Jahresbericht
2023

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

25. April 2023

Hatten Sie ein HIV-Risiko infolge eines ungeschützten Anal- oder Vaginalverkehrs? Oder gab es eine Kondompanne? Falls ja, kann die PEP als Notfallbehandlung vor einer HIV-Infektion schützen, sofern sie innerhalb von 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgt.

Text: Predrag Jurisic/Dr. Gay
Beitragsbild: Dr.Gay

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen. Sie muss allerdings innerhalb von 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgen.

Die PEP ist eine Abkürzung für Post-Expositions-Prophylaxe und dient als Notfallbehandlung nach einem möglichen HIV-Risiko. Mit einer PEP lässt sich eine HIV-Ansteckung unmittelbar nach einer HIV-Risikosituation verhindern. Allerdings muss die Einnahme der 28 Tage dauernden Therapie innerhalb von 48 Stunden erfolgen. Je früher, desto grösser ist die Chance, eine HIV-Ansteckung zu verhindern. Denn bereits sechs bis acht Stunden nach einer Risikosituation sinken die Erfolgschancen.

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

 

Was tun im Falle eines HIV-Risikos?

Prüfen Sie, ob eine Notfallbehandlung mit der PEP angezeigt ist. Lesen Sie dazu das PEP-Schema des aktuellen PEP-Flyers durch. Mit dem PEP-Schema können Sie das eigene Risiko rasch und richtig einschätzen. Auch können Sie einen Online-Check durchführen, ob eine PEP für Sie infrage kommt. Sowohl der Flyer als auch der Online-Check ersetzen keine Beratung durch eine Fachperson. Im Einzelfall kann es trotzdem sinnvoll sein, die PEP zu machen oder darauf zu verzichten.

 

PEP-Schema: Brauche ich eine PEP?

Ob der Einsatz einer PEP angezeigt ist, zeigt diese Grafik. Allerdings ersetzt das PEP-Schema keine Beratung durch eine Fachperson. Im Zweifelsfall direkt zur Notfallaufnahme des nächsten Spitals fahren. Dort ist die PEP erhältlich.

 

Wo gibt’s die PEP?

Die PEP erhalten Sie in jedem Spital. Nach einer HIV-Risikosituation, wie im obigen PEP-Schema beschrieben, sollten Sie so schnell wie möglich die Notfallaufnahme des nächsten Spitals aufsuchen. Die zentrale Notfallaufnahme für die Region St.Gallen ist das Kantonsspital St.Gallen:

Kontakt
Kantonsspital St.Gallen
Zentrale Notfallaufnahme
Rorschacher Strasse 95
CH-9007 St.Gallen
Telefon +41 71 494 11 11

Die Notfallaufnahmen der Spitäler sind 24 Stunden erreichbar. Zögern Sie im Falle einer HIV-Risikosituation nicht, diese zu kontaktieren, auch wenn Sie im Ausland sind. Kontaktieren Sie dabei Ihre Krankenkasse wegen der Kostenübernahme und lassen Sie sich im Spital am besten von einer Fachperson der Infektiologie beraten.

 

Was kostet die PEP und wer zahlt?

Die Kosten für eine PEP übernehmen die Krankenkassen. Bedenken Sie aber, dass Sie die Franchise und den Selbstbehalt bezahlen müssen. Die Kosten für die PEP lassen sich reduzieren, indem Sie beispielsweise ein Generikum verlangen. Auch hier hilft das Beratungsgespräch mit der Fachperson der Notfallaufnahme.

 

PEP oder PrEP?

Sobald Sie die PEP abgeschlossen haben, empfehlen wir Ihnen ein Beratungsgespräch bei einer Fachstelle. So können Sie abklären, welche Schutzstrategien zu Ihrem Sexleben passen. Wenn Sie häufiger HIV-Risiken ausgesetzt sind, könnte die PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) für Sie infrage kommen. Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das vor dem sexuellen Kontakt eingenommen wird. Beim richtigen Einnahmeschema schützt die PrEP vor einer HIV-Infektion so zuverlässig wie ein Kondom. Für eine Beratung sowie weitere Informationen zur PrEP klicken Sie hier.

Der Unterschied zwischen PEP und PrEP ist ganz einfach: Die PEP ist ein Notfallmedikament, das nach einer HIV-Risikosituation innerhalb von 48 Stunden eingenommen werden muss. Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das vor dem Sex eingenommen wird. So sind Sie vor HIV geschützt. Allerdings schützt die PrEP nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (= STI). Hier ist der beste Schutz, wenn Sie sich regelmässig auf Chlamydien, Gonorrhö (= Tripper) und Syphilis testen lassen.

Eine anonyme HIV-/STI-Beratung sowie anonyme HIV-/STI-Tests können Sie in der STI-Sprechstunde des Kantonsspitals in Anspruch nehmen. Mehr dazu finden Sie hier.

PEP: die medizinische Notfallbehandlung

Die PEP steht für die Post-Expositions-Prophylaxe und ist eine medizinische Notfallbehandlung, um eine HIV-Ansteckung nach einer Risikosituation zu verhindern.

Die PEP muss spätestens 48 Stunden nach einer Risikosituation erfolgen. Je früher, desto grösser ist die Chance, eine HIV-Ansteckung zu verhindern. Denn bereits sechs bis acht Stunden nach einer Risikosituation sinken die Erfolgschancen. Wenden Sie sich dafür an die Notfallaufnahme beim nächsten Spital. Die Kliniken verfügen über die richtigen Medikamente und können Ihre PEP-Therapie sofort einleiten, auch in der Nacht.

Falls möglich gehen Sie gleich mit der Person, mit der das HIV-Risiko passiert ist, ins Spital. Dann lässt sich gemeinsam mit den Fachpersonen das HIV-Risiko abwägen. Ist die PEP ärztlich verschrieben, so übernehmen die Krankenkassen die Kosten der PEP. Im Ausland lohnt es sich, die Kostengutsprache bei der eigenen Krankenkasse vorgängig zu ermitteln.

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

Hatten Sie eine Risikosituation? Wenden Sie sich dafür an die Zentrale Notfallaufnahme des Kantonsspitals St.Gallen (Nummer 071 494 11 11).

Lesen Sie ausserdem mehr über die PEP in unserem Blogbeitrag «HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.». Oder machen Sie hier den PEP-Online-Check. Wichtig dabei: Sowohl der Blogbeitrag als auch der Online-Check ersetzen keine Beratung durch eine Fachperson. Im Einzelfall kann es trotzdem sinnvoll sein, die PEP zu machen oder darauf zu verzichten.

Safer Sex mit Kondomen: So geht's richtig

Safer Sex mit Kondomen: So geht’s richtig

Beim Analsex, Vaginalsex sowie bei Sextoys schützen Kondome vor HIV. Wichtig: Beachten Sie die Kondomgrösse und das Ablaufdatum. Benutzen Sie keine alten, bereits benutzten oder porösen Kondome. Achten Sie dabei auf kondomverträgliche Gleitmittel, die das Kondom nicht beschädigen oder durchlässig machen.

Ausserdem: Verwenden Sie das Kondom richtig:

  • Öffnen: Kondomverpackung an der Einreisskerbe vorsichtig öffnen (= ohne Zähne bzw. ohne scharfe Gegenstände) und das Kondom herausnehmen
  • Aufsetzen: mit der einen Hand die Penisvorhaut ganz zurückziehen, mit der anderen das Reservoir des Kondoms mit Daumen und Zeigefinger festhalten (= keine Luft mehr drin) und auf die Eichel setzen
  • Abrollen: Kondom nun bis zum Schaft abrollen (falls das nicht mühelos geht, ist das Kondom zu eng oder zu weit)
  • Gleitmittel: zur besseren Gleitfähigkeit das Kondom grosszügig mit einem wasserlöslichen oder silikonbasierten Gleitmittel (keine fetthaltigen Mittel wie Öle, Cremes, Vaseline etc.) einschmieren
  • Geschlechtsverkehr: zwischendurch kontrollieren, ob das Kondom gut sitzt und mit Gleitmittel nachschmieren
  • Abnehmen: nach dem Geschlechtsverkehr Kondom am Schaft festhalten, Penis rausziehen und das gebrauchte Kondom im Abfall und nicht in der Toilette entsorgen

Ein Kondom ist der günstigste Schutz vor HIV. Richtig verwendet schützt es zuverlässig vor einer HIV-Infektion. Bitte bedenken Sie: Das Kondom schützt nicht zuverlässig gegen andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Syphilis, Chlamydien, Tripper, Hepatitis A/B oder HPV. Hier erreichen Sie den besten Schutz durch regelmässiges Testen und gezieltes Impfen.

Allerdings können oder wollen nicht alle ein Kondom benutzen – zum Beispiel wegen Erektionsproblemen, Alkohol, Drogen oder Liebe. Deshalb gibt es noch andere Schutzmöglichkeiten wie die PrEP. Sollten Sie das Kondom vergessen oder sollte das Kondom reissen, gibt es die ärztliche Notfallbehandlung mit der PEP (= Postexpositionsprophylaxe). Diese muss innert 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgen.

Mehr zur PEP lesen Sie hier.

Safer Sex mit Kondomen: So geht's richtig

Safer Sex in einer Partnerschaft

Für Paare in einer festen Beziehung sind die Kommunikation und Transparenz über das eigene sexuelle Verhalten der erste Schritt zum Safer Sex: Vertrauen ist gut, Reden ist besser – egal, ob beim monogamen Partnerschaftsmodell oder bei einer offenen Beziehung. Über Sexualität zu sprechen ist für viele Menschen eine Herausforderung. Deshalb liegt es in der Verantwortung von jeder Person, die Thematik immer wieder aufzunehmen. Gerade bei Paaren – ob monogam oder offen lebend – kommt es nicht zuletzt zu einer unwissentlichen HIV-Ansteckung, weil es an offener Kommunikation fehlt.

 

HIV-Status von beiden kennen

Bevor Sie Sex ohne Kondom oder ohne PrEP haben, müssen Sie den HIV-Status Ihrer besseren Hälfte kennen. Dazu ist es wichtig, während mindestens sechs Wochen kein HIV-Risiko einzugehen und sich danach gemeinsam testen zu lassen – auch auf die anderen STI.

Danach gilt es, auszuhandeln, wie die Partnerschaft gestaltet sein soll: sexuelle Exklusivität bzw. Treue (= Monogamie) oder offene Partnerschaft. Ebenso gilt es, die Safer-Sex-Regeln festzulegen – besonders in einer offenen Partnerschaft bzw. im Falle eines Seitensprungs in einer monogamen Beziehung.

Für Frauen, die Sex mit Frauen haben (FSF), empfehlen wir die Broschüre «Safer Sex zwischen Frauen» zu lesen.

 

Ob monogam oder offen – Hauptsache ehrlich

Monogamie schützt vor Ansteckungen nicht: Selbst in einer liebevollen und langjährigen Partnerschaft, in der sich beide Personen die sexuelle Treue geschworen haben, können Ausrutscher passieren. Sollte es dabei zu einem Risiko gekommen sein: Seien Sie ehrlich zu Ihrer Partnerin bzw. zu Ihrem Partner. Denn damit schützen Sie sie*ihn vor einer möglichen HIV-Infektion.

Ferner empfiehlt es sich, einen STI-Test zu machen: Bei einem positiven Ergebnis gilt es, seine*n Partner*in zu informieren, damit er*sie sich ebenfalls testen und behandeln lassen kann. Auch bei Paaren in einer offenen Beziehung sind eine ehrliche Kommunikation sowie regelmässige HIV- und STI-Tests wichtig. So lassen sich allfällige Infektionen früh erkennen und behandeln. Die Infektiologie des Kantonsspitals St.Gallen bietet hierzu eine STI-Sprechstunde an.

 

Jemand ist HIV-positiv, jemand HIV-negativ: Was nun?

Sofern die betroffene Person unter einer wirksamen HIV-Therapie ist, braucht es keinen zusätzlichen HIV-Schutz wie das Kondom oder die PrEP. Dies gilt auch, wenn beide Personen in einer Partnerschaft HIV-positiv und in Behandlung sind. Ein STI-Test sollte hingegen trotzdem gemacht werden, um Infektionen mit anderen Geschlechtskrankheiten auszuschliessen.

 

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