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen und bei HOCH Health Ostschweiz

Dienstag, 13. Februar 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 13. März 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 10. April 2024 [exklusiv für trans Personen!]
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 12. Juni 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 17. Juli 2024
17:30–19:00 Uhr

Dienstag, 27. August 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 16. Oktober 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 18. Dezember 2024
17:30–19:00 Uhr

Diese Tests sind anonym und ohne Voranmeldung (weitere Infos zu Terminen, Preisen der HIV-/STI-Tests sowie zu Konditionen für Jugendliche bis 25 Jahren).

Alternativ zum Testing auf der Fachstelle gibt es die offene HIV-STI-Sprechstunde mit Online-Voranmeldung in der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz. Die Terminbuchung erfolgt über https://termin.infekt-kssg.ch/sti.

Personen, die in anderen Kantonen leben, wenden sich an spezialisierte Gesundheitszentren in ihrer Region.

 

MPox-Impfung neu über die Krankenkasse

Ab dem 1. Januar 2024 erfolgt die Abrechnung für die Mpox-Impfung über die Krankenkasse. Somit ist die Impfung neu auch Teil des Selbstbehalts und der Franchise, da sie der Bund nicht mehr übernimmt. Derzeit ist unklar, wie hoch die Kosten der Verabreichung sein werden.

Weiterhin gilt die Impfempfehlung für Personen, die mit dem MPox-Virus in Kontakt kommen könnten. Dazu gehören:

  • Männer mit wechselnden männlichen Sexpartnern
  • trans Personen mit wechselnden männlichen Sexpartnern
  • medizinisches Personal, das mit dem Virus in Kontakt kommt
  • alle, die mit einer infizierten Person engen Kontakt hatten

Wer sich zur MPox-Impfung und den damit verbundenen Kosten informieren möchte, kontaktiert dazu die kantonalen Impfstandorte.

 

Krankenkassen übernehmen ab Juli 2024 die PrEP

Die PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) ist ein Medikament, das beim Anal- oder Vaginalverkehr zuverlässig vor HIV schützt. Neu übernehmen ab dem 1. Juli 2024 die Krankenkassen die Kosten für die PrEP (abzüglich Franchise und Selbstbehalt). Bisher kostete das Medikament Nutzer*innen des PrEP-Programms  SwissPrEPared 40 Franken pro Monatspackung.

Weitere Informationen zur PrEP, zur Eignung für die PrEP und den Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten finden Sie auf unserer PrEP-Seite.

Wenn Sie Fragen zum Testing oder allgemein zu Ihrer sexuellen Gesundheit haben, kontaktieren Sie uns über einen dieser Kanäle: info@ahsga.ch | 071 223 68 08 | WhatsApp.

Snack-Päckli zum Welt-Aids-Tag für KSSG-Mitarbeitende

Snack-Päckli zum Welt-Aids-Tag

1. Dezember 2023

Gemeinsam stark für eine stigmatisierungsfreie Gesundheitsversorgung von Menschen mit HIV: So lautete das diesjährige Motto der Aids-Hilfe Schweiz (AHS). Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA) nahm die nationale AHS-Kampagne auf und organisierte eine Aktion für das Gesundheitspersonal von HOCH Health Ostschweiz.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild/Bildgalerie: Andrea Dörig

Snack-Päckli zum Welt-Aids-Tag für KSSG-Mitarbeitende

Snack-Päckli zum Welt-Aids-Tag als Dankeschön für das Gesundheitspersonal von HOCH Health Ostschweiz im stigmatisierungsfreien Umgang mit Menschen mit HIV.

Heute leben schätzungsweise 17’000 Menschen mit HIV in der Schweiz. Obwohl ihre medizinische Versorgung immer besser wird, stehen sie weiterhin vor einer grossen Herausforderung – der Stigmatisierung. Die Aids-Hilfe Schweiz erhält jährlich rund 100 Meldungen von Diskriminierung, wovon die meisten das Gesundheitswesen betreffen.

Es ist daher entscheidend, eine angemessene Betreuung und einen respektvollen Umgang für HIV-Betroffene im Gesundheitswesen sicherzustellen. Aus diesem Grund wollte die diesjährige Kampagne zum Welt-Aids-Tag Werte einer inklusiven Gesundheitsversorgung vermitteln.

 

Snack-Päckli für das Gesundheitspersonal von HOCH Health Ostschweiz

Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA) nahm die nationale AHS-Kampagne auf und organisierte Snack-Päckli für das Gesundheitspersonal von HOCH Health Ostschweiz. Mit dieser Aktion dankte die Fachstelle dem Gesundheitspersonal für die inklusive Betreuung und Behandlung von Menschen mit HIV.

Begleitet wurde das Snack-Päckli mit medizinischem Fachwissen zum Thema HIV/Aids sowie mit der Botschaft, dass Menschen mit HIV unter einer erfolgreichen Therapie nicht mehr ansteckend sind. Somit ist eine Übertragung im Berufsalltag nicht möglich – eine Ansteckungsgefahr im medizinischen Alltag besteht also keine.

Weitere Informationen dazu stellt die Aids-Hilfe Schweiz auf einem eigenen Portal für Fachpersonen zur Verfügung.

 

Anonyme HIV- und STI-Tests auf der Infektiologie und Fachstelle

Bei der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz ist es möglich, ohne Voranmeldung einen anonymen HIV- und STI-Test zu machen. Das Zeitfenster dafür ist jeweils freitags zwischen 14:30 und 16:00 Uhr. Wer dagegen lieber einen anderen Termin online reservieren möchte, kann dies unter diesem Link vornehmen: https://termin.infekt-kssg.ch/sti.

Seit 2023 gibt es auch auf der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen Möglichkeiten, sich testen zu lassen. Die Termine der Testtage finden ausserhalb der üblichen Bürozeiten an ausgewählten Tagen statt. Die Testtermine für 2024 sind hier publiziert.

Wenn Sie Fragen zur sexuellen Gesundheit haben, kontaktieren Sie uns über einen dieser Kanäle: info@ahsga.ch | 071 223 68 08 | WhatsApp. Alles zu den neuen Safer-Sex-Regeln finden Sie hier.

Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene

Neu ab dem 9. Oktober am HOCH Health Ostschweiz: Online-Terminvereinbarung für HIV- und STI-Tests

4. Oktober 2023

Wer sich anonym auf HIV und STI testen lassen möchte, kann ab dem 9. Oktober 2023 dafür die Online-Terminvereinbarung der Infektiologie nutzen. Die offene Sprechstunde ohne Anmeldung gibt es freitags auch weiterhin zwischen 14:30 und 16:00 Uhr.

Text: Predrag Jurisic/Adrian Knecht
Beitragsbild: Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz

Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene

Infektiologie/Spitalhygiene von HOCH Health Ostschweiz

 

Kondome oder PrEP schützen vor HIV, aber nicht zuverlässig vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (= STI). HIV übertragen oft Menschen, die nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. Nur regelmässiges Testen schafft Klarheit.

Um dies zu fördern, bieten wir zusammen mit der Aids-Hilfe Schweiz vergünstigte HIV- und STI-Test im November an – für nur 75 Franken. Für Jugendliche bis Jahrgang 1998 und jünger ist der HIV-STI-Test kostenlos.

Das Angebot vom 1. bis 30. November 2023 gilt nur für Männer und trans Personen, die Sex mit Männern haben. Das Angebot gilt nicht für PrEP-User, wenn die Tests im Rahmen der Verlaufskontrolle durch die Krankenkasse gedeckt sind. Mehr zu den Test-Angeboten im November findest du hier.

 

Neu ab dem 9. Oktober 2023: Online-Terminvereinbarung für deinen anonymen HIV-/STI-Test

Kenne deinen Status und buche deinen nächsten Termin für deinen HIV- und STI-Test unter diesem Link: https://termin.infekt-kssg.ch/sti

Falls du ohne Voranmeldung zum Test möchtest, kannst du zu folgenden Zeiten bei der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz vorbeigehen:

jeweils freitags
14:30–16:00 Uhr

Wenn du Fragen zur Testing-Aktion, zum Kampagnenmonat oder allgemein zu deiner sexuellen Gesundheit hast, kontaktiere  uns über einen dieser Kanäle: info@ahsga.ch | 071 223 68 08 | WhatsApp.

Neu kannst du dich auch auf der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen testen lassen. Die Termine der Testtage finden ausserhalb der üblichen Bürozeiten an ausgewählten Terminen statt. Diese findest du hier.

Die Safer-Sex-Regeln auffrischen kannst du hier.

Open Air St.Gallen: Infostand Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA)

OASG-Quiz+: Was weisst du sonst noch über Liebe, Lust und Beziehungen?

 

Löse das Quiz alleine, zu zweit oder in der Gruppe – bei Fragen unterstützen wir dich/euch gerne!

Dieses Mal sind auch Mehrfachantworten möglich. Bereit? Dann klicke auf die Schaltfläche «Quiz starten».

 

OASG-Quiz: Was weisst du alles über Liebe, Lust und Beziehungen?

Löse das Quiz alleine, zu zweit oder in der Gruppe – bei Fragen unterstützen wir dich/euch gerne!

Klicke dazu auf die Schaltfläche «Quiz starten», um die erste Frage zu beantworten.

 

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

25. April 2023

Hatten Sie ein HIV-Risiko infolge eines ungeschützten Anal- oder Vaginalverkehrs? Oder gab es eine Kondompanne? Falls ja, kann die PEP als Notfallbehandlung vor einer HIV-Infektion schützen, sofern sie innerhalb von 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgt.

Text: Predrag Jurisic/Dr. Gay
Beitragsbild: Dr.Gay

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen. Sie muss allerdings innerhalb von 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgen.

Die PEP ist eine Abkürzung für Post-Expositions-Prophylaxe und dient als Notfallbehandlung nach einem möglichen HIV-Risiko. Mit einer PEP lässt sich eine HIV-Ansteckung unmittelbar nach einer HIV-Risikosituation verhindern. Allerdings muss die Einnahme der 28 Tage dauernden Therapie innerhalb von 48 Stunden erfolgen. Je früher, desto grösser ist die Chance, eine HIV-Ansteckung zu verhindern. Denn bereits sechs bis acht Stunden nach einer Risikosituation sinken die Erfolgschancen.

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

 

Was tun im Falle eines HIV-Risikos?

Prüfen Sie, ob eine Notfallbehandlung mit der PEP angezeigt ist. Lesen Sie dazu das PEP-Schema des aktuellen PEP-Flyers durch. Mit dem PEP-Schema können Sie das eigene Risiko rasch und richtig einschätzen. Auch können Sie einen Online-Check durchführen, ob eine PEP für Sie infrage kommt. Sowohl der Flyer als auch der Online-Check ersetzen keine Beratung durch eine Fachperson. Im Einzelfall kann es trotzdem sinnvoll sein, die PEP zu machen oder darauf zu verzichten.

 

PEP-Schema: Brauche ich eine PEP?

Ob der Einsatz einer PEP angezeigt ist, zeigt diese Grafik. Allerdings ersetzt das PEP-Schema keine Beratung durch eine Fachperson. Im Zweifelsfall direkt zur Notfallaufnahme des nächsten Spitals fahren. Dort ist die PEP erhältlich.

 

Wo gibt’s die PEP?

Die PEP erhalten Sie in jedem Spital. Nach einer HIV-Risikosituation, wie im obigen PEP-Schema beschrieben, sollten Sie so schnell wie möglich die Notfallaufnahme des nächsten Spitals aufsuchen. Die zentrale Notfallaufnahme für die Region St.Gallen finden Sie bei HOCH Health Ostschweiz:

Kontakt
HOCH Health Ostschweiz
Zentrale Notfallaufnahme
Rorschacher Strasse 95
CH-9007 St.Gallen
Telefon +41 71 494 11 11

Die Notfallaufnahmen der Spitäler sind 24 Stunden erreichbar. Zögern Sie im Falle einer HIV-Risikosituation nicht, diese zu kontaktieren, auch wenn Sie im Ausland sind. Kontaktieren Sie dabei Ihre Krankenkasse wegen der Kostenübernahme und lassen Sie sich im Spital am besten von einer Fachperson der Infektiologie beraten.

 

Was kostet die PEP und wer zahlt?

Die Kosten für eine PEP übernehmen die Krankenkassen. Bedenken Sie aber, dass Sie die Franchise und den Selbstbehalt bezahlen müssen. Die Kosten für die PEP lassen sich reduzieren, indem Sie beispielsweise ein Generikum verlangen. Auch hier hilft das Beratungsgespräch mit der Fachperson der Notfallaufnahme.

 

PEP oder PrEP?

Sobald Sie die PEP abgeschlossen haben, empfehlen wir Ihnen ein Beratungsgespräch bei einer Fachstelle. So können Sie abklären, welche Schutzstrategien zu Ihrem Sexleben passen. Wenn Sie häufiger HIV-Risiken ausgesetzt sind, könnte die PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) für Sie infrage kommen. Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das vor dem sexuellen Kontakt eingenommen wird. Beim richtigen Einnahmeschema schützt die PrEP vor einer HIV-Infektion so zuverlässig wie ein Kondom. Für eine Beratung sowie weitere Informationen zur PrEP klicken Sie hier.

Der Unterschied zwischen PEP und PrEP ist ganz einfach: Die PEP ist ein Notfallmedikament, das nach einer HIV-Risikosituation innerhalb von 48 Stunden eingenommen werden muss. Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das vor dem Sex eingenommen wird. So sind Sie vor HIV geschützt. Allerdings schützt die PrEP nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (= STI). Hier ist der beste Schutz, wenn Sie sich regelmässig auf Chlamydien, Gonorrhö (= Tripper) und Syphilis testen lassen.

Eine anonyme HIV-/STI-Beratung sowie anonyme HIV-/STI-Tests können Sie in der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz in Anspruch nehmen.

Hast du Lust, mitzumachen und deine persönliche Geschichte zum Thema Vielfalt zu erzählen?

Gesucht: Protagonist*innen für eine Videoclip-Serie

22. Dezember 2022

Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen sucht nach Protagonist*innen für eine Videoclip-Serie, die in der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zum Einsatz kommt. Thema: Vielfalt an sexuellen Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Beziehungsmodellen zeigen.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: pixabay.com

Hast du Lust, mitzumachen und deine persönliche Geschichte zum Thema Vielfalt zu erzählen?

Hast du Lust, mitzumachen und deine persönliche Geschichte zum Thema Vielfalt zu erzählen?

Idee zur Videoclip-Serie

Die einzelnen Protagonist*innen erzählen in ca. einer Minute ihre persönliche Lebensgeschichte zum Thema Vielfalt. Zur Umsetzung der Videoclip-Serie suchen wir deshalb Personen mit einem oder mehreren der folgenden Vielfaltsmerkmale:

  • eine bi-/pansexuelle Person
  • einen schwulen Mann
  • eine trans Person
  • eine non-binäre Person
  • eine intergeschlechtliche Person
  • eine Person vom Aro-Ace-Spektrum
  • eine heterosexuelle Person
  • eine Person, die in einer offenen oder polyamoren Beziehung lebt
  • Eltern einer Person, die eines der oben gelisteten Vielfaltsmerkmale hat

Eine lesbische Protagonistin haben wir schon gewonnen.

Bist du interessiert?

Dann melde dich bei predrag.jurisic@ahsga.ch und erfahre mehr über dieses Projekt.

Vergünstigte HIV- und STI-Tests im November

Vergünstigte HIV- und STI-Tests im November

5. Oktober 2022

«Wann ist dein nächstes Mal?», lautet die Frage der November-Kampagne von Dr. Gay (Aids-Hilfe Schweiz). Denn: Nach wie vor übertragen Menschen HIV, die glauben, HIV-negativ zu sein. Verschaff dir Klarheit und lass dich im November günstig testen.

 

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

Vergünstigte HIV- und STI-Tests im November

Vergünstigte HIV- und STI-Tests im November: Statt der üblichen 160 bis 190 Franken zahlst du nur 75 Franken für einen Full-HIV-STI-Test.

 

Männer, die mit Männern Sex haben, sowie trans Personen sind von bestimmten Infektionen besonders betroffen. Deshalb testen sie sich regelmässig auf HIV, Syphilis, Gonorrhö und Chlamydien. Denn: Trotz einer Infektion kannst du dich gesund fühlen und oft keine  Symptome haben.

Kondome oder PrEP schützen vor HIV, aber nicht zuverlässig vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (= STI). HIV übertragen oft Menschen, die nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. Nur regelmässiges Testen schafft Klarheit.

Um dies zu fördern, bieten wir zusammen mit der Aids-Hilfe Schweiz vergünstigte HIV- und STI-Test im November an – für nur 75 Franken. Für Jugendliche bis Jahrgang 1997 und jünger ist der Full-HIV-STI-Test kostenlos. Das Angebot gilt für schwule, bi und queere Männer sowie für trans Personen.

Zu folgenden Zeiten kannst du beim Ambulatorium der Klinik für Infektiologie ohne Voranmeldung zum Test vorbeigehen:

Montag
16:45–17:45 Uhr

Dienstag
08:00–08:45

Mittwoch
16:45–17:45 Uhr

Freitag
15:15–16:45 Uhr

 

Am Sonntag, 27. November 2022, führt die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Kooperation mit der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz eine Testing-Aktion in der mann-o-mann Sauna durch. Von 16 bis 19 Uhr können sich Männer, die Sex mit Männern haben, vor Ort vergünstigt testen lassen.

Wenn du Fragen zur Testing-Aktion, zum Kampagnenmonat oder allgemein zu deiner sexuellen Gesundheit hast, kontaktiere  uns über einen dieser Kanäle: info@ahsga.ch | 071 223 68 08 | WhatsApp.

Die Safer-Sex-Regeln auffrischen kannst du hier.

Living Library und Vielfalt-Party 2022

Living Library: Eintauchen in queere Lebenswelten mit Vielfalt-Party

 

5. Oktober 2022

Am Samstag, dem 19. November 2022, veranstaltet die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Kooperation mit otherside und buntes Grüppli die dritte Ausgabe der Living Library. Von 17 bis 19 Uhr können Interessierte im talhof in St.Gallen Gespräche mit queeren Menschen führen und so etwas über die Lebensrealität dieser Personen erfahren. Ab 21 Uhr steigt in der St.Gallen Libre Bar eine Party zur Feier der Vielfalt.

 

Text: Adrian Knecht/Predrag Jurisic
Bild: Lena Hohl

 

Lernen Sie die LGBTIQA+ Community kennen und lassen Sie sich dazu etwas von einem lebendigen Buch erzählen. Die Living Library ermöglicht es, im Bistro-Ambiente vom Wissen und der Erfahrungen der LGBTIQA+ Community zu profitieren und in queere Lebenswelten einzutauchen. Dazu sind Personen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen sowie Geschlechtsidentitäten vor Ort.

Parallel zur Living Library bietet die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen zusammen mit der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz eine HIV-/STI-Test-Aktion für Jugendliche an. Der Test auf HIV, Syphilis, Chlamydien und Tripper kostet 75 Franken. Wer Jahrgang 1997 oder jünger ist, profitiert von einem kostenlosen Test. Von den rabattierten Preisen profitieren sowohl Männer, die Sex mit Männern haben, als auch trans Menschen.

Von 19 bis 21 Uhr verwandelt sich der talhof zur Karaokebar. Für alle, die später noch Energie haben, steigt ab 21 Uhr in der St.Gallen Libre Bar eine Party, um die Vielfalt zu feiern.

 

Hier gibt es die Eindrücke von den letzten beiden Jahren:

Bildergalerien

Blog-Beitrag 2021

Blog-Beitrag 2020

 

Was zum Anlass in den Medien darüber stand:

Tabus brechen: Queers erzählen von Liebe, Outing und Hass
TVO (07.11.2021)

Living Library in St.Gallen
Queer Lake (07.11.2021)

«Für viele war es die erste Begegnung mit einem Bisexuellen»
Die Ostschweiz (05.11.2021)

Begegnungen mit queeren Menschen
stgallen24 (04.11.2021)

Klischees hinterfragen und Vorurteile abbauen: Queere Personen laden am Sonntag zum Tischgespräch ein
St.Galler Tagblatt Live-Ticker (04.11.2021, 16:05)

Living Library: Begegnungen mit queeren Menschen
Kanton St.Gallen (04.11.2021)

PrEP-Einnahmeschema

PrEP als Safer Sex

Die PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) ist ein ärztlich verordnetes Medikament, das beim Anal- oder Vaginalverkehr zuverlässig vor HIV schützt. Im besten Fall nehmen beide Partner*innen die PrEP ein. Korrekt eingenommen schützt das Medikament mindestens so zuverlässig wie ein Kondom. Dies ist wissenschaftlich belegt. Vorausgesetzt, die PrEP-Nutzer*innen nehmen die PrEP-Medikamente wie ärztlich verordnet ein.

Neu übernehmen in der Schweiz die Krankenkassen seit dem 1. Juli 2024 die PrEP-Medikamente (abzüglich Franchise und Selbstbehalt).

Bist du ein junger Mann im Alter zwischen 16 und 25 Jahren? Verfügst du nicht über genug Geld, um eine PrEP-Beratung/-Behandlung zu bezahlen? Dann klicke hier, um dich über Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren.

Die PrEP ist ein ärztlich verschriebenes Medikament, das vor einer HIV-Infektion bei Anal- und Vaginalverkehr schützt. Die Abkürzung PrEP steht für Prä-Expositions-Prophylaxe (= vorbeugende Behandlung). Die PrEP schützt vor HIV genauso zuverlässig wie ein Kondom, sofern die Einnahme des Medikaments wie verordnet erfolgt.

 

PrEP und Kondom schützen nur vor HIV, nicht vor anderen STI

Gegen alle anderen sexuell übertragbaren Infektionen (= STI) schützt die PrEP nicht. Auch Kondome bieten hier nicht ausreichend Schutz. Denn die anderen STI lassen sich bereits bei Oralsex, beim Petting, Fingern oder gar Küssen übertragen. Der beste Schutz vor STI besteht somit im regelmässigen Testen. Bei einem positiven Resultat lassen sich die STI  Syphilis (Lues), Gonorrhö (Tripper) und Chlamydien gut behandeln.

 

Testempfehlung

Je häufiger Sie Ihre Sexualpartner*innen wechseln, umso häufiger sollten Sie sich auf HIV und STI testen lassen. Und das unabhängig davon, ob Sie Symptome haben: Oftmals verlaufen STI symptomlos. Das heisst, Sie merken gar nicht, dass Sie sich infiziert haben, können aber die STI bereits weitergeben.

Damit Sie wissen, wie häufig Sie sich auf HIV und STI testen lassen sollten, hier eine Faustregel zur Orientierung:

  • Wer Sex hat: alle zwölf Monate.
  • Wer Sex mit etwa zehn Personen pro Jahr hat: alle sechs Monate.
  • Wer Sex mit mehr als zwanzig Personen pro Jahr hat: alle drei Monate.
  • Wer die PrEP nimmt: alle drei Monate im Rahmen der PrEP-Untersuchung.
  • Wer HIV-positiv ist: im Rahmen der ärztlichen Routinekontrolle.

Wann, wie und wo Sie sich testen bzw. impfen lassen können, erfahren Sie hier.

Das HI-Virus braucht menschliche Zellen, um sich darin zu vermehren. Es baut die eigene DNA in diejenige der menschlichen Zellen ein, sodass die menschlichen Zellen zu Produzentinnen von HI-Viren werden.

Damit dies möglich ist, braucht es bestimmte Enzyme, die das HI-Virus liefert. Und genau hier setzt die PrEP ein: Sie blockiert die Enzyme des HI-Virus, sodass dieses seine DNA nicht in die menschliche Zelle einschleusen kann. Das heisst, der menschliche Körper scheidet die aufgenommenen HI-Viren ganz einfach wieder aus.

Die Enzymblockade durch die PrEP macht dem menschlichen Körper nichts aus, weil der menschliche Körper diese Enzyme nicht hat. Die PrEP gilt somit als Safer Sex.

Vom HIV-Medikament zur HIV-Prophylaxe

Die PrEP ist ein HIV-Medikament, das für die HIV-Therapie entwickelt worden ist. Im Nachhinein hat die Forschung festgestellt, dass die PrEP nicht nur in der HIV-Therapie wirkt, sondern auch als HIV-Prophylaxe (= vorbeugende Behandlung). Deshalb steht die PrEP seit mehreren Jahren weltweit in der HIV-Prävention im Einsatz. Die PrEP enthält die beiden Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin.

PrEP und Resistenzen bei unbemerkter HIV-Infektion

Die PrEP ist keine vollständige HIV-Therapie. Eine vollständige HIV-Therapie besteht aus drei Wirkstoffen. Das heisst, wer (unbemerkt) HIV-positiv ist und die PrEP nimmt, kann die HI-Viren nicht vollständig bekämpfen. Daraus entwickeln sich Resistenzen gegen die beiden PrEP-Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin. Dies kann dann eine HIV-Therapie erschweren.

Daher braucht es bei der PrEP vorgängig einen negativen HIV-Test, ehe die PrEP verschrieben wird. Und während der PrEP-Einnahme ist regelmässig (= alle drei Monate) ein HIV-Test nötig, damit keine unbemerkte HIV-Infektion entsteht und für Resistenzen sorgt. Dass eine HIV-Ansteckung während der PrEP entsteht, ist höchst selten und hängt oft damit zusammen, dass die Medikamenteneinnahme nicht korrekt erfolgt ist.

Die PrEP gilt als Safer Sex. Dies ist wissenschaftlich belegt (vgl. Ipergay-Studie in Frankreich/Canada sowie PROUD-Studie in Grossbritannien). Vorausgesetzt, Sie nehmen die PrEP-Medikamente wie ärztlich verordnet ein (s. Grafik unten) und lassen sich regelmässig auf HIV und STI testen. Bei einer guten Adhärenz (= Therapie-/Einnahmetreue) liegt die Schutzwirkung der PrEP bei 99 %.

Einnahmeschema der PrEP

(Bild oder Link darunter anklicken, um PDF herunterzuladen)

PrEP: Wie nehme ich sie korrekt ein?

PrEP-Einnahme: Damit der bestmögliche Schutz vor HIV gegeben ist, ist das ärztlich verordnete Einnahmeschema zu beachten.

 

Die PrEP ist ein verschreibungspflichtiges HIV-Medikament und bedarf sorgfältiger ärztlicher Abklärungen, sowohl vor als auch während der PrEP-Einnahme:

  • Vor der PrEP-Einnahme: Das medizinische Fachpersonal ermittelt Ihren HIV- und STI-Status (besonders Hepatitis B) und klärt mögliche Gesundheitsrisiken (Nieren-, Leberwerte, Knochendichte) sowie Interaktionen mit anderen Medikamenten ab. Erst ein negativer HIV-Status, gesunde Nieren und Leber sowie Medikamente, die sich mit der PrEP vertragen, geben grünes Licht für eine PrEP-Einnahme.
  • Während der PrEP-Einnahme: Weil die PrEP nur vor HIV, nicht aber vor den anderen STI wie Chlamydien, Syphilis (Lues) oder Gonorrhö (Tripper) schützt, sind neben HIV- auch regelmässige STI-Tests nötig. Die Kontrolluntersuchungen finden alle drei Monate statt. Zu den Kontrolluntersuchungen gehört die regelmässige Überprüfung der Leber- und Nierenwerte sowie der Knochendichte, sofern dies angezeigt ist. So kann das medizinische Fachpersonal mögliche Folgeerscheinungen der PrEP erkennen und darauf reagieren. Auch lassen sich Medikamente auf ihre Wechselwirkung beim regelmässigen PrEP-Check ärztlich überprüfen.

Die PrEP ist in der Regel gut verträglich. In der ersten Zeit nach dem PrEP-Start (2 bis 6 Wochen) können diese Nebenwirkungen auftreten:

  • Übelkeit
  • Durchfall
  • Kopf-, Bauch- und Gelenkschmerzen
  • Müdigkeit
  • Schlafprobleme
Langzeitnebenwirkungen der PrEP

Die PrEP-Einnahme schränkt die Leistungsfähigkeit der Niere ein, da die Niere zu 90 % für den Abbau der PrEP zuständig ist. Liegt eine Nierenerkrankung vor, ist von einer PrEP-Einnahme abzuraten. Aus diesem Grund ist eine ärztliche Begleitung bei der PrEP wichtig: Nur so lassen sich die Nierenwerte regelmässig kontrollieren. Bei 2 % aller PrEP-Nutzer*innen treten diese Nebenwirkungen auf. Sollten Sie die PrEP wegen eines Nierenleidens absetzen müssen, kehrt die Nierenfunktion in der Regel wieder zu ihren Normalwerten zurück.

Auch kann die PrEP die Knochendichte leicht senken. Dies betrifft besonders trans Frauen, bei denen eine Orchiektomie (= Entfernung der Hoden) erfolgt ist. In einem solchen Fall sollten Sie mit Ihrer medizinischen Fachperson über Ihre Knochengesundheit sprechen. Generell lässt sich bei PrEP-Nutzer*innen keine Reduktion der Knochendichte beobachten, sofern sie nicht einem weiteren Risiko ausgesetzt sind wie zum Beispiel einer Cortisonbehandlung, familiären Vorbelastung oder veganen Ernährung. Um die Knochengesundheit zu stärken, erfolgt bei PrEP-Patient*innen deshalb jährlich eine Vitamin-D-Substitution.

Wenn Sie Hormone, Medikamente oder andere Substanzen wie Drogen einnehmen, können Sie unter HIV Drug Interactions (englischsprachige Seite) überprüfen, ob eine Wechselwirkung mit der PrEP vorliegt. Bei einigen Schmerzmitteln, Entzündungshemmern oder Antibiotika kann es zu Wechselwirkungen mit der PrEP kommen.

Die Einnahme von Testosteron bei trans Männern ist unbedenklich, ebenso die Einnahme von weiblichen Sexualhormonen bei trans Frauen. Allerdings sinkt dabei der Wirkstoffspiegel des einen der beiden PrEP-Wirkstoffe. Die Schutzwirkung bleibt bei einer täglichen PrEP-Einnahme (= Dauer-PrEP) gut erhalten. Nicht empfohlen jedoch ist die eventbezogene PrEP-Einnahme, z. B. für ein Partywochenende oder eine Urlaubsreise. Diese Empfehlung gilt für alle trans Personen (Wechselwirkung mit Hormoneinnahme) und cis Frauen (Anreicherung der PrEP-Wirkstoffe in der Vaginalschleimhaut benötigt länger Zeit, um die Schutzwirkung zu entfalten). Eine eventbezogene PrEP – auch PrEP on demand genannt – wirkt nur bei cis Männern zuverlässig, sofern die Einnahme korrekt erfolgt.

Wechselwirkungen der PrEP mit Drogen – einschliesslich Partydrogen wie Kokain, Ecstasy, Speed, Ketamin oder Mephedron (Chemsex/Sex on Drugs) – sind keine bekannt. Für einen sicheren Konsum (= Safer Drug Use) beachten Sie bitte diese Informationsbroschüre.

Die PrEP eignet sich für Menschen, die Gefahr laufen, sich beim Sex mit HIV zu infizieren, weil sie keine Kondome benutzen können oder möchten. Deshalb ist eine gute Einschätzung zum eigenen Risikoverhalten wichtig.

Dabei helfen diese Fragen, um herauszufinden, ob eine PrEP für Sie infrage kommt:

  • Haben Sie Schwierigkeiten, beim Sex Kondome zu benutzen?
  • Oder haben Ihre Sexualpartner*innen Mühe damit (Schmerzen, Allergien, unangenehmes Gefühl)?
  • Haben Sie Sex unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen (Chemsex/Sex on Drugs)?
  • Haben Sie Sex gegen Bezahlung?
  • Vergessen Sie das Kondom ab und zu, möchten aber deswegen kein schlechtes Gewissen haben?
  • Steht Ihnen eine Phase mit viel Sex bevor (Partywochenende, Open Air, Ferien etc.) und Sie sind nicht sicher, ob Sie immer ein Kondom benutzen werden?
  • Sind Sie wegen Ihrer sexuellen Vorlieben nicht vor HIV geschützt?
  • Können Sie sich nicht auf Ihre Sexualpartner*innen verlassen?
  • Haben Sie bereits eine der folgenden STI diagnostiziert bekommen: Syphilis, rektale Chlamydien- oder Gonokokken-Infektion?
  • Mussten Sie schon einmal die PEP (= Post-Expositions-Prophylaxe) als Notfallbehandlung wegen einer HIV-Risikosituation einnehmen?

Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beantworten, könnte die PrEP eine für Sie geeignete Schutzstrategie vor HIV sein.

Für eine genaue Abklärung wenden Sie sich an die PrEP-Sprechstunde des Kantonsspitals St.Gallen:

Ambulatorium der Klinik für Infektiologie

Tel +41 71 494 10 28
E-Mail
Haus 20, 2. Stock

Zeiten

Montag bis Freitag
8–12 und 14–17 Uhr

Bitte vereinbaren Sie per Telefon oder E-Mail einen Termin. Weitere Informationen zur PrEP-Sprechstunde finden Sie hier.

Auf swissprepared.ch sehen Sie, in welchem Zentrum bzw. bei welchem SwissPrEPared-Programmpartner Sie die PrEP bekommen. Machen Sie den Risiko-Check und erfahren Sie, ob eine PrEP für Sie infrage kommt.

Für eine ärztliche Beratung und Abklärung kontaktieren Sie die Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen (= SwissPrEPared-Programmpartner):

Ambulatorium der Klinik für Infektiologie

Tel +41 71 494 10 28
E-Mail
Haus 20, 2. Stock

Zeiten

Montag bis Freitag
8–12 und 14–17 Uhr

Bitte vereinbaren Sie per Telefon oder E-Mail einen Termin. Weitere Informationen zur PrEP-Sprechstunde finden Sie hier.

Die Kosten für PrEP setzt sich zusammen aus den Kosten für das Medikament, die medizinischen Leistungen und für die Analysen im Labor. Im PrEP-Programm von SwissPrEPared kostet eine Monatspackung mit 30 Tabletten in Form eines Generikums circa 50 Franken. Sämtliche Kosten übernehmen seit dem 1. Juli 2024 die Krankenkassen in der Schweiz (abzüglich Franchise und Selbstbehalt).

Welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen sowie häufige Fragen und Antworten zur HIV-PrEP, finden Sie hier.

Die STI-Sprechstunde der Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen gehört zu den teilnehmenden Zentren des SwissPrEPared-Programms. Hier können Sie sich zum PrEP-Programm beraten lassen und abklären, ob eine PrEP-Behandlung für Sie infrage kommt:

Ambulatorium der Klinik für Infektiologie

Tel +41 71 494 10 28
E-Mail
Haus 20, 2. Stock

Zeiten

Montag bis Freitag
8–12 und 14–17 Uhr

Bitte vereinbaren Sie per Telefon oder E-Mail einen Termin. Weitere Informationen zur PrEP-Sprechstunde finden Sie hier.

PrEP-Quiz: Könnte eine PrEP für Sie infrage kommen?

Lösen Sie das Quiz und finden Sie heraus, ob die PrEP eine Schutzmöglichkeit für Sie ist.

Klicken Sie dazu auf die Schaltfläche «nächste», um die erste Frage zu beantworten.

 

Hast du Lust, mitzumachen und deine persönliche Geschichte zum Thema Vielfalt zu erzählen?

Gesucht: Protagonist*innen für eine Videoclip-Serie

22. Dezember 2022

Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen sucht nach Protagonist*innen für eine Videoclip-Serie, die in der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zum Einsatz kommt. Thema: Vielfalt an sexuellen Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Beziehungsmodellen zeigen.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: pixabay.com

Hast du Lust, mitzumachen und deine persönliche Geschichte zum Thema Vielfalt zu erzählen?

Hast du Lust, mitzumachen und deine persönliche Geschichte zum Thema Vielfalt zu erzählen?

Idee zur Videoclip-Serie

Die einzelnen Protagonist*innen erzählen in ca. einer Minute ihre persönliche Lebensgeschichte zum Thema Vielfalt. Zur Umsetzung der Videoclip-Serie suchen wir deshalb Personen mit einem oder mehreren der folgenden Vielfaltsmerkmale:

  • eine bi-/pansexuelle Person
  • einen schwulen Mann
  • eine trans Person
  • eine non-binäre Person
  • eine intergeschlechtliche Person
  • eine Person vom Aro-Ace-Spektrum
  • eine heterosexuelle Person
  • eine Person, die in einer offenen oder polyamoren Beziehung lebt
  • Eltern einer Person, die eines der oben gelisteten Vielfaltsmerkmale hat

Eine lesbische Protagonistin haben wir schon gewonnen.

Bist du interessiert?

Dann melde dich bei predrag.jurisic@ahsga.ch und erfahre mehr über dieses Projekt.

40 Jahre HIV/Aids (Bild: pixabay)

Wir geben dieser Krankheit ein Gesicht

17. Mai 2022

Für die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen war Claudia zwanzig Jahre beim Projekt «Menschen mit HIV» im Einsatz. Dabei erzählte sie Schüler*innen aus ihrem Leben mit der Krankheit HIV/Aids. Zum Abschluss ihres Engagements liess sie die letzten zwanzig Jahre Revue passieren.

Interview: Predrag Jurisic
Beitragsbild: pixabay.com

 

40 Jahre HIV/Aids (Bild: pixabay)

40 Jahre HIV/Aids: Claudia (vollständiger Name der Redaktion bekannt) blickt zurück auf das Schulprojek «Menschen mit HIV» (Bild: pixabay.com).

 

Claudia, wie kamst du zum Projekt? 
Zunächst einmal suchte ich die Fachstelle auf, um mich mit HIV-Betroffenen regelmässig auszutauschen. Hier traf ich Menschen, die wie ich die gleichen Probleme hatten und unter dem Stigma der Aids-Epidemie litten. 1992 kam das Schulprojekt «Menschen mit HIV» auf und die Frage, ob ich ein Teil davon sein wollte.   

Die Projektidee fand ich von Anfang an gut: HIV-Betroffene besuchten im Rahmen der Sexualpädagogik Schulklassen. Dort erzählten sie aus ihrem Leben und gaben einen Einblick in den Umgang mit der Krankheit. Ich konnte mir aber überhaupt nicht vorstellen, dabei mitzuwirken. Doch der Gedanke liess mich nicht mehr los. Ich studierte zwei Jahre darum herum, ob ich das könnte oder überhaupt möchte, bis ich es schliesslich wagte. Als ich vor dem Klassenzimmer stand, wäre ich vor Nervosität lieber im Boden versunken, als dort hineinzugehen.  

Legte sich die Nervosität irgendwann?
Nein, sie legte sich eigentlich nie. Ich war bis zum letzten Einsatz immer nervös im Vorfeld. Ich denke, das muss auch so sein. Denn dann gibt man sich auch Mühe, es gut zu machen. Ich sagte immer: ‹Wenn ich einmal an den Punkt komme, an dem ich meine Geschichte nur noch gleichgültig runterleiere, ist es Zeit, aufzuhören.› Soweit kam es aber nie. Und das Interesse der Schüler*innen und die vielen positiven Rückmeldungen bestärkten mich in meinem Tun. 

Was bewirkten die Einsätze bei dir?
Vor den Einsätzen hatte ich für Abstand gesorgt, indem ich mich von der Drogenszene abwandte. Erst dieser Abstand ermöglichte es mir, über meine HIV-Diagnose und meine Erlebnisse in der offenen Drogenszene zu reden. Alle Gefühle, die ich all die Jahre verdrängt hatte, kamen beim Erzählen wieder hoch. Aber ich merkte mit der Zeit, dass das sehr heilsam für mich war. Zudem konnte ich junge Menschen – unsere zukünftige Gesellschaft – davor warnen, dasselbe Schicksal zu erleben. So konnte ich dem Staat auch etwas dafür zurückgeben, dass ich IV bekam. Etwas Besseres gab es für mich in meiner Situation gar nicht. 

Wie hat sich das Projekt entwickelt, seit du dabei bist?
Zu Beginn waren bis zu zehn Personen beim Projekt dabei. Danach wurden es immer weniger. Einige starben, einige hatten keine Lust mehr oder wandten sich anderen Dingen zu. Beim Projekt im Einsatz waren hauptsächlich Leute, die aus dem Drogenmilieu oder aus der Schwulenszene stammten. Es gab nur eine Mutter mit HIV-Diagnose, die über ihr Leben mit HIV in Beruf und Familie sprechen konnte. Ansonsten war die Angst zu gross, sich als HIV-positiver Mensch zu outen. Die Stigmatisierung und Ausgrenzung im Berufs- und Privatleben waren allgegenwärtig. Das war einerseits schade, weil HIV und Aids nicht nur in der Drogen- und der Schwulenszene präsent waren. Andererseits war es auch nachvollziehbar, weil die sozialen Konsequenzen enorm waren. 

Warum waren HIV-Betroffene derart stigmatisiert?
HIV bzw. Aids galten damals als eine «Randgruppenkrankheit», die nur Leute betraf, die ein nach damaligen gesellschaftlichen Massstäben «schlechtes» Leben führten. Und deshalb hatten sie es ja irgendwie verdient – das war damals die Haltung: Wer HIV/Aids hatte, war selbst schuld. Bis sich Hausfrauen, Familienväter und die ersten Kinder infizierten. Da musste die Gesellschaft nochmals über die Bücher. Deswegen war es wichtig, möglichst viele Menschen möglichst früh zu informieren, um solche Vorurteile abzubauen. Es ging bei unseren Einsätzen folglich nicht um die Schuldfrage, sondern darum, die Krankheit in den Griff zu bekommen. 

Wie hat dich diese Arbeit geprägt, was konntest du für dich gewinnen?
Dank dieser Arbeit konnte ich meine Vergangenheit aufarbeiten und meinen Platz im Leben und der Gesellschaft neu definieren. Ich stehe zu allem, was geschehen ist, und verurteile nichts und niemanden. Ich bin auch dankbar, dass der Staat viel Gutes in der Drogenpolitik bewirkt hat: Es gibt heute keine offene Drogenszene mehr, die Prävention dank sauberer Spritzen und Drogenabgabestellen funktioniert.  

Soviel Leid diese Krankheit über uns alle brachte, so hat sie mir doch auch die Augen für das Leben geöffnet und mir klargemacht, dass man viel mehr im «Jetzt» leben muss. Jeden Moment, in dem es einem gut geht, sollte man bewusst geniessen und dafür dankbar sein. Und es war Dr. Pietro Vernazza, der einmal zu uns sagte, er fände unser Wirken an den Schulen deshalb so toll, weil wir dieser Krankheit ein Gesicht geben. 

In den 90er Jahren war die Diagnose ganz klar ein Todesurteil, das war jedem bewusst. Es gab Zeiten, da starb jede Woche jemand aus meinem damaligen Umfeld. Es war lediglich eine Frage der Zeit. Deshalb nutzte ich jeden Moment und konnte mit meiner Arbeit viel Gutes tun. 

 

Prof. Dr. med. Pietro Vernazza ist ehemaliger Chefarzt der Infektio- logie am Kantonsspital St.Gallen. Er hat jahrzehntelang zu HIV und Aids geforscht und sich für bessere Bedingungen in der Behandlung, aber auch in der Akzeptanz von HIV-positiven Menschen eingesetzt. Mehr zu seiner Arbeit und zu möglichen Heilungschancen in Zukunft in seinem Interview zum Welt-Aids-Tag 2020. Bild: Kantonsspital St.Gallen.

Prof. Dr. med. Pietro Vernazza ist ehemaliger Chefarzt der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz. Er hat jahrzehntelang zu HIV und Aids geforscht und sich für bessere Bedingungen in der Behandlung, aber auch in der Akzeptanz von HIV-positiven Menschen eingesetzt. Mehr zu seiner Arbeit und zu möglichen Heilungschancen in Zukunft in seinem Interview zum Welt-Aids-Tag 2020. Bild: Christoph Ruckstuhl, NZZ.

 

Welche Momente sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Was mir in den Schulklassen immer wieder begegnet ist, ist Bewunderung. Bewunderung dafür, dass ich mich traue, über alles offen zu reden. In der heutigen Gesellschaft wird so viel gelogen. Selten setzt sich jemand einfach mal hin und redet so, wie es wirklich ist. Lügen ist heute Normalität. Und das erschüttert mich! Darum war es für mich auch wichtig, dass mal jemand kommt und die Wahrheit erzählt, auch wenn sie nicht immer schön ist. 

Woran liegt das? 
Die Menschen wollen gut dastehen und ihr Gesicht nicht verlieren oder haben Angst davor, was andere von ihnen denken. Du darfst nicht immer nur darauf achten, was andere von dir denken. Wenn es dir schlecht geht, hilft dir keiner von denen. Darum solltest du auf dich, dein Bauchgefühl und dein Herz hören, nicht auf die anderen! 

Was konntest du mit deiner Lebens- und Krankheitsgeschichte den Schüler*innen mit auf den Weg geben?
Ich zeigte ihnen auf, wie wertvoll das Leben ist. Ich sagte ihnen jeweils: «Ihr müsst nicht erst fast sterben, bis ihr den Wert eures Lebens erkennt.» Als Teenagerin wäre ich froh gewesen, wenn jemand in meine Klasse gekommen wäre und uns von seinen*ihren Erfahrungen berichtet hätte. Vielleicht hätte ich einen anderen Weg eingeschlagen als den der Drogenabhängigen. Damals war der Film «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» aktuell, und dieser Film hat mich sehr beeinflusst. Ich dachte damals «so will ich auch leben». Es faszinierte mich irgendwie. Bis ich selbst soweit war und die Faszination sich längst in eine schwere Abhängigkeit verwandelt hatte. 

Was hat dich beim Anschauen dieses Films so in den Bann gezogen?
Ich war damals ein Teenager. Gerade in dieser Zeit sind Jugendliche oft sehr dünnhäutig und vulnerabel – sprich anfällig für Einflüsse von aussen. Und da damals unsere Familie auseinanderfiel und mein Bruder und ich mit der schwierigen Situation völlig alleingelassen wurden, war ich sehr enttäuscht: über die Familie, aber auch über die ganze Gesellschaft. Ich fühlte mich total im Stich gelassen und fiel in ein bodenloses Loch. Da kamen mir die Drogen wie eine Rettung vor. Rückblickend betrachtet sind Drogen für mich ganz klar ein Liebesersatz. Sie gaben mir – jedenfalls kurzzeitig – die Wärme, die mir fehlte. Aber die Wärme und Liebe der Eltern kannst du nicht durch Drogen ersetzen. Zudem entwickelte ich sehr selbstzerstörerische Züge.  

Und genau darum ging es mir bei meiner Arbeit mit den Schüler*innen: Ich wollte ihnen aufzeigen, dass wir alle mal Situationen erleben, in denen wir vulnerabel und dünnhäutig sind. Und wenn wir dann falsche Entscheidungen treffen, anstatt uns Hilfe zu holen, geraten wir in einen Strudel, der einen schnell weit nach unten ziehen kann. 

Wie hat sich deine Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
Heute ist die Hauptdroge das Handy, nicht mehr das Heroin. Wenn ich die Schüler*innen bei meinen Einsätzen beobachte, wie sie nach Schulschluss drauf losrennen, finde ich es bedenklich. Dies wird in Zukunft ebenfalls Folgen für die psychische Gesundheit haben. Darum wird auch die Medienkompetenz für die Jungen immer wichtiger. Was sich in Bezug auf die Drogenprävention geändert hat, ist, dass die Drogen in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind: Die Menschen konsumieren mehr privat statt öffentlich. Wir sehen den Konsum nicht mehr, aber er findet dennoch statt. Hier gilt es, eine Art «Safer Drugs Prävention» zu betreiben, um die gravierenden Folgen von Drogen zu minimieren.

Die da wären?
Zum Beispiel erlebe ich, dass junge Leute heute viel mehr Alkohol trinken als damals, als ich weit und breit die Einzige war, die so jung schon so viel trank. Auch Medien haben öfters darüber berichtet. Heute ist das normal geworden, was ich sehr bedenklich finde. Heroin und andere Drogen werden privater konsumiert, aber der Alkoholkonsum ist in der ganzen Gesellschaft präsent: in jedem Restaurant, in der Öffentlichkeit oder in den Läden, in denen Alkohol erhältlich ist. 

Die «Junkie-Kultur», die ich erfahren habe, gibt es so nicht mehr. Auch erlebe ich, dass die meisten neben Alkohol auch Medikamente konsumieren. Und die, die noch Heroin konsumieren, holen es bei der staatlichen Abgabestelle. Da stimmt wenigstens die Qualität, die auf der Strasse sehr viel schlechter geworden ist.  

Ich stelle fest, dass sich die ganze Gesellschaft seit den 90er Jahren sehr verändert hat – auch durch all das Digitale wie Handys und Computer. Aber auch darin, was Respekt, Anstand und Mitgefühl betrifft. Die meisten sind sehr egoistisch geworden. Alles ist so oberflächlich. Und ich spüre richtig, wie es darunter immer schlimmer wird, wie die Leute viel schneller aggressiv und gewaltbereit sind. 

Was hat sich in Bezug auf HIV und Aids verändert?
HIV und Aids sind als Thema von der Bildfläche verschwunden. Ein Grund dafür liegt auch in der besseren medizinischen Behandlung: Heute ist HIV/Aids eine chronische Erkrankung. Die Medizin geht von einer normalen Lebenserwartung aus. Aber wirklich wissen tut das keiner. Es ist meines Wissens nach noch niemand dank Medikamenten 80 Jahre alt geworden, der Aids hatte. Deshalb finde ich, sollten wir als Gesellschaft eine solche Aussage mit Vorsicht geniessen. Zudem meinen viele, Aids sei heute heilbar. Dabei ist die Krankheit nach wie vor tödlich. Sie ist lediglich behandelbar geworden. Ich selbst merke, wie die Krankheit und die Medikamente ihren Tribut fordern. Die Zellen im Körper altern mit HIV und den Medikamenten schneller, als wenn jemand gesund ist und keine HIV-Medikamente zu sich nimmt. 

 

2020 starben weltweit 680‘000 Menschen an Aids. 2010 waren es noch 1,3 Millionen. Parallel infizierten sich weltweit 1,5 Millionen Menschen mit HIV, im Vergleich zu 2010 ein Rückgang von 31 Prozent. Weltweit leben heute etwa 38 Millionen Menschen mit HIV, 73 Prozent von ihnen erhalten Medikamente, 27 Prozent nicht. Das südliche Afrika ist am stärksten betroffen. Auch in Osteuropa und Zentralasien haben dieInfektionen in den letzten Jahren stark zugenommen.

Quelle: Aids-Hilfe Schweiz, Welt-Aids-Tag.de

 

Was gibt es in der HIV-Prävention noch zu tun?
Weltweit natürlich noch viel, besonders in Afrika oder auch in Russland. In der Schweiz funktioniert die Prävention gut. Was ich mir für die Ostschweiz mehr wünsche, ist eine engere Betreuung von HIV-Betroffenen: In Bern/Biel arbeiten beispielsweise die Gassenleute bei der spezifischen Prävention von vulnerablen Gruppen mit. Auch ist die Betreuung im Kleinen stärker: In der Ostschweiz gibt es zwar Anlaufstellen, allerdings bleiben viele Betroffene häufig auf sich alleine gestellt. Eine persönliche Ansprache wäre gut.  

Wie liessen sich HIV-Betroffene in der Ostschweiz persönlicher ansprechen?
Das ist schwierig zu sagen: In unserer Region habe ich immer noch das Gefühl, dass sich die Leute nicht trauen, über ihren HIV-Status zu reden. Sie wollen ihren Status für sich behalten – aus Angst vor Anfeindungen und Mobbing. Deshalb sprechen sie nur mit ihren Ärtz*innen darüber. Es gibt auch heute noch HIV-Betroffene, die es nicht einmal ihrer*ihrem Partner*in sagen.  

Stichwort Stigmatisierung und Diskriminierung: Wo siehst du für HIV-Betroffene im Alltag Hürden bzw. Verbesserungspotenzial?
Ich hatte mal ein negatives Erlebnis in einer Zahnarztpraxis in Ungarn: Kaum hatte ich auf dem Eintrittsformular meinen HIV-Status bekanntgegeben, wurde ich total stehengelassen. Alle anderen im Warteraum kamen an die Reihe, nur ich nicht. Als ich daraufhin den Zahnarzt ansprach, bekam ich zunächst eine faule Ausrede und danach die Aussage, es wäre ihm lieber, mich nicht zu behandeln. Und falls doch, sollte ich irgendeine Erklärung vor der Behandlung unterschreiben, was ich dann nicht tat.  

Zurück im Hotel, das für diese Zahnarztbehandlung mitgebucht war, merkte ich schnell: Meine Aussage beim Zahnarzt hatte ganz schnell die Runde gemacht – und das sowohl bei den Praxis- als auch bei den Hotelangestellten. Sie behandelten mich von einem Moment auf den anderen nur noch mit Verachtung, was mich sehr irritierte. Den Fall meldete ich schliesslich der Aids-Hilfe Schweiz. Denn auch in der Schweiz passieren gerade im medizinischen Bereich solche Diskriminierungen, weil das medizinische Personal zu wenig über die Krankheit und die Behandlung Bescheid weiss. 

 

«Die Gesellschaft braucht dringend ein Update bezüglich HIV/Aids», meint Caroline Suter, stellvertretende Geschäftsleiterin der Aids-Hilfe Schweiz. Ihre Aussage bezieht sich auf die nach wie vor andauernde Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen mit HIV in verschiedenen Alltagssituationen. Mehr dazu im Interview. Bild: Marlyn Manser.

«Die Gesellschaft braucht dringend ein Update bezüglich HIV/Aids», meint Caroline Suter, stellvertretende Geschäftsleiterin der Aids-Hilfe Schweiz. Ihre Aussage bezieht sich auf die nach wie vor andauernde Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen mit HIV in verschiedenen Alltagssituationen. Mehr dazu im Interview. Bild: Marlyn Manser.

 

Wie lassen sich solche Vorfälle verhindern?
Die Menschen tragen die Welt im Hosensack: Sie können sich über alles informieren oder eben auch nicht. Anstatt sieben Stunden TikTok zu schauen, wäre ein Gespräch mit queeren Menschen oder HIV-Positiven hilfreich. So liessen sich Vorurteile, Klischees und Halb- oder Nichtwissen beseitigen. 

Begegnest du solchen Vorurteilen oder Klischees auch heute noch?
Ja. Die Leute tun sehr tolerant und offen. Ich sage ausser den Schüler*innen niemandem, dass ich im letzten Stadium aidskrank bin. Die, die es wissen müssen, wissen es schon lange. Sobald ich von HIV rede, merke ich, wie die Menschen langsam und möglichst unauffällig von mir Abstand nehmen. Mit wenigen Ausnahmen. Und das sind meist selbst Betroffene. Hier braucht es mehr Wissen darüber, was HIV und Aids heutzutage bedeuten. 

Eine andere Situation erlebte ich bei der Wohnungssuche: Zwar gab sich die Person bei der Wohnungsbesichtigung offen und tolerant, als ich HIV als IV-Grund angab. ‹Es wäre überhaupt kein Problem.› Danach kam eine Absage, weil ein Verwandter die Wohnung bekommen sollte, von dem vorher aber nie die Rede war. 

Das Schulprojekt «Menschen mit HIV» geht zu Ende: Welche Gefühle und Gedanken begleiten dich dabei?
Zum einen sind es sehr freudige Gefühle: Das Projekt war für mich eine sehr tolle und wertvolle Sache. Ich habe etwas bewegt und den jungen Leuten etwas mitgegeben. Auch werde ich die Gefühle nie vergessen, die einzelne Schulklassen mit mir geteilt haben: Als sie beim Erzählen meiner Lebensgeschichte mitgefiebert, mitgeheult und mitgelacht haben. Die letzten zwanzig Jahre waren eine heilsame Zeit für mich. Ich fand mein Plätzchen und lernte die andere Claudia kennen: die Claudia, die überlebt und positiv eingestellte Leute kennengelernt hat.   

Zum anderen aber begleiten mich auch sehr traurige Gefühle: Ich finde es schade, dass dieses wertvolle und wichtige Projekt mit mir zu Ende geht. Viele Schüler*innen fanden, meine Präventionsarbeit sollte in den Lehrplan aufgenommen werden. Aber ich bin dankbar, dass ich noch die Chance und die Kraft bekam, diese Arbeit zu machen. Ich habe sie immer sehr gern getan und gab immer alles. Meine Devise war und ist: Was du tust, das tue richtig. Und ich spürte, dass ich das Richtige tat. Das war, ist und wird immer ein schönes Gefühl bleiben.
 

Wie hast du während der letzten zwanzig Jahre die Entwicklung der Fachstelle erlebt?
Die Fachstelle hat sich extrem verändert: In den 90er Jahren stand die Aids-Hilfe im Vordergrund. Es ging um unmittelbare Hilfe für Leute mit Aids sowie die HIV-Prävention. Später kamen weitere Angebote hinzu wie die Sexualpädagogik oder das COMOUT-Projekt mit Lebensgeschichten aus der queeren Community. Heute geht es mehr um sexuelle Gesundheit bzw. Gesundheit im Ganzen. Dieser ganzheitliche Ansatz ist viel umfassender als die Präventionsarbeit in den Anfangsjahren. Es ist eine Art von Lebensschulung. Und mehr solcher Lebensschulungen statt nur Algebra und anderer Fächer wären für die Gesellschaft von morgen sehr hilfreich. 

Hast du Lust, mitzumachen und deine persönliche Geschichte zum Thema Vielfalt zu erzählen?

Gesucht: Protagonist*innen für eine Videoclip-Serie

22. Dezember 2022

Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen sucht nach Protagonist*innen für eine Videoclip-Serie, die in der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zum Einsatz kommt. Thema: Vielfalt an sexuellen Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Beziehungsmodellen zeigen.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: pixabay.com

Hast du Lust, mitzumachen und deine persönliche Geschichte zum Thema Vielfalt zu erzählen?

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Idee zur Videoclip-Serie

Die einzelnen Protagonist*innen erzählen in ca. einer Minute ihre persönliche Lebensgeschichte zum Thema Vielfalt. Zur Umsetzung der Videoclip-Serie suchen wir deshalb Personen mit einem oder mehreren der folgenden Vielfaltsmerkmale:

  • eine bi-/pansexuelle Person
  • einen schwulen Mann
  • eine trans Person
  • eine non-binäre Person
  • eine intergeschlechtliche Person
  • eine Person vom Aro-Ace-Spektrum
  • eine heterosexuelle Person
  • eine Person, die in einer offenen oder polyamoren Beziehung lebt
  • Eltern einer Person, die eines der oben gelisteten Vielfaltsmerkmale hat

Eine lesbische Protagonistin haben wir schon gewonnen.

Bist du interessiert?

Dann melde dich bei predrag.jurisic@ahsga.ch und erfahre mehr über dieses Projekt.

«I feel good»-Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz: Im Mai vergünstigte HIV- und STI-Tests.

HIV- und STI-Test im Mai günstiger

4. April 2022

Wer sich testet, schützt seine Gesundheit und die der Sexpartner*innen. Vom 2. bis 31. Mai 2022 gibt es vergünstigte HIV- und STI-Tests für Männer, die mit Männern Sex haben (MSM), sowie für trans Personen. 

Text: Adrian Knecht & Predrag Jurisic
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

 
Wer Sex hat, kann sich nicht vor allen STI schützen, denn sie übertragen sich sehr leicht. Wir empfehlen darum impfen, schützen und regelmässig testen – auch ohne Symptome. Am günstigsten gibt es den Test im Mai.

 

Im Mai gibt's für schwule, bi und queere Männer (MSM) sowie für trans Personen den HIV- und STI-Test für 75 Franken. MSM und trans Personen bis Jahrgang 1997 oder jünger können gratis zum Test.

 

Vom 2. bis 31. Mai 2022 führen die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Kooperation mit der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz und der Aids-Hilfe Schweiz eine Informations- und Testkampagne durch. Die Testkampagne leistet mit der Vergünstigung einen Beitrag für die Gesundheit. Für Männer, die Sex mit Männern haben, sowie für trans Personen kostet der HIV-STI-Test nur 75 Franken. Jugendliche bis Jahrgang 1997 und jünger können sogar gratis zum HIV- und STI-Test.

 

Hier kannst du dich testen lassen

Nutze die STI-Sprechstunde der Infektiologie des KSSG für einen Test ohne Voranmeldung:

Montag 16:45 – 17:45 Uhr
Dienstag 08:00 – 08:45 Uhr
Mittwoch 16:45 – 17:45 Uhr
Freitag 15:15 – 16:45 Uhr
Die genaue Adresse sowie zusätzliche Informationen zum HIV-/STI-Test findest du auf der Website der Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz. Weitere Teststellen in der Schweiz gibt’s in dieser Übersicht.

 

Testing-Aktion in der Sauna

Am Sonntag, 1. Mai 2022, gibt es das Testangebot vor Ort in der mann-o-mann Sauna. Von 16:00 bis 19:00 Uhr können Saunagäste von zusätzlichen 10 Franken Rabatt auf den Aktionspreis profitieren.
 

 

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Gesucht: Protagonist*innen für eine Videoclip-Serie

22. Dezember 2022

Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen sucht nach Protagonist*innen für eine Videoclip-Serie, die in der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zum Einsatz kommt. Thema: Vielfalt an sexuellen Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Beziehungsmodellen zeigen.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: pixabay.com

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Idee zur Videoclip-Serie

Die einzelnen Protagonist*innen erzählen in ca. einer Minute ihre persönliche Lebensgeschichte zum Thema Vielfalt. Zur Umsetzung der Videoclip-Serie suchen wir deshalb Personen mit einem oder mehreren der folgenden Vielfaltsmerkmale:

  • eine bi-/pansexuelle Person
  • einen schwulen Mann
  • eine trans Person
  • eine non-binäre Person
  • eine intergeschlechtliche Person
  • eine Person vom Aro-Ace-Spektrum
  • eine heterosexuelle Person
  • eine Person, die in einer offenen oder polyamoren Beziehung lebt
  • Eltern einer Person, die eines der oben gelisteten Vielfaltsmerkmale hat

Eine lesbische Protagonistin haben wir schon gewonnen.

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«Ich habe nichts gegen Schwule, aber …»

20. September 2021

Vom 14. bis 17. September 2021 hielt das «Respect Camp» Einzug auf dem Klosterplatz St.Gallen. Dabei bot eine bunte Zeltstadt jungen Menschen verschiedene «Trainingspoints» zum respektvollen Zusammenleben. Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen war ebenfalls mit von der Partie und informierte die Jugendlichen über die LGBTIQA+ Community.

Text: Predrag Jurisic
Bilder: Predrag Jurisic

Trainingspoint LGBTIQA+ am Respect Camp 2021

Rund 900 Schüler*innen von der 6. Klasse bis zur 3. Oberstufe besuchten das Respect Camp auf dem Klosterplatz St.Gallen. Verschiedene «Trainingspoints» boten den Schüler*innen einen spielerischen Rahmen, sich mit Themen des respektvollen Zusammenlebens und der Friedensförderung auseinanderzusetzen. Auf «lustvolle und kreative Art» sprachen sie über Beziehungen, Glück, Frustabbau, Frieden stiften, respektvolle Kommunikation und andere Religionen. Der Rundgang dauerte rund zwei Stunden. Organisiert hat das Respect Camp die kirchliche Jugendarbeit Yesprit in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen. Auch das Team der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (Aids-Hilfe St.Gallen-Appenzell) war mit von der Partie.

 

«Schwule, die sich schminken, machen mich wütend»

«Ich habe nichts gegen Schwule, aber warum müssen sie sich schminken? Das macht mich wütend!» Solchen und ähnlichen Aussagen begegnet Adrian Knecht während seines Einsatzes am diesjährigen Respect Camp. Adrian Knecht ist Projektleiter MSM/LGBTIQA+ bei der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen. Am Respect Camp steht er zum ersten Mal im Einsatz. Mit Oberstufenschüler*innen diskutiert er über die LGBTIQA+ Community und will ihre Ansichten und Vorurteile gegenüber der LGBTIQA+ Community näher erfahren. «Was stört euch daran, dass sich Männer schminken?», fragt er in die Gruppe zurück. Es sei halt nicht normal, antwortet ein Schüler. Dem stimmt eine weitere Schülerin zu: «Ein Mann ist ein Mann, eine Frau eine Frau.»

Die Oberstufenschüler*innen beziehen sich auf ihre Erfahrungen im Netz: «Da kommen immer wieder Videos auf TikTok oder Snapchat mit Männern, die sich schminken. Und das nervt.» Adrian Knecht wendet ein, dass diese Kanäle eine Bühne seien und sich die Leute bewusst inszenieren würden. «Dies entspricht jedoch nicht der Realität, schon gar nicht pauschal», ergänzt er seinen Einwand. Für ihn ist nach dem Respect Camp klar: «Es braucht an den Schulen eine vertiefte und kritische Auseinandersetzung mit Medieninhalten und Quellen, damit sich die Jugendlichen ein differenzierteres Bild machen können. Nur so können sie später als mündige Erwachsene Inhalte kritisch einordnen, Pauschalisierungen entgegentreten und sich besser in andere Menschen hineinversetzen.»

 

«Ich finde es ok, unterstütze es aber nicht»

Neben der Diskussion spielen die Oberstufenschüler*innen ein Memory zur sexuellen Vielfalt. Dabei ordnen sie Symbole verschiedenen Begriffen zu und klären die verschiedenen sexuellen Orientierungen: heterosexuell, lesbisch, schwul, bisexuell, pansexuell, asexuell … Oder verschiedene Geschlechter und Geschlechtsidentitäten wie trans, intergeschlechtlich, non-binär, genderfluid, binär …

Bei diesem Spiel merken einige Schüler*innen, dass die Menschen vielfältiger sind, als sie dies bisher selbst erlebt haben. Das Fazit eines Schülers: «Ich finde es ok. Es hat ja was mit dem eigenen Körper zu tun. Die Menschen können es sich nicht aussuchen – wie die Augen- oder Hautfarbe. Aber ich unterstütze jetzt nicht die LGTBIQA+ Community.»

Die Berührungsängste bleiben trotz rationalen Argumenten und Einsichten haften. Die Begriffe «normal–nicht normal» beschäftigen die Oberstufenschüler*innen. Es scheint so, als hätten sie Angst: Angst davor, nicht der Norm zu entsprechen und damit keine Akzeptanz zu erfahren, wenn sie oder andere anders sind. Auf die Frage, warum sie die LGBTIQA+ Community nicht unterstützen würden, obwohl sie das Anderssein ok finden, gibt es oft keine Begründung ausser Schulterzucken.

 

«Unbekanntes sorgt für Unwissen und Unbehagen»

Das Respect Camp zeigt: Jugendliche wissen, dass es verschiedene sexuelle Orientierungen und verschiedene Geschlechtsidentitäten gibt und diese nicht wählbar sind. Dennoch sind einige von ihnen demgegenüber kritisch oder ablehnend eingestellt. Dazu Simone Dos Santos, Geschäftsleiterin der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen: «Einige Jugendliche, oftmals Jungs, betrachten das Thema «LGBTIQA+» entweder als Witz, bei dem sie sich gegenseitig mit Sprüchen zu übertrumpfen versuchen. Oder sie zeigen homo- und transphobe Tendenzen auf, die sie in ihrem Umfeld so erlernt haben.» Bei den Mädchen und jungen Frauen hingegen beobachtet Simone Dos Santos allgemein mehr Offenheit.

Die Fähigkeit, sich respektvoll mit dem Thema auseinanderzusetzen, hänge von verschiedenen Voraussetzungen ab: «Einerseits spielt das persönliche Umfeld eine grosse Rolle: Elternhaus, Freundeskreis, Lehr- und Vertrauenspersonen, Vorbilder etc. Von all diesen Personen übernehmen die Jugendlichen bestimmte Werthaltungen, aber auch Vorurteile», erklärt Simone Dos Santos. «Andererseits sind die Vorbehalte dort am grössten, wo der direkte Kontakt zur LGBTIQA+ Community fehlt. Das ist wie bei der Fremdenfeindlichkeit: Diese ist immer dort am grössten, wo wenig bis kein Austausch mit ausländischen Personen besteht. Und Unbekanntes sorgt für Unwissen und damit oftmals für Unbehagen.»

 

Abbau von Vorurteilen dank Präventionsarbeit an Schulen

Vorurteile lassen sich am besten dadurch abbauen, indem die Sichtbarkeit der LGBTIQA+ Community und der Austausch mit ihr in allen Bevölkerungsschichten zunimmt. Dazu Simone Dos Santos: «Darum führen wir im Rahmen der Sexualpädagogik jährlich über 100 Schuleinsätze mit unserem COMOUT-Schulprojekt durch.»

Bei diesem Projekt besuchen lesbische, bi- oder homosexuelle Personen als COMOUT-Mitarbeitende Schulklassen und Jugendgruppen. Dort vermitteln sie grundlegendes Wissen zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt sowie zu Fakten rund um die Homo- und Bisexualität. Besonders im Vordergrund steht die persönliche Begegnung mit einer homo- oder bisexuellen Person. Die Jugendlichen erfahren durch das autobiografische Erzählen der COMOUT-Mitarbeitenden, wie deren Coming-out abgelaufen ist, welche Schwierigkeiten damit verbunden waren und auch, was sich dadurch im Leben dieser Person verändert hat. «Solche Besuche fördern das Reflektieren über Vorurteile, Diskriminierung und Klischees und letztlich einen respektvollen Umgang mit der Community», ergänzt Simone Dos Santos.

 

Impressionen vom Respect Camp

Kann sein T-Shirt im Seebad nicht ausziehen: Transmann Logan in «Sous la Peau».

«Ich bin verliebt in mich»

13. September 2021

Tiefgründig, intim und berührend: Die Filmvorführung «Sous la Peau» mit anschliessendem Thementalk hat am 9. September rund 90 Besucher*innen ins Palace St.Gallen gelockt und im Herzen ergriffen. Eine Rückschau zur siebten Edition der Gender-Matters-Veranstaltungsreihe.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Aardvark Film Emporium
Bilder im Palace: Adrian Knecht

Während der gesamten Spielzeit bleibt der Genfer Regisseur Robin Harsch dem Titel seines Dokumentarfilms treu: In «Sous la Peau» (zu Deutsch: «Unter der Haut») begleitet er drei trans Jugendliche während zwei Jahren auf dem Weg ihrer Transition. Mit Momenten, die buchstäblich unter die Haut gehen. Wie bei trans Frau Effie Alexandra, einer Protagonistin im Film, als sie nach ihrer Transition mit geschlechtsangleichenden Operationen ihr aktuelles Befinden beschreibt: «Ich bin verliebt in mich.» Dieser Satz verdeutlicht eindrücklich, was trans Menschen erleben, wenn sie nach aussen hin endlich so sein können, wie sie im Inneren sind: eine Befreiung vom bisherigen und ein freudvolles Ankommen im eigentlichen Ich.

 

«Wie ein Gefängnis, das man einreissen möchte»

Ein weiterer Protagonist im Film ist trans Mann Logan. In einer Szene sitzt er auf dem Steg eines Seebads und beobachtet das Treiben im Wasser und am Strand. Er selbst geht nicht ins Wasser. Er könne seinen Oberkörper nicht zeigen. Dieser sei für ihn wie ein Gefängnis, das er einreissen möchte. Bis zur Angleichung an die männliche Brust bindet Logan seinen Oberkörper ab, damit die Konturen der weiblichen Brust nicht zu sehen sind. Umso befreiter und stolzer zeigt Logan am Ende des Films Söan, dem dritten Protagonisten und trans Mann im Film, das Resultat der Mastektomie (= operative Entfernung von Brustgewebe).

Kann im Seebad sein T-Shirt nicht ausziehen: Trans Mann Logan im Dokumentarfilm «Sous la Peau». (Quelle: YouTube-Trailer von Aardvark Film Emporium)

 

Trans Personen im Zentrum

Trans Personen kommen nur selten selber zu Wort. Oft wird über sie statt mit ihnen gesprochen – ob in den Medien, in Expert*innenrunden oder im Alltag. Dabei sind sie es, die am besten wissen, was trans sein bedeutet, wie es sich anfühlt und welchen Hürden sie im Alltag begegnen.

Diesem Zustand wirkt die siebte Edition von Gender Matters, der Veranstaltungsreihe des Kompetenzzentrums Integration und Gleichstellung (KIG), entgegen: Nach der Filmvorführung von «Sous la Peau» lädt Rahel Fenini, Gleichstellungsbeauftragte des Kantons St.Gallen (KIG), das Publikum zum Thementalk mit trans Personen ein.

Auf der Bühne vertreten sind: Jason Zellweger (trans Mann), Amanda Künzle (trans Frau) und Fabian Marcionetti (trans Mann und Aktivist in St.Gallen). Als Fachexperte anwesend ist Thomas Egger (stellvertretender Chefarzt Psychosomatik der Klinik Gais). Durch den Talk führt Adrian Knecht, Projektleiter MSM/LGBTIQA+ der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen.

Rahel Fenini, Gleichstellungsbeauftragte des Kantons St.Gallen, eröffnet den Themenabend im Palace St.Gallen. (Bild: Adrian Knecht)

 

«Eltern verlieren nicht einen Sohn oder eine Tochter»

«Wie viele trans Menschen gibt es in der Schweiz?», lautet eine der Fragen, die Adrian Knecht dem Plenum stellt. Laut Transgender Network Switzerland (TGNS) wurden trans Menschen hierzulande nie gezählt. Studien aus dem Ausland zeigen verschiedene Häufigkeiten auf: von 0,5 bis 3 Prozent der Bevölkerung. Umgerechnet auf die 8,7 Millionen Schweizer*innen (Stand 2020: Bundesamt für Statistik) hiesse dies, dass zwischen 43’500 und 261’000 trans Menschen in der Schweiz leben. Dies entspricht der Grösse einer mittleren bis grösseren Stadt.

Auf die Frage, was sich die drei trans Personen auf der Bühne in ihrer Kindheit oder Jugend gewünscht hätten, antworten sie: «Mehr Unterstützung im Umfeld, mehr Informations- und Beratungsmöglichkeiten oder auch die Einstellung, dass Eltern nicht einen Sohn oder eine Tochter verlieren. Sie behalten schlicht und einfach ihr Kind.»

 

«Trans ist ein Thema, aber kein Trend»

Zahlreiche Medienberichte und Fernsehbeiträge greifen das Thema Trans/Transgender auf. Häufig ist dabei die Rede von einem Trans-Trend oder einem Zeitgeist-Phänomen. Darauf angesprochen entgegnet Thomas Egger, stellvertretender Chefarzt Psychosomatik der Klinik Gais: «Trans ist ein Thema, aber kein Trend. Heute gibt es nicht mehr trans Personen als früher.» Der Unterschied zu früher: Es gibt heute mehr Vorbilder, mehr Informationen und mehr Sichtbarkeit zu diesem Thema. Dies wiederum macht trans Menschen Mut, mehr zu sich zu stehen, Beratungen in Anspruch zu nehmen und den Weg ihrer Transition zu gehen. «Ausserdem ist trans sein ganz normal, wenn es um Geschlechtsidentitäten geht. Es ist weder eine Krankheit noch eine Modeerscheinung», ergänzt Thomas Egger seine Antwort.

«Ab wann ist denn ein Mensch trans?», wirft Adrian Knecht die nächste Frage in die Runde. «Eine Person ist dann trans, sobald sie sich als trans definiert», erklärt Amanda Künzle. Es gebe keine weiteren Faktoren oder Merkmale, die einen trans Menschen definieren, insbesondere von aussen.

Rund 90 Besucher*innen kamen zur Filmvorführung von «Sous la Peau» sowie zum Thementalk im Anschluss. (Bild: Adrian Knecht)

 

Beratungs-, Treff- und Austauschmöglichkeiten in der Ostschweiz

Zum Schluss will Adrian Knecht noch wissen, welche Beratungs-, Treff- und Austauschmöglichkeiten es für trans Menschen in der Ostschweiz gibt. Fabian Marcionetti, trans Mann und Aktivist in St.Gallen, erwähnt «otherside» sowie «s bunte Grüppli». In diesen Gruppen finden trans Personen Gleichgesinnte und können sich ungezwungen treffen und austauschen. Amanda Künzle ergänzt dazu das Transgender Network, das sich national für trans Menschen einsetzt und als erste Anlaufstelle für verschiedene Fragen dient.

Die einzelnen Adressen dazu gibt es hier:

Neben den Peer-to-Peer-Gruppen gibt es zusätzliche Beratungsstellen:

 

Nächster Anlass: Living Library

Gemeinsam mit der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA) hat das Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung (KIG) den Anlass im Palace St.Gallen durchgeführt. Ein weiterer Anlass zu queeren Themen findet am Sonntag, 7. November von 15 bis 19 Uhr im talhof St.Gallen statt: Living Library.

An diesem Anlass berichten die «lebenden Büchern» aus der LGBTIQA+ Community aus ihrem Leben: Sie erklären den Besucher*innen in einem Bistro-Ambiente, wie es ist, anders zu sein. Dabei vermittelten sie Wissen und Erfahrungen zu verschiedenen sexuellen Orientierungen sowie Geschlechtsidentitäten. Parallel dazu bieten die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen und die Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz eine HIV-/STI-Test-Aktion für queere Jugendliche an.

Wie die Living Library 2020 war, sehen Sie hier.

Living Library 2020: Die Erstausgabe war ein geglückter Start.

Neue Website mit Chatbot und Live-Chat

9. August 2021

Nach drei Etappen ist sie nun komplett: unsere neue Website. Zur Rundumerneuerung der Website kommen digitale Beratungskanäle hinzu – ein Chatbot und ein Live-Chat über das neue Chat-Tool sowie über WhatsApp.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Fachstelle für Aids- und Sexualfragen

 

2020 hat die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen ihren Kommunikationsauftritt komplett erneuern lassen – vom Logo über die Website bis hin zu ihren Kommunikationskanälen. Das gesamte Design wirkt nun moderner und lebendiger. Die Website ist für alle mobilen Endgeräte optimiert und damit sehr benutzerfreundlich. Dank der Film- und Fotoelemente zeigt die Website zum einen die tägliche Arbeit, zum anderen vermittelt sie Nähe und Kompetenz.

 

Blog, Live-Chat, Chatbot

Ergänzend hinzu kommen ein Blog-Gefäss für regelmässige News sowie ein Live-Chat via WhatsApp oder dem eigenen Chat-Tool: Am Mittwoch, 22. September 2021 ist die erste Beratung im Live-Chat geplant. Sie findet von 16 bis 18 Uhr statt. Danach ist alle zwei Wochen eine Beratung im Live-Chat angesetzt. Die weiteren Termine finden Sie hier.

Neben dem Live-Chat führt ein autonomer Chatbot auf der Startseite die Besucher*innen unserer Website durch unsere Angebote. Auch zeigt er bei Risikosituationen die richtigen Massnahmen auf und nennt zugleich die Notfallnummern.

 

Der Chatbot erscheint unten rechts auf der Startseite. Auf mobilen Endgeräten poppt er direkt beim Abrufen der Startseite auf.

 

Social Media und Dating-Plattform

Um mit den Zielgruppen noch direkter zu kommunizieren, ist die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen auch auf Social Media vertreten – und zwar auf Facebook und Instagram. Daneben informiert und berät die Fachstelle Männer, die mit Männern Sex haben (MSM), auf der Dating-Plattform Romeo zu Fragen über HIV und STI.

Der grosse Vorteil von geosozialen Apps wie Romeo: Die Fachstelle ist in der ganzen Region sichtbar, weil sich der Standort und der dazugehörige Umkreis immer wieder wechseln lässt. Dies erhöht den Bekanntheitsgrad in Regionen, in denen die Fachstelle bisher noch nicht bekannt war.

 

Die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen berät auf Romeo Männer, die mit Männern Sex haben (MSM).

 

Dank der digitalen Kanäle finden Hilfesuchende rasch eine Informations- oder Beratungsmöglichkeit – sei es, eine HIV-Risikosituation über den Chatbot zu klären oder sich anonym im Live-Chat beraten zu lassen.

Glossar zu Geschlechtskrankheiten (STI)

Glossar zu Geschlechtskrankheiten

Neben dem HI-Virus gibt es eine ganze Reihe von Geschlechtskrankheiten, vor denen Sie sich schützen sollten. Diese heissen STI (Sexual Transmittable Infections), also sexuell übertragbare Infektionen. Die meisten STI sind gut behandelbar, wenn sie erkannt werden.

Die drei häufigsten STI – Syphilis, Tripper und Chlamydien – lassen sich kaum verhindern, wenn man Sex hat. Denn sie übertragen sich sehr leicht, vor allem auch beim Oralsex oder manchmal auch beim Küssen. Selbst Kondome schützen nicht ausreichend. Die STI verlaufen häufig ohne Symptome. Ein Mensch kann also zu Beginn nicht spüren oder merken, ob er eine Infektion hat. Allerdings kann er sie bereits weitergeben.

Deshalb lohnt es sich, sich regelmässig zu testen und mögliche Infektionen rasch zu behandeln. So tragen Sie zu Ihrer eigenen Gesundheit Sorge und verhindern eine (unwissentliche) Weiterverbreitung.

Hier finden Sie Informationen zu den wichtigsten STI:

  • Chlamydien: heilbar, oft tritt eine Spontanheilung ein; Inkubationszeit: 1 bis 3 Wochen
  • Gonorrhö (Tripper): heilbar; Inkubationszeit: 2 bis 8 Tage
  • Syphilis (Lues): heilbar, sofern frühzeitig erkannt; Inkubationszeit: 2 bis 3 Wochen, in seltenen Fällen bis zu 3 Monate
  • Hepatitis A: imfpbar; heilt von alleine aus (= lebenslängliche Immunität nach einer Infektion); Inkubationszeit: 2 bis 7 Wochen
  • Hepatitis B: impfbar; nicht heilbar, aber behandelbar; Inkubationszeit: 1 bis 6 Monate
  • Hepatitis C: nicht impfbar, aber heilbar; Inkubationszeit: 2 Wochen bis 6 Monate
  • Herpes genitalis: nicht heilbar, aber behandelbar; Inkubationszeit: 3 bis 7 Tage
  • Humanes Papillomavirus (HPV; Folgen: Feigwarzen, Gebärmutterhalskrebs): nicht heilbar, aber impf- und behandelbar; Inkubationszeit (= bis Genitalwarzen entstehen): 2 Wochen bis 3 Monate, in seltenen Fällen bis zu 8 Monate

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt Jugendlichen und jungen Erwachsenen die HPV-Impfung.

 

Weitere Informationen zu Safer Sex und HIV-/STI-Testing

 

Weitere Informationen zu Sex und Drogen

 

Safer Sex bei weiteren Praktiken

Sexualpraktiken wie Berühren und Küssen, Lecken, Blasen oder Masturbieren gehören auch zum Safer Sex. Ebenso wie das Rimming (Anuslecken), Natursekt (Urinspiele) oder Scat (Kot). Wer also keinen eindringenden Anal- oder Vaginalverkehr praktiziert, hat Safer Sex und ist damit vor HIV geschützt.

Wichtig zu wissen: Die anderen STI lassen sich trotz Safer-Sex-Praktiken übertragen. Darum gilt es, sich regelmässig zu testen. Die Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz führt dazu eine eigene HIV-/STI-Sprechstunde, die Sie auch anonym aufsuchen können.

 

Wo ausserdem Vorsicht geboten ist

 

Sextoys/BDSM-Instrumente

Bei der gemeinsamen Benützung von Sextoys können HIV und STI übertragen werden. Ein Kondom kann hierbei schützen. Ausserdem ist es wichtig, die Sextoys nach dem Benutzen zu desinfizieren und nicht nur mit Seife abzuwaschen. Das gilt auch für BDSM-Instrumente.

Es gibt viele verschiedene BDSM-Spielarten

BDSM steht für «Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism», zu Deutsch: Fessel- und Disziplinierungsspiele, Lustgewinn durch Dominanz oder Unterwerfung bzw. durch Sadismus und Masochismus. Neben den Safer-Sex-Regeln sind hier noch andere Gefahren zu beachten: Atem- und Durchblutungsprobleme (bei Fesselspielen) oder Verletzungen, Quetschungen oder Verbrennungen. Darum sind klare Absprachen und das Akzeptieren von Grenzen bzw. des «Stopps» der Spielgefährt*innen elementar.

Fisten/Fisting

Beim Fisten werden die Hand bzw. Faust oder der ganze Unterarm in den Anus oder in die Vagina eingeführt. Als HIV-/STI-Schutz helfen jeweils saubere Handschuhe je Fist-Vorgang bzw. je Sexualpartner*in. Folgt anschliessend Anal- oder Vaginalsex, so schützen nur Kondome aus Polyurethan vor HIV, da beim Fisten häufig fetthaltige Gleitmittel zum Einsatz kommen. Sind bei mehreren Sexualpartner*innen auch Sextoys im Spiel, gilt es, diese nach dem Gebrauch gründlich abzuwaschen und zu desinfizieren, ehe sie eine andere Person verwendet. Besser noch: Jede Person hat eigene Sextoys. Das gilt auch für Gleitmittel: Jede Person sollte ein eigenes dabeihaben, da sonst ein hohes Risiko bezüglich einer Infektion mit Hepatitis C besteht. Denn das Hepatitis C-Virus ist besonders überlebensfähig. Das Rimming nach dem Fisten birgt ebenfalls ein hohes Risiko für eine STI-Übertragung.

Chemsex

Chemsex meint den Konsum von Drogen beim Sex. Jeder Drogenkonsum ist mit Risiken verbunden. Darum ist es wichtig zu wissen, welche Substanzen wie wirken, sich gegenseitig verstärken oder im Mischkonsum gar lebensgefährlich sind. Ausserdem ist der Erwerb, Besitz, Konsum oder Handel mit Drogen in den meisten Fällen strafbar. Auf know-drugs.ch finden Sie mehr Informationen zu Substanzen sowie aktuelle Warnungen zu bestimmten Produkten. In einigen Schweizer Städten können Sie Ihre Substanzen auch auf deren Inhalte testen lassen (Drug Checking).

Wenn Sie Drogen beim Sex konsumieren, achten Sie auf die folgenden Empfehlungen:

  • Substanzwirkungen im Kontext zum eigenen Wohlbefinden kennen: z. B. nicht konsumieren, wenn Sie sich körperlich oder psychisch nicht wohlfühlen.
  • Denken Sie an die eigenen Medikamente: z. B. PrEP nicht vergessen, Timer stellen.
  • Essen und trinken Sie genügend. Legen Sie Pausen für Erholungen ein.
  • Benutzen Sie beim Sniffen ein eigenes Röhrchen und eine eigene Unterlage.
  • Verwenden Sie beim Slammen (= intravenöse Injektion von Drogen) ein eigenes Spritzenbesteck.
  • Lassen Sie bei einem Bad Trip nie jemanden alleine, sondern bringen Sie diese Person an die frische Luft, reden Sie ihr gut zu, lassen Sie sie Wasser trinken und etwas Zuckerhaltiges essen.
  • Bei Verdacht auf eine Überdosis wählen Sie den Notruf (144). Eine Überdosis kann diese Symptome aufzeigen: Schwindel, Übelkeit/Erbrechen, Orientierungslosigkeit, komatöser Zustand, Herzrasen, Hitzewallungen, Paranoia oder blaue Lippen/Fingerspitzen.

Weitere Informationen zu Chemsex finden Sie hier.

PEP: die medizinische Notfallbehandlung

Die PEP steht für die Post-Expositions-Prophylaxe und ist eine medizinische Notfallbehandlung, um eine HIV-Ansteckung nach einer Risikosituation zu verhindern.

Die PEP muss spätestens 48 Stunden nach einer Risikosituation erfolgen. Je früher, desto grösser ist die Chance, eine HIV-Ansteckung zu verhindern. Denn bereits sechs bis acht Stunden nach einer Risikosituation sinken die Erfolgschancen. Wenden Sie sich dafür an die Notfallaufnahme beim nächsten Spital. Die Kliniken verfügen über die richtigen Medikamente und können Ihre PEP-Therapie sofort einleiten, auch in der Nacht.

Falls möglich gehen Sie gleich mit der Person, mit der das HIV-Risiko passiert ist, ins Spital. Dann lässt sich gemeinsam mit den Fachpersonen das HIV-Risiko abwägen. Ist die PEP ärztlich verschrieben, so übernehmen die Krankenkassen die Kosten der PEP. Im Ausland lohnt es sich, die Kostengutsprache bei der eigenen Krankenkasse vorgängig zu ermitteln.

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

Hatten Sie eine Risikosituation? Wenden Sie sich dafür an die Zentrale Notfallaufnahme des Kantonsspitals St.Gallen (Nummer 071 494 11 11).

Lesen Sie ausserdem mehr über die PEP in unserem Blogbeitrag «HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.». Oder machen Sie hier den PEP-Online-Check. Wichtig dabei: Sowohl der Blogbeitrag als auch der Online-Check ersetzen keine Beratung durch eine Fachperson. Im Einzelfall kann es trotzdem sinnvoll sein, die PEP zu machen oder darauf zu verzichten.

#Undetectable/TasP: Schutz durch Therapie

#Undetectable heisst, die Virenlast eines HIV-positiven Menschen liegt unter der Nachweisgrenze. Oder anders ausgedrückt: Die HIV-Medikamente verhindern erfolgreich die Vermehrung des Virus, sodass es im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Das heisst: eine HIV-positive Person unter erfolgreicher Therapie ist nicht ansteckend.

Kurz darauf sind dann auch im Sperma, in der Scheidenflüssigkeit, in anderen Körperflüssigkeiten und in den Schleimhäuten keine oder nur noch sehr wenige HI-Viren nachweisbar. Eine Übertragung von HIV ist dann nicht möglich.

Wenn eine HIV-positive Person während mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze ist, die HIV-Medikamente korrekt einnimmt und die Werte regelmässig untersuchen lässt, ist sie nicht mehr ansteckend. Auch beim Sex ohne Kondom oder ohne PrEP: Eine erfolgreiche HIV-Therapie – englisch abgekürzt TasP (= treatment as prevention, zu Deutsch Therapie als Prävention) – schützt somit gleich zuverlässig wie ein Kondom oder eine PrEP.

«Undetectable = Untransmittable» bedeutet somit: «Nicht nachweisbar» heisst «nicht übertragbar». Bei Menschen mit HIV unter erfolgreicher Behandlung ist das Virus nicht nachweisbar. Darum überträgt es sich nicht. Auch nicht beim Sex.

Erfahren Sie mehr dazu in dieser Broschüre.

Nicht nachweisbar heisst nicht übertragbar. Bei Menschen mit HIV unter erfolgreicher Behandlung ist das Virus nicht nachweisbar. Darum überträgt es sich nicht. Auch nicht beim Sex.

Nicht nachweisbar heisst nicht übertragbar. Bei Menschen mit HIV unter erfolgreicher Behandlung ist das Virus nicht nachweisbar. Darum überträgt es sich nicht. Auch nicht beim Sex.

Wichtig: Der HIV-Schutz durch Therapie schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie Chlamydien, Syphilis oder Tripper. Hier bietet nur regelmässiges Testen den besten Schutz.

Safer Sex mit Kondomen: So geht's richtig

Safer Sex mit Kondomen: So geht’s richtig

Beim Analsex, Vaginalsex sowie bei Sextoys schützen Kondome vor HIV. Wichtig: Beachten Sie die Kondomgrösse und das Ablaufdatum. Benutzen Sie keine alten, bereits benutzten oder porösen Kondome. Achten Sie dabei auf kondomverträgliche Gleitmittel, die das Kondom nicht beschädigen oder durchlässig machen.

Ausserdem: Verwenden Sie das Kondom richtig:

  • Öffnen: Kondomverpackung an der Einreisskerbe vorsichtig öffnen (= ohne Zähne bzw. ohne scharfe Gegenstände) und das Kondom herausnehmen
  • Aufsetzen: mit der einen Hand die Penisvorhaut ganz zurückziehen, mit der anderen das Reservoir des Kondoms mit Daumen und Zeigefinger festhalten (= keine Luft mehr drin) und auf die Eichel setzen
  • Abrollen: Kondom nun bis zum Schaft abrollen (falls das nicht mühelos geht, ist das Kondom zu eng oder zu weit)
  • Gleitmittel: zur besseren Gleitfähigkeit das Kondom grosszügig mit einem wasserlöslichen oder silikonbasierten Gleitmittel (keine fetthaltigen Mittel wie Öle, Cremes, Vaseline etc.) einschmieren
  • Geschlechtsverkehr: zwischendurch kontrollieren, ob das Kondom gut sitzt und mit Gleitmittel nachschmieren
  • Abnehmen: nach dem Geschlechtsverkehr Kondom am Schaft festhalten, Penis rausziehen und das gebrauchte Kondom im Abfall und nicht in der Toilette entsorgen

Ein Kondom ist der günstigste Schutz vor HIV. Richtig verwendet schützt es zuverlässig vor einer HIV-Infektion. Bitte bedenken Sie: Das Kondom schützt nicht zuverlässig gegen andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Syphilis, Chlamydien, Tripper, Hepatitis A/B oder HPV. Hier erreichen Sie den besten Schutz durch regelmässiges Testen und gezieltes Impfen.

Allerdings können oder wollen nicht alle ein Kondom benutzen – zum Beispiel wegen Erektionsproblemen, Alkohol, Drogen oder Liebe. Deshalb gibt es noch andere Schutzmöglichkeiten wie die PrEP. Sollten Sie das Kondom vergessen oder sollte das Kondom reissen, gibt es die ärztliche Notfallbehandlung mit der PEP (= Postexpositionsprophylaxe). Diese muss innert 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgen.

Mehr zur PEP lesen Sie hier.

Safer Sex in einer Partnerschaft

Für Paare in einer festen Beziehung sind die Kommunikation und Transparenz über das eigene sexuelle Verhalten der erste Schritt zum Safer Sex: Vertrauen ist gut, Reden ist besser – egal, ob beim monogamen Partnerschaftsmodell oder bei einer offenen Beziehung. Über Sexualität zu sprechen ist für viele Menschen eine Herausforderung. Deshalb liegt es in der Verantwortung von jeder Person, die Thematik immer wieder aufzunehmen. Gerade bei Paaren – ob monogam oder offen lebend – kommt es nicht zuletzt zu einer unwissentlichen HIV-Ansteckung, weil es an offener Kommunikation fehlt.

 

HIV-Status von beiden kennen

Bevor Sie Sex ohne Kondom oder ohne PrEP haben, müssen Sie den HIV-Status Ihrer besseren Hälfte kennen. Dazu ist es wichtig, während mindestens sechs Wochen kein HIV-Risiko einzugehen und sich danach gemeinsam testen zu lassen – auch auf die anderen STI.

Danach gilt es, auszuhandeln, wie die Partnerschaft gestaltet sein soll: sexuelle Exklusivität bzw. Treue (= Monogamie) oder offene Partnerschaft. Ebenso gilt es, die Safer-Sex-Regeln festzulegen – besonders in einer offenen Partnerschaft bzw. im Falle eines Seitensprungs in einer monogamen Beziehung.

Für Frauen, die Sex mit Frauen haben (FSF), empfehlen wir die Broschüre «Safer Sex zwischen Frauen» zu lesen.

 

Ob monogam oder offen – Hauptsache ehrlich

Monogamie schützt vor Ansteckungen nicht: Selbst in einer liebevollen und langjährigen Partnerschaft, in der sich beide Personen die sexuelle Treue geschworen haben, können Ausrutscher passieren. Sollte es dabei zu einem Risiko gekommen sein: Seien Sie ehrlich zu Ihrer Partnerin bzw. zu Ihrem Partner. Denn damit schützen Sie sie*ihn vor einer möglichen HIV-Infektion.

Ferner empfiehlt es sich, einen STI-Test zu machen: Bei einem positiven Ergebnis gilt es, seine*n Partner*in zu informieren, damit er*sie sich ebenfalls testen und behandeln lassen kann. Auch bei Paaren in einer offenen Beziehung sind eine ehrliche Kommunikation sowie regelmässige HIV- und STI-Tests wichtig. So lassen sich allfällige Infektionen früh erkennen und behandeln. Die Infektiologie von HOCH Health Ostschweiz bietet hierzu eine STI-Sprechstunde an.

 

Jemand ist HIV-positiv, jemand HIV-negativ: Was nun?

Sofern die betroffene Person unter einer wirksamen HIV-Therapie ist, braucht es keinen zusätzlichen HIV-Schutz wie das Kondom oder die PrEP. Dies gilt auch, wenn beide Personen in einer Partnerschaft HIV-positiv und in Behandlung sind. Ein STI-Test sollte hingegen trotzdem gemacht werden, um Infektionen mit anderen Geschlechtskrankheiten auszuschliessen.

 

Neue Safer-Sex-Regeln

Seit der Aids-Epidemie in den 1980er Jahren gab es mehrere medizinische Durchbrüche in der Behandlung von HIV und Aids, ebenso in der Prophylaxe. Verschwunden sind die Ansteckungsrisiken aber nicht. Nach heutigem Wissensstand sind HIV und Aids behandelbar, jedoch nicht heilbar. Darum sind drei Dinge nach wie vor wichtig: die Risiken kennen, sich eigenverantwortlich schützen und wissen, was bei einer Risikosituation zu tun ist.

 

Neue Safer-Sex-Regeln

Dank medizinischer Fortschritte haben sich auch die Safer-Sex-Regeln weiterentwickelt, die über die Benützung von Kondomen hinausgehen. Diese Safer-Sex-Regeln helfen Ihnen, sich vor HIV zu schützen:

 

Kondome bei Analsex, Vaginalsex und Sextoys

Die Kondome müssen intakt sein. Das heisst, sie dürfen nicht alt, abgelaufen, benutzt oder porös sein. Zudem müssen Sie Kondome richtig anwenden, um einen zuverlässigen Schutz zu erreichen.

Mehr zum Schutz mit Kondomen

 

PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) als zuverlässiger Schutz vor HIV

Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das HIV-negative Personen zum Schutz vor HIV einnehmen. Die PrEP schützt wie das Kondom vor HIV. Allerdings muss die Einnahme unter ärztlicher Kontrolle und nach einem festgelegten Schema erfolgen. Achtung: Nehmen Sie keine PrEP ohne ärztliche Begleitung.

Mehr zur PrEP

 

TasP bzw. #undetectable

Beide Begriffe meinen den Schutz vor HIV dank wirksamer HIV-Therapie. TasP ist die Abkürzung für «treatment as prevention», auf Deutsch: Therapie als Prävention. Der Begriff «undetectable» bedeutet, dass die Virenlast von HIV-Betroffenen unter der Nachweisgrenze liegt. Das heisst, es lassen sich keine HI-Viren nachweisen (= undetectable). HIV-positive Menschen unter der Nachweisgrenze sind somit nicht mehr ansteckbar, auch nicht beim Sex ohne Kondom.

Mehr zum Schutz durch Therapie

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

 

Safer Sex schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)

Wichtig zu wissen: Andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Chlamydien, Genitalherpes, Syphilis oder Gonorrhö (Tripper) lassen sich trotz Safer-Sex-Regeln übertragen. Denn Kondome schützen nur ausreichend bei Anal- und Vaginalsex vor HIV und anderen STI.

Bei anderen Praktiken sieht die Situation anders aus: Bei Oralsex, Petting, Fingern oder Küssen sind STI-Infektionen möglich. Ausschlaggebend ist dabei der Kontakt mit den Schleimhäuten. Den besten Schutz gegen HIV und STI bieten nur regelmässige Tests und gezielte Impfungen wie gegen Hepatitis A und Hepatitis B oder HPV (= humane Papillomaviren).

Welcher Schutz für Sie am besten geeignet ist, erfahren Sie im Safer-Sex-Check auf lovelife.ch. 

 

Wie häufig soll ich mich testen lassen?

Regelmässige HIV-/STI-Tests sind in diesen Situationen empfohlen: beim Partnerwechsel, beim Beginn einer neuen Beziehung oder bei sexuellen Risikosituationen. So lassen sich allfällige Infektionen früh erkennen und behandeln, aber auch Ansteckungsketten unterbrechen.

Darum empfehlen wir: Je häufiger jemand seine Partner*innen wechselt, umso häufiger sollte er*sie sich auf HIV und STI testen. Und das unabhängig von Symptomen. Dabei gibt es eine Faustregel zur Orientierung:

  • Wer Sex hat: alle zwölf Monate.
  • Wer Sex mit etwa zehn Personen pro Jahr hat: alle sechs Monate.
  • Wer Sex mit mehr als zwanzig Personen pro Jahr hat: alle drei Monate.
  • Wer die PrEP nimmt: alle drei Monate im Rahmen der PrEP-Untersuchung.
  • Wer HIV-positiv ist: im Rahmen der ärztlichen Routinekontrolle.

Zusätzlich sollten Sie sich auf Hepatitis C testen lassen, wenn Sie:

  • HIV-positiv sind: im Rahmen der ärztlichen Routinekontrolle, mindestens einmal pro Jahr.
  • die PrEP nehmen: im Rahmen der PrEP-Untersuchung, mindestens einmal pro Jahr.
  • Sex haben, wo Blut im Spiel ist (Fisting): mindestens einmal pro Jahr.
  • Drogen sniffen oder spritzen: ebenfalls einmal pro Jahr.

Wann, wie und wo Sie sich testen bzw. impfen lassen können, erfahren Sie hier.

Sexualpädagogische Elternbildung

Sexualpädagogische Elternbildung Elternbildung

Als Ergänzung zum sexualpädagogischen Unterricht führen wir Elternabende durch. Elternhaus und Schule übernehmen so gemeinsam Verantwortung für die sexuelle Gesundheit der Kinder und Jugendlichen. Der Abend vermittelt Grundwissen zur sexuellen Gesundheit sowie zur körperlichen und psychosexuellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Insgesamt unterstützt ein solcher Elternabend die Eltern in der Sexualerziehung.

Aufgebaut ist ein solcher Elternabend wie folgt:

Ziel des Angebotes

  • Vermittlung von Grundlagenwissen zur sexuellen Gesundheit und zur psychosexuellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
  • Unterstützung der Eltern in der Sexualerziehung
  • Ansprechen von und Umgang mit Tabuthemen
  • Information über den sexualpädagogischen Einsatz im Rahmen der Schule
  • Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Eltern und der Schule

Zielgruppen

  • Eltern von Kindern und Jugendlichen in den Zyklen 2 und 3

Methoden

  • Vortrag
  • Gruppen- und Plenumsgespräche, Diskussionen
  • Beantworten von Fragen

Themenschwerpunkte

  • Sexualerziehung gestern und heute
  • Körperliche und psychosexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
  • HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI), Safer-Sex-Regeln und Schutzstrategien
  • Umgang mit der Sexualität in sozialen Medien
  • Umgang mit Grenzen
  • Sexuelle Orientierungen, Geschlechterrollen und Geschlechtsidentitäten
  • Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen über Sexualität

Organisatorisches

  • Ort: Schulhaus
  • Kombinierbar mit den sexualpädagogischen Angeboten der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen
  • Frühzeitige Kontaktaufnahme wird empfohlen: info@ahsga.ch / 071 223 68 08
Planen Sie einen Elternabend an Ihrer Schule?

Zögern Sie nicht, uns anzurufen oder uns zu schreiben. Wir unterstützen Sie gerne dabei, einen Elternabend zur sexuellen Gesundheit und zur Sexualerziehung von Kindern und Jugendlichen durchzuführen.


Weitere Angebote für Volks-, Berufs- und weiterführende Schulen sowie Kitas und Horte

Sexualpädagogisches Wissen und Unterrichtsmaterialien

Sexualpädagogische Weiterbildung für Fach- und Lehrpersonen

Sexualpädagogische Weiterbildung für Fach- und Lehrpersonen

Mit unserem Weiterbildungsangebot erwerben Lehrpersonen und Schulsozialarbeitende Grundlagenwissen zur sexuellen Gesundheit. Dabei eignen sie sich unter anderem Kernkompetenzen im Unterrichten altersgerechter Sexualpädagogik an.

Das Weiterbildungsangebot setzt sich im Detail wie folgt zusammen:

Ziel des Angebotes

  • Vermittlung von Grundlagenwissen zur sexuellen Gesundheit
  • Themen und Methoden der Sexualpädagogik
  • Thematisieren der Vielfalt menschlicher Sexualität
  • Reflektieren der eigenen Rolle im Sexualunterricht

Zielgruppen

  • Lehrpersonen
  • Schulsozialarbeitende

Methoden

  • Vortrag mit PowerPoint-Präsentation, Anspielfilme
  • Gruppen- und Plenumsgespräche, Diskussionen
  • Beantworten von Fragen

Themenschwerpunkte

  • Sexuelle Gesundheit
  • Sexualerziehung gestern und heute
  • Psychosexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
  • HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI)
  • Sexualität in sozialen Medien
  • Sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten
  • Einstellungen, Werte, Normen und Haltungen

Organisatorisches

Kosten

  • Fr. 120.– für 60 Min. zzgl. Spesen
Sind Sie an einer Weiterbildung für Ihre Fach- bzw. Lehrpersonen interessiert?

Dann freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme. In einem ersten Schritt evaluieren wir gemeinsam, wie das Weiterbildungsprogramm aussehen könnte und wie wir es gemeinsam gestalten können.


Weitere Angebote für Volks-, Berufs- und weiterführende Schulen sowie Kitas und Horte

Sexualpädagogisches Wissen und Unterrichtsmaterialien


Sexualpädagogische Konzepte für Kitas und Horte

Erzieher*innen haben die Aufgabe, Kinder zu unterstützen, zu begleiten und zu fördern, auch im Bereich der Sexualerziehung. Da Kinder fragen, spielen und ausprobieren, findet Sexualerziehung in jeder Kindertagesstätte im Alltag statt.

Sexualerziehung ist ein sensibles Thema und führt zu Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen: in Bezug auf die Person der Erzieherin und des Erziehers, das Team, die Institution, die Arbeit mit den Kindern in der Gruppe und die Elternarbeit.

Eine selbstreflexive Haltung schafft die Voraussetzung für ein professionelles sexualpädagogisches Handeln. Die Kommunikation im Team fördert die Reflexion von Erfahrungen aus dem Alltag der Kita, um mehr Klarheit über eigene Einstellungen, Werte und Haltungen zu erhalten.

Wir unterstützen Sie in diesem Prozess: Nebst fachlichen Aspekten zur Sexualität bilden sexualpädagogische Methoden sowie Ihre Praxisbeispiele/-fragen den Kursrahmen.

Informationen zum Angebot

Ziel des Angebotes

  • Vermittlung von Grundlagenwissen zur psychosexuellen Entwicklung
  • Präventionsstrategien im Umgang mit Grenzen
  • Wissensvermittlung zur Sexualität
  • Bildung einer gemeinsamen Haltung im Umgang mit Sexualität in der Institution
  • Begleitung im Erarbeiten und Umsetzen eines Konzeptes zur sexuellen Bildung

Zielgruppe

  • Fachpersonen in Kindertagesstätten und Horten

Methoden

  • Vortrag mit PowerPoint-Präsentation, Anspielfilme
  • Gruppen- und Plenumsgespräche, Diskussionen
  • Beantworten von Fragen

Themenschwerpunkte

  • Fachliche und rechtliche Rahmenbedingungen sexueller Bildung
  • Einstellungen, Werte, Normen und Haltungen
  • Psychosexuelle Entwicklung von Kindern
  • Kindgerechtes sexualpädagogisches Handeln
  • Zusammenarbeit mit Eltern
  • Begleitung im Erstellen eines Konzepts zur sexuellen Bildung

Organisatorisches

  • Anfragen via Sekretariat: info@ahsga.ch / 071 223 68 08
  • Frühzeitige Kontaktaufnahme empfohlen
  • Ort: Räume in Ihrer Institution

Kosten

  • Fr. 120.– für 60 Min. zzgl. Spesen
Interessiert Sie unser sexualpädagogisches Angebot für Kitas und Horte?

Dann schreiben Sie uns oder rufen Sie uns. Gemeinsam erörtern wir, wie wir für Ihre Institution das passende sexualpädagogische Konzept erarbeiten können.

Nützliche Informationen sowie Beiträge aus der Forschung finden Sie ausserdem in der Broschüre «Sexualaufklärung bei Kleinkindern» der Sexuellen Gesundheit Schweiz.


Weitere Angebote für Volks-, Berufs- und weiterführende Schulen sowie Kitas und Horte

Sexualpädagogisches Wissen und Unterrichtsmaterialien

Sexualpädagogik für Berufsschulen und weiterführende Schulen

Sexualpädagogik für Berufsschulen und weiterführende Schulen

Für junge Erwachsene ist Sexualität ein wichtiges Thema. Viele haben bereits erste sexuelle Erfahrungen gemacht. Obwohl die meisten sagen, sie wüssten schon alles, zeigen unsere Erfahrungen, dass ihr Wissen lückenhaft ist und oft nicht den Tatsachen entspricht.

Mit unseren sexualpädagogischen Einsätzen fördern wir ihre Selbstkompetenz, stärken ihre Ressourcen und unterstützen sie in einem verantwortungsvollen Umgang mit ihrer sexuellen Gesundheit. Wir entwickeln mit ihnen eine Sprache über Sexualität, damit sie so besser über eigene Bedürfnisse, Scham und Lust reden können. Wir vermitteln ihnen Wissen, damit sie ihre sexuellen Begegnungen aktiv und selbstbestimmt gestalten können. Und wir setzen uns mit Rollenbildern und mit den sozialen Kompetenzen auseinander, die es für eine gleichberechtigte Partnerschaft braucht.

Geschlechterunterschiede beim Zugang zur Sexualität

Junge Männer haben einen anderen Zugang zur Sexualität als junge Frauen. Junge Frauen holen sich ihr Wissen eher aus Online-Medien und gemeinsamen Gesprächen. Junge Männer hingegen nennen als Wissensquellen häufiger Internet, Pornos und eigenes Ausprobieren. Meistens konsumieren sie auch mehr pornografische Inhalte als junge Frauen und vertreten die Meinung, «von Pornos viel lernen zu können». Es ist aber wichtig, dass sie zwischen der Realität und der inszenierten Sexualität wie in der Pornografie unterscheiden können.

Junge Frauen haben ein viel negativeres Bild von ihrem Körper als ihre männlichen Gleichaltrigen. Ihr Frau Werden erleben sie nicht immer positiv. Auch sind sie bezüglich Selbstbefriedigung eher zurückhaltender eingestellt. Ein guter Zugang zur eigenen Körperlichkeit ist jedoch die Grundlage sexueller Gesundheit. Zu einem positiven Körperbild zu gelangen ist somit eine wichtige Ressource für junge Frauen. Jugendliche mit Migrationshintergrund haben zudem oft noch ein starreres Rollenbild von Männlichkeit und Weiblichkeit, als dies in der hiesigen Kultur der Fall ist. Dies beeinflusst oder erschwert gar ihre Beziehungserfahrungen.

Sexualpädagogisches Angebot für Berufsschulen und weiterführende Schulen

Sexuelle Gesundheit meint den Zustand physischen, emotionalen, geistigen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität. Mit unseren sexualpädagogischen Einsätzen unterstützen wir junge Erwachsene in ihrer Selbstkompetenz, stärken ihre Ressourcen und fördern sie in einem verantwortungsvollen Umgang mit sexueller Gesundheit.

Im Unterricht verfolgen wir dabei diese Ziele:

  • Grundlagenwissen zur sexuellen Gesundheit, zu HIV/STI und Verhütung
  • Wissensvermittlung im Umgang mit sexueller Gesundheit
  • Stärkung persönlicher Ressourcen und einer partnerschaftlichen Sexualität
  • Fördern eines selbstverantwortlichen Umgangs mit der eigenen Sexualität und Beziehung
  • Toleranz und Respekt im Umgang mit sexuellen Minderheiten und Tabuthemen

Konzipiert ist das Angebot für junge Erwachsene in der Ausbildung sowie für Berufsschüler*innen und Kantonsschüler*innen.

Im Unterricht kommen unterschiedliche Methoden zur Anwendung, um eine vielseitige und ganzheitliche Erfahrung mit dem Thema zu gewährleisten:

  • PowerPoint-Präsentationen, Arbeitsblätter, Filmmaterial, neue Medien
  • Plenums- und Gruppendiskussionen
  • Beantwortung von Fragen
  • Anregung zur Selbstreflexion und zur Selbstverantwortung

Unsere Themenschwerpunkte für die jungen Erwachsenen setzen wir dabei wie folgt:

  • Sexuelle und reproduktive Gesundheit
  • HIV und sexuell übertragbare Infektionen (STI), Verhütung, Safer-Sex-Regeln
  • Partnerschaft und sexuelle Beziehungen Körper und Sexualverhalten
  • Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität
  • Achtsamkeit im Umgang mit dem eigenen Körper, sexualisierte Gewalt

Der Unterricht erfolgt in geschlechtergetrennten Gruppen und lässt sich ideal mit dem Projekt «COMOUT» kombinieren.

Könnte unser Angebot für Ihre Schule hilfreich sein?

Dann nehmen Sie doch mit uns rechtzeitig Kontakt auf, um die Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der Klasse zu besprechen. Im Anschluss daran kreieren wir gemeinsam ein passendes Angebot für Ihre Schule. Empfohlen sind mindestens zwei Lektionen. Die Kosten pro Lektion betragen Fr. 110.– (zzgl. Spesen).


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