Jahresbericht
2023

Aktion «HIV heute» mit Theater und Kantonsspital St.Gallen

Reden über HIV – auch am Theater St.Gallen

15. Mai 2024

So geschehen am Samstag, dem 20. April 2024: Anlässlich einer Aufführung des rockigen Kult-Musicals «Rent» führte die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen zusammen mit dem Kantonsspital und dem Theater St.Gallen die Aktion «HIV heute» durch. Zudem konnten sich Besucher*innen kostenlos vor Ort auf HIV testen lassen.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA)

 

Aktion «HIV heute» mit Theater und Kantonsspital St.Gallen

«HIV heute» im Theater St.Gallen (v. l. n. r.): Adrian Knecht (Fachstelle für Aids- und Sexualfragen), Julia Notter (Oberärztin an der Klinik für Infektiologie des KSSG) und Simone Toppino (Assistenzarzt) sprachen mit den Musicalgästen über HIV.

 

Das Musical «Rent» spielt im New York der 1990er Jahre. Im Zentrum stehen junge Künstler*innen, die nach Liebe und Akzeptanz suchen und darauf hoffen, mit ihrer Kunst erfolgreich zu sein. Gleichzeitig ist ihr Leben vom Kampf gegen HIV geprägt. In den 1990ern kam eine HIV-Diagnose einem Todesurteil gleich – so auch im Musical. Die Medizin konnte in dieser Zeit den Ausbruch von Aids nur hinauszögern.

 

Doch was bedeutet HIV heute?

Darüber sprachen Fachpersonen der Klinik für Infektiologie, Infektionsprävention und Reisemedizin vom Kantonsspital St.Gallen (KSSG) und der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen mit Besucher*innen der «Rent»-Vorstellung am 20. April. Dazu Oberärztin Julia Notter: «HIV ist heute immer noch nicht heilbar, lässt sich aber gut behandeln wie andere chronische Erkrankungen. Menschen mit HIV haben unter einer wirksamen HIV-Therapie eine normale Lebenserwartung und können dank der Therapie das Virus auch beim Sex nicht übertragen.»

 

Diskriminierungsfreier Umgang nötig

Trotz Fortschritten in der Medizin und eines gesteigerten Bewusstseins in der Gesellschaft erleben HIV-positive Menschen in der Schweiz nach wie vor Stigmatisierung, Diskriminierung und Ausgrenzung. Diffuse Ängste und die immer noch präsenten Bilder der Aids-Epidemie in den 1980er- und 1990er-Jahren tragen dazu bei. «Deshalb haben wir zusammen mit der Infektiologie des KSSG die Aktion ‹HIV heute› an einer Vorstellung des Musicals ‹Rent› am Theater St.Gallen durchgeführt», erklärt Adrian Knecht, Projektleiter Prävention an der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen, und fügt an: «Uns ist es ein Anliegen, die Allgemeinbevölkerung mit aktuellen Infos zu HIV zu versorgen und Ängste zu nehmen. Ausserdem setzen wir uns für einen diskriminierungsfreien Umgang mit Menschen mit HIV ein.»

HIV lässt sich im Alltagskontakt nicht übertragen – weder beim Händedruck noch beim gemeinsamen Benutzen von Toiletten, Bettwäsche oder Geschirr. Auch Küssen, Streicheln und Oralsex (ohne Blut oder Sperma) bedeuten kein HIV-Risiko. «Zu HIV-Risiken zählen ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr, geteilte Utensilien beim Drogenkonsum sowie Geburt», erläutert Julia Notter, und ergänzt: «Menschen unter wirksamer HIV-Therapie können ohne Angst vor Übertragung Kinder bekommen.»

 

Individuelle Schutzstrategien und kostenloser HIV-Test

Angesichts der medizinischen Fortschritte und des veränderten Dating- und Liebesverhaltens empfiehlt die aktuelle LOVE-LIFE-Kampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG) den Safer-Sex-Check: Weil jeder Mensch anders liebt, sind individuelle Schutzstrategien angezeigt – ganz im Sinne einer selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Sexualität. «Die Gestaltung der eigenen Sexualität kann sich im Verlauf des Lebens immer wieder ändern. Darum ist das Wissen über Risiken und passende Schutzstrategien zentral beim Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)», betont Adrian Knecht, und fügt hinzu: «Unsere Aktion «HIV heute» nahmen die Theaterbesucher*innen mit Interesse auf. Es fanden Gespräche zum Umgang mit HIV, zu Stigmatisierung und zu Schutzstrategien statt. Darüber hinaus boten wir vor Ort einen kostenlosen HIV-Test an. Und besonders erfreulich: Es gab Eltern, die Kondome und Informationsbroschüren für ihre Teenager mitnahmen. Zudem legten wir das ‹Positive Life Magazine› auf – ein Magazin der Aids-Hilfe Schweiz für Menschen mit HIV.»

 

Anonyme und regelmässige Testmöglichkeiten

Ein HIV-/STI-Test gibt Klarheit über den eigenen Gesundheitsstatus. Anonymes und regelmässiges Testen ist wichtig und soll unkompliziert zugänglich sein. Darum führt die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital St.Gallen Tests auf der Fachstelle durch. Alle Informationen und Termine dazu finden Sie auf der Seite «Testen auf der Fachstelle».

Weitere Testmöglichkeiten bietet die infektiologische Sprechstunde für sexuell übertragbare Krankheiten (STI) am Kantonsspital St.Gallen an: Hier geht’s zu den Terminen, Preisen und Anmeldemöglichkeiten.

 

Medienbeitrag als PDF zum Download

 

Zero-Discrimination-Day-2024

Zero Discrimination Day – gemeinsam gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV

1. März 2024

Trotz Fortschritten in der Medizin und eines gesteigerten Bewusstseins in der Gesellschaft erleben HIV-positive Menschen in der Schweiz nach wie vor Diskriminierung. Zum Zero Discrimination Day am 1. März startet die Aids-Hilfe Schweiz auf Positive Life eine Kampagne zur Bekämpfung von Diskriminierung.

Text: Predrag Jurisic/Aids-Hilfe Schweiz
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

 

Zero-Discrimination-Day-2024

Zero Discrimination Day 2024 – gemeinsam gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV.

 

Im Jahr 2014 haben UNAIDS und die Vereinten Nationen den Zero Discrimination Day ins Leben gerufen – als Zeichen gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV. Der jährlich am 1. März stattfindende Tag soll weltweit auf die Problematik aufmerksam machen und zum Kampf gegen Diskriminierung aufrufen.

Leider sind auch in der Schweiz Diskriminierungen von Menschen mit HIV immer noch weit verbreitet. Dies zeigen die Diskriminierungsmeldungen, die die Aids-Hilfe Schweiz im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit sammelt. Im Jahr 2023 gingen bei der Aids-Hilfe Schweiz 94 Diskriminierungsmeldungen ein. Die meisten davon stammen aus dem Gesundheitswesen:

Diskriminierungsmeldungen von Menschen mit HIV 2023

Diskriminierungsmeldungen von Menschen mit HIV 2023.

Alle Zahlen und Fakten zu Diskriminierungsmeldungen für das Jahr 2023 finden sich im aktuellen Diskriminierungsbericht der Aids-Hilfe Schweiz.

 

Kostenlose Rechtsberatung für Menschen mit HIV

HIV-positive Menschen können sich gegen die Diskriminierungen wehren – mithilfe der kostenlosen Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz. Die Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz klärt ab, informiert, berät und vermittelt – ob bei Diskriminierungen im Gesundheitswesen, bei der Arbeit oder bei Privatversicherungen.

Mehr zur kostenlosen Rechtsberatung für Menschen mit HIV.

Schweigen Sie nicht, wenn Sie diskriminiert werden, und melden Sie, was vorgefallen ist. Ihre Anfrage wird streng vertraulich behandelt. Die Dienstleistung der Aids-Hilfe Schweiz ist kostenlos.

Das Beratungsteam ist an folgenden Tagen für Sie da:
Dienstag, 9–12 Uhr und 14–16 Uhr
Donnerstag, 9–12 Uhr und 14–16 Uhr

Telefon: 044 447 11 11
Fax: 044 447 11 12
E-Mail: recht@aids.ch
Postadresse: Aids-Hilfe Schweiz, Freilagerstrasse 32, 8047 Zürich

 

Positive Life setzt zum Zero Discrimination Day ein Zeichen

Positive Life ist eine Plattform für Information und Austausch zum Leben mit HIV – von, mit und für Menschen mit HIV. Die Trägerin dieser Plattform ist die Aids-Hilfe Schweiz. Zum Zero Discrimination Day setzt Positive Life ein Zeichen mit einer Kampagne und einem Video:

 

Schweigen Sie nicht, wenn Sie diskriminiert werden, und melden Sie sich bei der Aids-Hilfe, was vorgefallen ist:

Telefon: 044 447 11 11
Fax: 044 447 11 12
E-Mail: recht@aids.ch
Postadresse: Aids-Hilfe Schweiz, Freilagerstrasse 32, 8047 Zürich

 

HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie sind nicht ansteckend.

Welt-Aids-Tag: Stopp Diskriminierung

1. Dezember 2020

Der 1. Dezember findet seit 1988 als Welt-Aids-Tag statt. Das Ziel des gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) ist es, Solidarität mit HIV-Betroffenen zu zeigen. Als Fachstelle für Aids- und Sexualfragen beleuchten wir dieses Jahr das Thema HIV/Aids aus drei Perspektiven: persönlich, rechtlich und medizinisch.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie sind nicht ansteckend.

Obwohl HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie nicht ansteckend sind, erleben sie Diskriminierungen im Alltag.

 

HIV-Betroffene sehen sich auch 2020 mit Diskriminierungen konfrontiert: Sei dies im Liebesleben, im Alltag oder beim Gang zur Zahnarztpraxis. Und das, obschon HIV-positive Menschen unter einer wirksamen HIV-Therapie nicht mehr ansteckend sind. In der Schweiz sind das immerhin 95 % aller HIV-positiven Personen. Doch nur 10 % der Bevölkerung wissen das. Es wird Zeit für ein HIV-Update.

 

HIV ist längst kein Todesurteil mehr. Trotzdem erleben HIV-Betroffene auch 2020 Diskriminierungen.

HIV ist längst kein Todesurteil mehr. Trotzdem sind HIV-Betroffene auch 2020 Diskriminierungen ausgesetzt. Bild: pixabay.com.

 

Die entschärfte Bombe

Er sei eine entschärfte Bombe, erzählt Riccardo (36) aus Winterthur. Dank seiner HIV-Therapie ist er nicht mehr ansteckend – auch beim Sex ohne Kondom. Trotzdem stösst er auf Dating-Portalen auf Ängste und Vorbehalte: Männer, denen er von seinem HIV-Status erzählt, suchen das Weite.

Dies ist einer der Gründe, warum uns Riccardo nur in anonymisierter Form über sein Leben mit HIV berichtet. Dennoch will er aufklären und zeigen, dass ein Leben mit HIV heute völlig normal abläuft: Das einzige, was sich bei ihm im Alltag geändert hat, ist die Medikamenteneinnahme. Ansonsten fühlt er sich fit wie vor seiner HIV-Infektion.

Warum es noch Diskriminierungen gibt und wie seine Freunde auf seine HIV-Infektion reagiert haben, gibt’s im Porträt nachzulesen: «Ich bin entschärft.»

 

«HIV/Aids: Die Bevölkerung braucht dringend ein Update.» Caroline Suter, stellvertretende Geschäftsleiterin und Leiterin der Rechtsberatung bei der Aids-Hilfe Schweiz. Bild: Marilyn Manser.

 

Die Gesellschaft braucht dringend ein HIV-Update

Sobald HIV und Aids als Schlagworte auftauchen, haben viele Menschen noch immer die dramatischen Bilder der 80er Jahre im Kopf: abgemagerte Körper, Lungenentzündungen, Hautkrebs. Darum braucht die Gesellschaft dringend in HIV-Update, wie Caroline Suter im Interview erklärt: Sie ist bei der Aids-Hilfe Schweiz stellvertretende Geschäftsleiterin und Leiterin der Rechtsberatung und berät HIV-Betroffene in Diskriminierungsfällen.

Jährlich erhält die Aids-Hilfe Schweiz hundert solcher Diskriminierungsmeldungen. Die Dunkelziffer liege jedoch um ein Zehnfaches höher. Erschreckend dabei: Die meisten Diskriminierungsmeldungen erfolgen im Gesundheitswesen. Da gibt es Zahnarztpraxen, die HIV-Betroffenen nur Randtermine geben, weil sie angeblich eine besondere Desinfektion der eingesetzten Instrumente vornehmen müssen. Oder auch Physiotherapie- und Allgemeinpraxen, die eine Behandlung abbrechen, sobald sie vom HIV-Status einer betroffenen Person erfahren.

Welche weiteren Diskriminierungen HIV-positive Menschen erleben, erzählt Caroline Suter im Interview: «HIV/Aids: Die Bevölkerung braucht dringend ein Update.»

 

Prof. Dr. med. Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen (KSSG). Bild: KSSG.

Prof. Dr. med. Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen (KSSG). Bild: KSSG.

 

Ist HIV in naher Zukunft heilbar?

Ja, wenn es um die Einschätzung von Pietro Vernazza geht: Der Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen ist überzeugt, dass eine Heilung von HIV in näherer Zukunft möglich sein wird. Es gebe einen Therapieansatz mit körpereigenen T-Zellen, der in Tierversuchen bereits erfolgreich getestet worden ist.

Im Interview beschreibt er zudem, wie sich die HIV-Prävention seit den Anfängen entwickelt hat, aber nicht nur: Er nimmt zu den aktuellen HIV-Infektionen Stellung sowie zur PrEP – der Präexpositionsprophylaxe. Das ist ein HIV-Medikament, das HIV-negative Personen einnehmen, um sich prophylaktisch gegen HIV zu schützen. Die tägliche PrEP-Pille bietet denselben zuverlässigen Schutz vor HIV wie ein Kondom und zählt seit wenigen Jahren ebenfalls zum Safer Sex – nebst der HIV-Therapie (TasP).

Ob es die Schweiz schafft, die HIV-Infektionen bis 2030 auf null zu senken und wie die HIV-Prävention global aussieht, zeigt Pietro Vernazza im Interview auf: «Ist eine Heilung von HIV/Aids in näherer Zukunft möglich?»

 

HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie sind nicht ansteckend.

Welt-Aids-Tag: Stopp Diskriminierung

1. Dezember 2020

Der 1. Dezember findet seit 1988 als Welt-Aids-Tag statt. Das Ziel des gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) ist es, Solidarität mit HIV-Betroffenen zu zeigen. Als Fachstelle für Aids- und Sexualfragen beleuchten wir dieses Jahr das Thema HIV/Aids aus drei Perspektiven: persönlich, rechtlich und medizinisch.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie sind nicht ansteckend.

Obwohl HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie nicht ansteckend sind, erleben sie Diskriminierungen im Alltag.

 

HIV-Betroffene sehen sich auch 2020 mit Diskriminierungen konfrontiert: Sei dies im Liebesleben, im Alltag oder beim Gang zur Zahnarztpraxis. Und das, obschon HIV-positive Menschen unter einer wirksamen HIV-Therapie nicht mehr ansteckend sind. In der Schweiz sind das immerhin 95 % aller HIV-positiven Personen. Doch nur 10 % der Bevölkerung wissen das. Es wird Zeit für ein HIV-Update.

 

HIV ist längst kein Todesurteil mehr. Trotzdem erleben HIV-Betroffene auch 2020 Diskriminierungen.

HIV ist längst kein Todesurteil mehr. Trotzdem sind HIV-Betroffene auch 2020 Diskriminierungen ausgesetzt. Bild: pixabay.com.

 

Die entschärfte Bombe

Er sei eine entschärfte Bombe, erzählt Riccardo (36) aus Winterthur. Dank seiner HIV-Therapie ist er nicht mehr ansteckend – auch beim Sex ohne Kondom. Trotzdem stösst er auf Dating-Portalen auf Ängste und Vorbehalte: Männer, denen er von seinem HIV-Status erzählt, suchen das Weite.

Dies ist einer der Gründe, warum uns Riccardo nur in anonymisierter Form über sein Leben mit HIV berichtet. Dennoch will er aufklären und zeigen, dass ein Leben mit HIV heute völlig normal abläuft: Das einzige, was sich bei ihm im Alltag geändert hat, ist die Medikamenteneinnahme. Ansonsten fühlt er sich fit wie vor seiner HIV-Infektion.

Warum es noch Diskriminierungen gibt und wie seine Freunde auf seine HIV-Infektion reagiert haben, gibt’s im Porträt nachzulesen: «Ich bin entschärft.»

 

«HIV/Aids: Die Bevölkerung braucht dringend ein Update.» Caroline Suter, stellvertretende Geschäftsleiterin und Leiterin der Rechtsberatung bei der Aids-Hilfe Schweiz. Bild: Marilyn Manser.

 

Die Gesellschaft braucht dringend ein HIV-Update

Sobald HIV und Aids als Schlagworte auftauchen, haben viele Menschen noch immer die dramatischen Bilder der 80er Jahre im Kopf: abgemagerte Körper, Lungenentzündungen, Hautkrebs. Darum braucht die Gesellschaft dringend in HIV-Update, wie Caroline Suter im Interview erklärt: Sie ist bei der Aids-Hilfe Schweiz stellvertretende Geschäftsleiterin und Leiterin der Rechtsberatung und berät HIV-Betroffene in Diskriminierungsfällen.

Jährlich erhält die Aids-Hilfe Schweiz hundert solcher Diskriminierungsmeldungen. Die Dunkelziffer liege jedoch um ein Zehnfaches höher. Erschreckend dabei: Die meisten Diskriminierungsmeldungen erfolgen im Gesundheitswesen. Da gibt es Zahnarztpraxen, die HIV-Betroffenen nur Randtermine geben, weil sie angeblich eine besondere Desinfektion der eingesetzten Instrumente vornehmen müssen. Oder auch Physiotherapie- und Allgemeinpraxen, die eine Behandlung abbrechen, sobald sie vom HIV-Status einer betroffenen Person erfahren.

Welche weiteren Diskriminierungen HIV-positive Menschen erleben, erzählt Caroline Suter im Interview: «HIV/Aids: Die Bevölkerung braucht dringend ein Update.»

 

Prof. Dr. med. Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen (KSSG). Bild: KSSG.

Prof. Dr. med. Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen (KSSG). Bild: KSSG.

 

Ist HIV in naher Zukunft heilbar?

Ja, wenn es um die Einschätzung von Pietro Vernazza geht: Der Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen ist überzeugt, dass eine Heilung von HIV in näherer Zukunft möglich sein wird. Es gebe einen Therapieansatz mit körpereigenen T-Zellen, der in Tierversuchen bereits erfolgreich getestet worden ist.

Im Interview beschreibt er zudem, wie sich die HIV-Prävention seit den Anfängen entwickelt hat, aber nicht nur: Er nimmt zu den aktuellen HIV-Infektionen Stellung sowie zur PrEP – der Präexpositionsprophylaxe. Das ist ein HIV-Medikament, das HIV-negative Personen einnehmen, um sich prophylaktisch gegen HIV zu schützen. Die tägliche PrEP-Pille bietet denselben zuverlässigen Schutz vor HIV wie ein Kondom und zählt seit wenigen Jahren ebenfalls zum Safer Sex – nebst der HIV-Therapie (TasP).

Ob es die Schweiz schafft, die HIV-Infektionen bis 2030 auf null zu senken und wie die HIV-Prävention global aussieht, zeigt Pietro Vernazza im Interview auf: «Ist eine Heilung von HIV/Aids in näherer Zukunft möglich?»

 

HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie sind nicht ansteckend.

Welt-Aids-Tag: Stopp Diskriminierung

1. Dezember 2020

Der 1. Dezember findet seit 1988 als Welt-Aids-Tag statt. Das Ziel des gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) ist es, Solidarität mit HIV-Betroffenen zu zeigen. Als Fachstelle für Aids- und Sexualfragen beleuchten wir dieses Jahr das Thema HIV/Aids aus drei Perspektiven: persönlich, rechtlich und medizinisch.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie sind nicht ansteckend.

Obwohl HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie nicht ansteckend sind, erleben sie Diskriminierungen im Alltag.

 

HIV-Betroffene sehen sich auch 2020 mit Diskriminierungen konfrontiert: Sei dies im Liebesleben, im Alltag oder beim Gang zur Zahnarztpraxis. Und das, obschon HIV-positive Menschen unter einer wirksamen HIV-Therapie nicht mehr ansteckend sind. In der Schweiz sind das immerhin 95 % aller HIV-positiven Personen. Doch nur 10 % der Bevölkerung wissen das. Es wird Zeit für ein HIV-Update.

 

HIV ist längst kein Todesurteil mehr. Trotzdem erleben HIV-Betroffene auch 2020 Diskriminierungen.

HIV ist längst kein Todesurteil mehr. Trotzdem sind HIV-Betroffene auch 2020 Diskriminierungen ausgesetzt. Bild: pixabay.com.

 

Die entschärfte Bombe

Er sei eine entschärfte Bombe, erzählt Riccardo (36) aus Winterthur. Dank seiner HIV-Therapie ist er nicht mehr ansteckend – auch beim Sex ohne Kondom. Trotzdem stösst er auf Dating-Portalen auf Ängste und Vorbehalte: Männer, denen er von seinem HIV-Status erzählt, suchen das Weite.

Dies ist einer der Gründe, warum uns Riccardo nur in anonymisierter Form über sein Leben mit HIV berichtet. Dennoch will er aufklären und zeigen, dass ein Leben mit HIV heute völlig normal abläuft: Das einzige, was sich bei ihm im Alltag geändert hat, ist die Medikamenteneinnahme. Ansonsten fühlt er sich fit wie vor seiner HIV-Infektion.

Warum es noch Diskriminierungen gibt und wie seine Freunde auf seine HIV-Infektion reagiert haben, gibt’s im Porträt nachzulesen: «Ich bin entschärft.»

 

«HIV/Aids: Die Bevölkerung braucht dringend ein Update.» Caroline Suter, stellvertretende Geschäftsleiterin und Leiterin der Rechtsberatung bei der Aids-Hilfe Schweiz. Bild: Marilyn Manser.

 

Die Gesellschaft braucht dringend ein HIV-Update

Sobald HIV und Aids als Schlagworte auftauchen, haben viele Menschen noch immer die dramatischen Bilder der 80er Jahre im Kopf: abgemagerte Körper, Lungenentzündungen, Hautkrebs. Darum braucht die Gesellschaft dringend in HIV-Update, wie Caroline Suter im Interview erklärt: Sie ist bei der Aids-Hilfe Schweiz stellvertretende Geschäftsleiterin und Leiterin der Rechtsberatung und berät HIV-Betroffene in Diskriminierungsfällen.

Jährlich erhält die Aids-Hilfe Schweiz hundert solcher Diskriminierungsmeldungen. Die Dunkelziffer liege jedoch um ein Zehnfaches höher. Erschreckend dabei: Die meisten Diskriminierungsmeldungen erfolgen im Gesundheitswesen. Da gibt es Zahnarztpraxen, die HIV-Betroffenen nur Randtermine geben, weil sie angeblich eine besondere Desinfektion der eingesetzten Instrumente vornehmen müssen. Oder auch Physiotherapie- und Allgemeinpraxen, die eine Behandlung abbrechen, sobald sie vom HIV-Status einer betroffenen Person erfahren.

Welche weiteren Diskriminierungen HIV-positive Menschen erleben, erzählt Caroline Suter im Interview: «HIV/Aids: Die Bevölkerung braucht dringend ein Update.»

 

Prof. Dr. med. Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen (KSSG). Bild: KSSG.

Prof. Dr. med. Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen (KSSG). Bild: KSSG.

 

Ist HIV in naher Zukunft heilbar?

Ja, wenn es um die Einschätzung von Pietro Vernazza geht: Der Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen ist überzeugt, dass eine Heilung von HIV in näherer Zukunft möglich sein wird. Es gebe einen Therapieansatz mit körpereigenen T-Zellen, der in Tierversuchen bereits erfolgreich getestet worden ist.

Im Interview beschreibt er zudem, wie sich die HIV-Prävention seit den Anfängen entwickelt hat, aber nicht nur: Er nimmt zu den aktuellen HIV-Infektionen Stellung sowie zur PrEP – der Präexpositionsprophylaxe. Das ist ein HIV-Medikament, das HIV-negative Personen einnehmen, um sich prophylaktisch gegen HIV zu schützen. Die tägliche PrEP-Pille bietet denselben zuverlässigen Schutz vor HIV wie ein Kondom und zählt seit wenigen Jahren ebenfalls zum Safer Sex – nebst der HIV-Therapie (TasP).

Ob es die Schweiz schafft, die HIV-Infektionen bis 2030 auf null zu senken und wie die HIV-Prävention global aussieht, zeigt Pietro Vernazza im Interview auf: «Ist eine Heilung von HIV/Aids in näherer Zukunft möglich?»

 

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