HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

25. April 2023

Hatten Sie ein HIV-Risiko infolge eines ungeschützten Anal- oder Vaginalverkehrs? Oder gab es eine Kondompanne? Falls ja, kann die PEP als Notfallbehandlung vor einer HIV-Infektion schützen, sofern sie innerhalb von 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgt.

Text: Predrag Jurisic/Dr. Gay
Beitragsbild: Dr.Gay

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen. Sie muss allerdings innerhalb von 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgen.

Die PEP ist eine Abkürzung für Post-Expositions-Prophylaxe und dient als Notfallbehandlung nach einem möglichen HIV-Risiko. Mit einer PEP lässt sich eine HIV-Ansteckung unmittelbar nach einer HIV-Risikosituation verhindern. Allerdings muss die Einnahme der 28 Tage dauernden Therapie innerhalb von 48 Stunden erfolgen. Je früher, desto grösser ist die Chance, eine HIV-Ansteckung zu verhindern. Denn bereits sechs bis acht Stunden nach einer Risikosituation sinken die Erfolgschancen.

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

 

Was tun im Falle eines HIV-Risikos?

Prüfen Sie, ob eine Notfallbehandlung mit der PEP angezeigt ist. Lesen Sie dazu das PEP-Schema des aktuellen PEP-Flyers durch. Mit dem PEP-Schema können Sie das eigene Risiko rasch und richtig einschätzen. Gleichzeitig empfehlen wir Ihnen eine Beratung durch eine Fachperson, um herauszufinden, ob eine PEP sinnvoll ist oder nicht:

PEP-Schema: Brauche ich eine PEP?

Ob der Einsatz einer PEP angezeigt ist, zeigt diese Grafik. Allerdings ersetzt das PEP-Schema keine Beratung durch eine Fachperson. Im Zweifelsfall direkt zur Notfallaufnahme des nächsten Spitals fahren. Dort ist die PEP erhältlich.

 

Wo gibt’s die PEP?

Die PEP erhalten Sie in jedem Spital. Nach einer HIV-Risikosituation, wie im obigen PEP-Schema beschrieben, sollten Sie so schnell wie möglich die Notfallaufnahme des nächsten Spitals aufsuchen. Die zentrale Notfallaufnahme für die Region St.Gallen ist das Kantonsspital St.Gallen:

Kontakt
Kantonsspital St.Gallen
Zentrale Notfallaufnahme
Rorschacher Strasse 95
CH-9007 St.Gallen
Telefon +41 71 494 11 11

Die Notfallaufnahmen der Spitäler sind 24 Stunden erreichbar. Zögern Sie im Falle einer HIV-Risikosituation nicht, diese zu kontaktieren, auch wenn Sie im Ausland sind. Kontaktieren Sie dabei Ihre Krankenkasse wegen der Kostenübernahme und lassen Sie sich im Spital am besten von einer Fachperson der Infektiologie beraten.

 

Was kostet die PEP und wer zahlt?

Die Kosten für eine PEP übernehmen die Krankenkassen. Bedenken Sie aber, dass Sie die Franchise und den Selbstbehalt bezahlen müssen. Die Kosten für die PEP lassen sich reduzieren, indem Sie beispielsweise ein Generikum verlangen. Auch hier hilft das Beratungsgespräch mit der Fachperson der Notfallaufnahme.

 

PEP oder PrEP?

Sobald Sie die PEP abgeschlossen haben, empfehlen wir Ihnen ein Beratungsgespräch bei einer Fachstelle. So können Sie abklären, welche Schutzstrategien zu Ihrem Sexleben passen. Wenn Sie häufiger HIV-Risiken ausgesetzt sind, könnte die PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) für Sie infrage kommen. Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das vor dem sexuellen Kontakt eingenommen wird. Beim richtigen Einnahmeschema schützt die PrEP vor einer HIV-Infektion so zuverlässig wie ein Kondom. Für eine Beratung sowie weitere Informationen zur PrEP klicken Sie hier.

Der Unterschied zwischen PEP und PrEP ist ganz einfach: Die PEP ist ein Notfallmedikament, das nach einer HIV-Risikosituation innerhalb von 48 Stunden eingenommen werden muss. Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das vor dem Sex eingenommen wird. So sind Sie vor HIV geschützt. Allerdings schützt die PrEP nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (= STI). Hier ist der beste Schutz, wenn Sie sich regelmässig auf Chlamydien, Gonorrhö (= Tripper) und Syphilis testen lassen.

Eine anonyme HIV-/STI-Beratung sowie anonyme HIV-/STI-Tests können Sie in der STI-Sprechstunde des Kantonsspitals in Anspruch nehmen. Mehr dazu finden Sie hier.

PEP: die medizinische Notfallbehandlung

Die PEP steht für die Post-Expositions-Prophylaxe und ist eine medizinische Notfallbehandlung, um eine HIV-Ansteckung nach einer Risikosituation zu verhindern.

Die PEP muss spätestens 48 Stunden nach einer Risikosituation erfolgen. Je eher, desto grösser sind die Erfolgschancen. Wenden Sie sich dafür an die Notfallaufnahme beim nächsten Spital. Die Kliniken verfügen über die richtigen Medikamente und können Ihre PEP-Therapie sofort einleiten, auch in der Nacht.

Falls möglich gehen Sie gleich mit der Person, mit der das HIV-Risiko passiert ist, ins Spital. Dann lässt sich gemeinsam mit den Fachpersonen das HIV-Risiko abwägen. Ist die PEP ärztlich verschrieben, so übernehmen die Krankenkassen die Kosten der PEP. Im Ausland lohnt es sich, die Kostengutsprache bei der eigenen Krankenkasse vorgängig zu ermitteln.

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

Hatten Sie eine Risikosituation? Wenden Sie sich dafür an die Zentrale Notfallaufnahme des Kantonsspitals St.Gallen (Nummer 071 494 11 11).

Lesen Sie ausserdem mehr über die PEP in unserem Blogbeitrag «HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.».

HIV-/STI-Tests | Safer Sex | PrEP

Alles zu HIV und STI:Safer Sex, PrEP, Impfungen

Ob HIV-STI-Tests in St.Gallen, Safer-Sex-Regeln oder PrEP: Auf dieser Seite erfahren Sie alles zum Thema Safer Sex, zur PrEP sowie zu Test- und Impfmöglichkeiten.

HIV-STI-Tests, Impfungen und Notfall in St.Gallen

Safer Sex: Kondome, PrEP, TasP


HIV-STI-Tests, Impfungen, Notfall

Sex ist eine Lebensenergie, die Körper, Seele und Geist einbezieht. Damit Sie selbstbestimmt lieben können, ist es wichtig, auf Ihre sexuelle Gesundheit zu achten.

Dazu gehören das Beachten der Safer-Sex-Regeln sowie das regelmässige Testen auf HIV und andere STI (= sexuell übertragbare Infektionen). Ebenso sinnvoll sind Impfungen gegen Hepatitis A/B sowie HPV (= Humane Papillomaviren).

 

HIV-STI-Tests in St.Gallen

Im Rahmen der HIV-STI-Prävention der Aids-Hilfe Schweiz arbeiten wir mit der Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen (KSSG) zusammen. Hier können Sie sich auf HIV und STI testen lassen. Auch erhalten Sie hier Impfungen gegen Hepatitis A/B sowie HPV. Diese Sprechstunden sind auch anonym mit Online-Terminvereinbarung oder auch ohne Voranmeldung möglich.

Mehr dazu erfahren Sie hier

Neu können Sie sich auch auf der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen testen lassen. Die Termine der Testtage finden Sie hier. Ausserhalb dieser Testtage gibt es auf der Fachstelle keine Testmöglichkeiten. In diesem Falle wenden Sie sich direkt an die Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen (KSSG).

 

Hatten Sie eine HIV-Risikosituation?

Ungeschützter Anal- oder Vaginalverkehr gehören zu sexuellen Risikosituationen in Bezug auf HIV sowie andere STI. Ebenfalls dazu zählen das gemeinsame Benutzen von Drogen-Spritzbesteck für Injektionen oder das gemeinsame Benutzen von Röhrchen zum Sniffen.

Hatten Sie eines der obigen Risiken in den letzten 48 Stunden? Dann machen Sie eine PEP.

Fangen Sie mit der PEP innerhalb von 48 Stunden nach einer Risikosituation an. Je früher, desto eher lässt sich eine Ansteckung mit HIV verhindern. Wenden Sie sich dafür an die Zentrale Notfallaufnahme des Kantonsspitals St.Gallen (Nummer 071 494 11 11). Die Notfallaufnahme verfügt über die richtigen Medikamente, sodass Sie mit Ihrer Behandlung sofort beginnen können, auch in der Nacht.

Die PEP ist die Abkürzung für die Post-Expositions-Prophylaxe, eine medizinische Notfall-Behandlung, um eine HIV-Ansteckung nach einer Risikosituation zu verhindern. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für eine PEP.

Hier finden Sie weitere Informationen zur PEP.


HIV: Test-Arten

In der Schweiz stehen drei verschiedene Arten von HIV-Tests im Einsatz:

  • der HIV-Schnelltest
  • der HIV-Labortest
  • der HIV-Selbsttest

 

HIV-Schnelltest

Testzentren bieten den HIV-Schnelltest an, um ein rasches und zuverlässiges Resultat zu erzielen. Der Vorteil dabei: Die Testperson erhält nach einem positiven Resultat sofort eine individuelle Beratung.

In der Schweiz kommen heute HIV-Kombinationstests in Form von Schnelltests zur Anwendung. Sie weisen im Blut sowohl Antikörper als auch Virusbestandteile nach. Nach bereits zwanzig Minuten liegt das Resultat vor.

Um ein zuverlässiges Ergebnis zu erhalten, setzen diese Tests ein diagnostisches Zeitfenster von sechs Wochen voraus. Das heisst: Erfolgt ein HIV-Schnelltest sechs Wochen nach der HIV-Risikosituation, gilt das Resultat als gesichert.

 

HIV-Labortest

Das Ergebnis des HIV-Labortests benötigt etwas länger Zeit. Der Test ist mit weiteren administrativen Arbeiten verbunden. Zudem funktioniert das Testverfahren im Labor anders als beim Schnelltest.

Bei einem konkreten Verdacht auf eine kürzlich erfolgte HIV-Infektion kann ein HIV-PCR-Test eine HIV-Infektion bereits ab dem 15. Tag nach der Risikosituation nachweisen. Allerdings erfasst dieser Test nur den Virustyp HIV-1, HIV-2 dagegen nicht.

Ausserdem kann ein HIV-PCR-Test trotz bestehender Infektion negativ ausfallen, falls die Virusmenge im Blut zu gering ist. Wir empfehlen darum sechs Wochen nach der HIV-Risikosituation einen HIV-Suchtest (= kombinierter Antikörper-Antigen-Test). Erst dann gilt das Ergebnis als gesichert.

 

HIV-Selbsttest

Der HIV-Selbsttest ist seit 2018 in der Schweiz zugelassen. Er ist auch unter den Begriffen HIV Self Test, HIV-Heimtest oder HIV-Autotest bekannt. Mit dem HIV-Selbsttest können Sie sich jeweils zu Hause selber testen.

Dieser HIV-Test lässt sich erst durchführen, wenn die Risikosituation länger als drei Monate zurückliegt. HIV-Selbsttests sind auch im Internet erhältlich. Aber Vorsicht: Kaufen Sie keine HIV-Tests ohne Qualitätssicherung!

 

Ich hatte eine Risikosituation. Was nun?

Wenn Sie eine HIV-Risikosituation erlebt haben, empfehlen wir Ihnen, sich in der Infektiologie des Kantonsspitals St.Gallen testen zu lassen.

 

Ab wann ist ein HIV-Test sinnvoll?

Hat eine Risikosituation stattgefunden, ist es sinnvoll, sich testen zu lassen. Eine HIV-Infektion lässt sich jedoch erst sechs Wochen nach dem Risiko mit einem Test sicher ausschliessen. Der Grund: Manche Menschen benötigen bis zu sechs Wochen, um Antikörper gegen das HI-Virus auszubilden.

Zwar liefert ein HIV-Kombinationstest frühestens zwei Wochen nach einer Risikosituation erste Resultate, wonach ein bestätigtes positives HIV-Testresultat als sicher gilt. Allerdings ist ein negatives Testresultat sechs Wochen nach der Risikosituation zu wiederholen, damit es als sicher gilt.

HIV-Selbsttests sind reine Antikörpertests und zeigen ein Resultat frühestens drei Monate nach einer Risikosituation. Zu kaufen gibt es diese Tests in Apotheken und Drogerien.


HIV-Primo-Infektion und ihre Symptome

Die erste Phase nach einer Ansteckung mit HIV heisst Primo-Infektion. In dieser Phase zeigen die meisten Menschen grippeähnliche Krankheitssymptome. Diese gilt es, ernstzunehmen: Denn einerseits sind Infizierte in dieser Frühphase viel ansteckender als später. Andererseits ist heute bekannt, dass eine HIV-Infektion bei einem frühen Therapiebeginn weniger Schaden anrichtet und langfristig vom Immunsystem besser kontrolliert wird.

Häufig auftretende Symptome während der HIV-Primo-Infektion (einzeln oder in Kombination):

  • Fieber
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Nachtschweiss
  • stark geschwollene Lymphknoten, nicht nur im Halsbereich
  • Halsschmerzen
  • Hautausschlag

Seltenere Symptome:

  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Durchfall, Übelkeit und Erbrechen
  • Schleimhautdefekte im Mund und an den Genitalien

Die Symptome klingen häufig nach drei bis zehn Tagen wieder ab, halten manchmal aber auch länger an. Unbehandelt durchläuft die HIV-Infektion von der Ansteckung mit HIV bis zum Ausbruch von Aids drei Stadien.

Hatten Sie ein bis vier Wochen nach ungeschütztem Sex mit einer Person mit unbekanntem HIV-Status grippeartige Symptome?

Dann sollten Sie sich rasch auf HIV testen lassen. In St.Gallen können Sie dies bei der Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen (KSSG) vornehmen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich direkt ans Kantonsspital:

+41 71 494 10 28 / infektiologie@kssg.ch

Verzichten Sie zudem auf ungeschützten Sex bis zum Ergebnis des HIV-Tests. Denn wer sich frisch mit HIV infiziert hat, ist besonders ansteckend und kann so das HI-Virus weitergeben.


Definition von Aids

Aids ist die Abkürzung für «Acquired Immune Deficiency Syndrome» bzw. «Acquired Immunodeficiency Syndrome». Auf Deutsch bedeutet die Abkürzung «erworbenes Immunschwächesyndrom». Die Erkrankung Aids ist die Spätfolge einer nicht behandelten Infektion mit dem HI-Virus (HIV). «HIV» steht für «Human Immunodeficiency Virus», auf Deutsch «menschliches Immunschwäche-Virus». HIV schwächt das menschliche Immunsystem und damit die Abwehrfähigkeit des Körpers gegenüber Krankheitserregern.

Aids-Patient*innen haben ein sehr stark beeinträchtigtes Immunsystem. Es kann schwere, lebensbedrohliche Krankheiten nicht mehr verhindern. Treten bestimmte Kombinationen von Krankheiten auf, ist die Rede von Aids. Die Bandbreite dieser sogenannt «Aids definierenden» Krankheiten ist gross: Sie reicht von Krebserkrankungen über gewisse Formen der Lungenentzündung bis hin zum Pilzbefall der Speiseröhre. Nach dem Ausbruch von Aids beträgt die Lebenserwartung ohne Behandlung noch wenige Monate bis drei Jahre.

Eine HIV-Infektion ist nicht heilbar. Sie lässt sich aber gut behandeln, sodass eine betroffene Person nicht an Aids erkrankt. Nicht behandelt kann eine fortgeschrittene Immunschwäche jedoch zu verschiedenen schweren Erkrankungen und zum Tod führen.

Zur Behandlung von HIV kommen antiretrovirale Medikamente zum Einsatz. Diese gilt es, konsequent täglich während des ganzen Lebens einzunehmen. Ist es zu einer HIV-Ansteckung gekommen, sind regelmässige ärztliche Kontrollen wichtig. Darum ist es nach einer Risikosituation zentral, allfällige Symptome zu erkennen und sich umgehend beraten zu lassen. Ein rechtzeitiger Therapiebeginn stärkt das Immunsystem und verbessert die Gesundheit.

Pietro Vernazza: Ein Arzt spricht Klartext

Pietro Vernazza: Ein Arzt spricht Klartext

18. Mai 2018

Wenige Mediziner teilen ihr Wissen so konsequent wie Pietro Vernazza. Was der St.Galler HIV-Spezialist als ethische Pflicht versteht, sorgt regelmässig für Ärger. Ein Porträt.

Text: Alan Niederer, NZZ
Bild: Christoph Ruckstuhl, NZZ

Pietro Vernazza: Ein Arzt spricht Klartext

Visionär und pragmatisch: Pietro Vernazza in den Räumlichkeiten der infektiologischen Sprechstunde am Kantonsspital St. Gallen. (Bild: Christoph Ruckstuhl / NZZ)

 

Sein neustes Gefecht trägt er auf dem Gebiet des Stillens aus. So hat er mit Kollegen zusammen bei der Fachzeitschrift «Swiss Medical Weekly» einen Artikel eingereicht, in dem steht, dass sich mit HIV infizierte Mütter fürs Stillen entscheiden können. Pietro Vernazza weiss, dass das wieder Ärger geben wird. Denn die Aussage steht quer zu den gültigen Empfehlungen. Diese raten in reichen Ländern wie der Schweiz Frauen mit HIV vom Stillen ab. Aus Sicherheitsgründen.

 

Beim Stillen: Minimales
HIV-Ansteckungsrisiko

für das Kind.

 

«Bei optimaler Therapie ist das Ansteckungsrisiko für das Kind minimal», sagt Vernazza in seinem Büro am Kantonsspital St. Gallen. Zudem gelte es, das mehr theoretische Risiko dem nachgewiesenen Nutzen des Stillens für Mutter und Kind gegenüberzustellen. «In einer solchen Situation, wo ich als Arzt nicht weiss, welche Strategie besser ist, können beide gewählt werden», sagt Vernazza. «Das müssen wir den Frauen erklären.»

Solche Diskussionen sind typisch für den 61-jährigen Arzt. Der international anerkannte HIV-Spezialist begnügt sich nicht mit Lehrmeinungen, sondern fragt sich lieber: «Aufgrund von welchen Studiendaten empfehlen wir unseren Patienten ein bestimmtes Verhalten?» Falls die geforderten Daten nicht schon vorliegen, hilft er, sie zu beschaffen. Mit diesem rigoros wissenschaftlichen Ansatz hat er schon so manches HIV-Dogma versenkt.

Dabei deutete nichts darauf hin, dass er einmal die Aids-Medizin durchschütteln würde. Als die ersten Berichte über die mysteriöse Krankheit 1981 auftauchen, ist Pietro Vernazza Medizinstudent in Zürich und will Hausarzt werden. In der Vorlesung hört er zum ersten Mal vom «Gay-related Immunodefiency Syndrome», wie Aids damals heisst. Seinen ersten Patienten betreut er zwei Jahre später in Sursee. «Im Spital herrschte eine grosse Aufregung», erinnert sich Vernazza. Der Chefarzt habe dem Mann die Hand verweigert und die Zimmertür nur mit dem Kittel angefasst.

Die beruflichen Weichen des Jungarztes werden 1985 in St. Gallen gestellt. Der Chefarzt realisiert rasch, dass der neue Assistent nicht nur ein Händchen für die schwierigen Aids-Patienten hat, sondern auch Organisationstalent. Er ermuntert ihn, eine HIV-Sprechstunde aufzubauen. So kommt Vernazza zu seinem Thema. «Durch Zufall», wie der heutige Chefarzt der Klinik für Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen sagt.

 

«Aufgrund von welchen Studiendaten
empfehlen wir unseren Patienten
ein bestimmtes Verhalten?»

 

In der Anfangszeit bewältigt Vernazza die neue Sprechstunde neben der normalen Abteilungsarbeit. Die Patienten empfängt er in seinem Büro, die Blutentnahmen macht er selber. Viele können sein Engagement für die Aids-Patienten nicht verstehen. «Was kannst du da schon machen ausser Sterbebegleitung?», fragen Kollegen. Tatsächlich gibt es vor 1987 praktisch keine therapeutischen Möglichkeiten. Und dennoch gelingt es Vernazza, seinen Patienten Hoffnung zu machen. Er erinnert sich an eine Frau, die wegen ihrer Diagnose sehr niedergeschlagen war. «Nachdem sie mein Büro verlassen hatte, sah ich sie den Gang entlanghüpfen. Ich fragte mich: Was habe ich getan?»

Wahrscheinlich fühlen sich seine Patienten als Menschen erkannt, deren oft quälende Fragen nach fundierten Antworten schreien. «Die meist jungen Patienten mit ihren teilweise fremden Lebensstilen haben mich sehr interessiert», sagt Vernazza in seiner unaufgeregten, sanften Art. Für viele empfindet er auch grossen Respekt. «Weil sie trotz allen Schwierigkeiten ihr Leben meisterten.» Der Arzt wählt seine Worte sorgfältig. Präzision ist ihm auch im sprachlichen Ausdruck wichtig.

 

«Die meisten wollten
mit Aids-Patienten
nichts zu tun haben.»

 

Nicht alle teilen Vernazzas Faszination für randständige Menschen. «Die meisten wollten mit Aids-Patienten nichts zu tun haben», erinnert sich Renato Galeazzi, Vernazzas ehemaliger Chef und Förderer. Wegen ihrer Arbeit seien sie auch oft angegriffen worden, vor allem von konservativen und katholischen Kreisen. Ein Arzt habe für infizierte Personen eine Tätowierung im Genitalbereich gefordert, erzählt Galeazzi.

Seine Erfahrungen in der Anfangszeit von Aids fasst Vernazza mit dem Begriff Produkte-Feedback zusammen: Das hergestellte Produkt – in seinem Fall die medizinische Dienstleistung für randständige Menschen – beeinflusst die Position und das Ansehen des «Herstellers». Wie stark dieses Feedback sein kann, bekommt der Arzt zu spüren, als ihm das Spital eines Tages eröffnet, er dürfe nicht mehr Blut spenden. «Nur weil ich mit Aids-Patienten zu tun hatte», sagt Vernazza. «Das war völlig irrational und hat mich ausgegrenzt.»

Zu Beginn der neunziger Jahre geht er als Nationalfonds-Stipendiat für zweieinhalb Jahre in die USA. An der University of North Carolina in Chapel Hill absolviert er eine Ausbildung als Infektiologe und beginnt, wissenschaftlich zu arbeiten. Sein Forschungsthema ist die Übertragung von HIV, seine Spezialität der Erregernachweis in der Samenflüssigkeit des Mannes. Diese Arbeit wird 2008 zu seinem grössten Triumph führen: dem sogenannten «Swiss Statement», hinter dem Vernazza die treibende Kraft ist.

Das kam so: 1996 betreut er erstmals eine Frau, die sich von ihrem HIV-infizierten Mann ein Kind wünscht. Ist das überhaupt möglich? Ein Arzt in Mailand führt in solchen Fällen eine «Spermien-Wäsche» durch: Er reinigt die Samenflüssigkeit von den Viren und injiziert das «saubere» Sperma der Frau in die Vagina. Um seiner Patientin zu helfen, setzt sich Vernazza mit dem Mailänder Arzt in Verbindung und entwickelt die «Spermien-Wäsche» weiter.

 

«Ich bin überzeugt, dass es kein Leben
nach dem Tod gibt − deshalb möchte ich
das Leben vor dem Tod besser machen.»

 

In der Folge berät er 60 Paare, die aus der ganzen Schweiz zu ihm kommen. Dabei macht er eine interessante Beobachtung: Nur bei vier Männern lassen sich die Aids-Viren in der Samenflüssigkeit nachweisen. Und sie alle stehen unter keiner antiretroviralen Therapie. «Das war damals keine Seltenheit», erklärt Vernazza. «Denn die Medikamente wurden erst eingesetzt, wenn sich im Blut klare Zeichen einer Immunschwäche zeigten.»

Es ist diese Beobachtung, die den St. Galler Arzt auf eine verwegene Idee bringt: Könnte es nicht möglich sein, dass die Paare ihr Kind auf natürlichem Weg zeugen – vorausgesetzt, der HIV-positive Mann steht unter optimaler Therapie und die Frau nimmt zur Sicherheit vor dem Sex noch ein Aids-Medikament ein? Darüber spricht er mit seinen nächsten Paaren mit Kinderwunsch. Er fragt sie auch: «Wie hoch schätzen Sie das Ansteckungsrisiko ein, wenn Sie heute Abend ungeschützten Sex haben?»

Die Antworten reichen von 10 bis 90 Prozent. «Das war für mich absolut unerträglich», sagt Vernazza. «Denn wir schätzten das Risiko auf unter 0,001 Prozent.» Dieses Wissen vor den Patienten zu verschweigen, empfindet der Arzt als zutiefst unethisch. Er beginnt eine Pilotstudie, in der die Paare ihre Kinder durch ungeschützten Sex bekommen. Alles läuft nach Plan. Weder die Frauen noch die Kinder stecken sich an.

Weil das im Einklang steht mit den weltweiten Studiendaten zum Übertragungsrisiko bei Paaren, wo nur einer HIV-positiv ist, schreitet die Eidgenössische Kommission für Aids-Fragen am 30. Januar 2008 zur Tat: In einem Bericht an die Ärzte schreibt sie, dass Personen mit HIV unter optimaler Therapie nicht mehr ansteckend seien. In der Aids-Welt schlug das ein wie eine Bombe. Denn allen ist klar, dass die als «Swiss Statement» apostrophierte Aussage Implikationen hat, die weit über Paare mit Kinderwunsch hinausgehen. Für Vernazza steht die Befreiung der Sexualität von falschen Ängsten im Vordergrund: «Für viele war das Statement so wichtig wie damals die Pille.»

Er habe mit Kritik gerechnet, sagt er im Rückblick. «Doch die Heftigkeit hat mich dann doch erstaunt.» Die einen bemängeln, dass es für eine so weitreichende Aussage zu wenig Studiendaten gebe. Die anderen sagen, die Information sei zwar korrekt, man dürfe sie aber nicht verbreiten, weil sie die Präventionsbemühungen schwäche. Beide Einwände erweisen sich als falsch, weshalb die meisten Kritiker inzwischen verstummt sind.

 

«Bei HIV geht es immer auch
um Schuld und Bestrafung.»

 

«Das ‹Swiss Statement› ist Vernazzas grösste Leistung», sagt Roger Staub, Mitbegründer der Aids-Hilfe Schweiz. Als langjähriger HIV-Beauftragter beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat er eng mit Vernazza zusammengearbeitet. Die öffentliche Information über etwas so Heikles wie das HIV-Übertragungsrisiko beweise den Mut und die Unabhängigkeit von Vernazza und den anderen involvierten Personen. Wie heiss die Sache war, zeigt sich laut Staub darin, dass die deutsche Gesundheitsministerin und ranghohe WHO-Beamte beim BAG interveniert und das Statement zu verhindern versucht haben.

Warum aber ist eine offene und transparente Risikokommunikation so schwierig? «Bei HIV geht es immer auch um Schuld und Bestrafung», davon ist Vernazza überzeugt. Vor allem, wenn die Krankheit schwule Männer betreffe. Der Befund passt zur Beobachtung, dass die Risikokommunikation bei anderen Gefahren einfacher gelingt. So ist schon 1985 öffentlich informiert worden, dass HIV nicht durch Küssen übertragen wird. «Die Datenlage war damals viel schlechter als beim ‹Swiss Statement›», betont der Arzt.

Mit seiner Fähigkeit der Begeisterung für neue, unkonventionelle Ideen habe sich der «visionäre Pragmatiker» nicht nur Freunde gemacht, sagt Staub, der mit Vernazza in der Eidgenössischen Kommission für Aids-Fragen sass. Als ökonomisch denkender Arzt habe er zum Beispiel auch Studien zum Nutzen von Medikamentencocktails angeregt, die günstiger seien als die Standardtherapien. «Damit ist er bei seinen stärker mit der Pharmaindustrie verbandelten Kollegen aber abgeblitzt», so Staub.

Schon früh bekommt der Arzt auch die Arroganz einzelner Universitätsspitäler zu spüren. So wird das Kantonsspital St. Gallen bei der Gründung der wichtigen Schweizer HIV-Kohortenstudie 1988 nicht als eigenständiges Aids-Zentrum zugelassen. Vernazzas Chef weiss sich jedoch zu wehren. Dank seinen Verbindungen in die Romandie wird St. Gallen als «Aussenposten» des Universitätsspitals Genf akzeptiert. Später wird die peinliche Situation bereinigt, und Vernazza wird Mitglied der wissenschaftlichen Studienkommission.

 

«Herr X lebt sein Sexleben offenbar
in vollen Zügen aus, während wir uns
das vielleicht verbieten.»

 

Sagen, was wahr und vernünftig ist – dieses Credo zieht sich wie ein roter Faden durch sein Berufsleben. Klartext spricht Vernazza auch in Bezug auf die HIV-Epidemie in der Schweiz: «Diese wird heute von Männern unterhalten, die Sex mit Männern haben.» Doch auch hier sind die Zahlen seit 2008 rückläufig, gerade was die ganz frischen Infektionen betrifft. «Das ist deshalb so wichtig», erklärt Vernazza, «weil das Ansteckungsrisiko in der Frühphase der Infektion besonders hoch ist.» Danach nehme es rasch ab – auch ohne Behandlung.

Ob es ihn gelegentlich ärgere, wenn sich Patienten «sehenden Auges» mit HIV oder einer anderen Geschlechtskrankheit ansteckten? «Die Arbeit hat mich sicher toleranter gemacht», sagt Vernazza, «auch in sexuellen Fragen.» Das Gleiche stellt er bei seinen Mitarbeitern fest. Dennoch komme es vor, dass einmal jemand in abfälligem Ton sage: «Jetzt kommt Herr X schon zum dritten Mal mit Syphilis in die Sprechstunde.» Solche Dinge bespricht er dann im Team. Denn der verheiratete Vater von drei erwachsenen Kindern ist überzeugt, dass sich hinter solchen Bemerkungen unterdrückte Wünsche verbergen können. «Herr X lebt sein Sexleben offenbar in vollen Zügen aus», erklärt Vernazza, «während wir uns das vielleicht verbieten.» Das könne zu Wut und Aggressionen führen.

Was aber treibt Vernazza an? «Sein Verständnis als Arzt», sagt Staub. «Wie er seine Verantwortung dem Patienten gegenüber sieht.» Im Gespräch mit ihm ist auch von Verpflichtung die Rede, von ethischer Notwendigkeit. Woher kommt das? «Nicht aus der Religion», sagt Vernazza. Obwohl er in jungen Jahren kurz mit dem Theologiestudium liebäugelt, tritt der Sohn eines katholischen Italieners und einer protestantischen Schweizerin mit 21 Jahren aus der katholischen Kirche aus. Die Mutter hadert, der Vater sagt nur: «Er wird schon wissen, was er tut.» Seither ist Vernazza Atheist. «Ich bin überzeugt, dass es kein Leben nach dem Tod gibt», sagt er. «Deshalb möchte ich das Leben vor dem Tod besser machen.» Für viele HIV-Patienten hat er genau das getan.

Quelle: https://www.nzz.ch/wissenschaft/ein-arzt-spricht-klartext-ld.1386146

 

 

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner