Jahresbericht
2023

#Undetectable/TasP: Schutz durch Therapie

#Undetectable heisst, die Virenlast eines HIV-positiven Menschen liegt unter der Nachweisgrenze. Oder anders ausgedrückt: Die HIV-Medikamente verhindern erfolgreich die Vermehrung des Virus, sodass es im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Das heisst: eine HIV-positive Person unter erfolgreicher Therapie ist nicht ansteckend.

Kurz darauf sind dann auch im Sperma, in der Scheidenflüssigkeit, in anderen Körperflüssigkeiten und in den Schleimhäuten keine oder nur noch sehr wenige HI-Viren nachweisbar. Eine Übertragung von HIV ist dann nicht möglich.

Wenn eine HIV-positive Person während mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze ist, die HIV-Medikamente korrekt einnimmt und die Werte regelmässig untersuchen lässt, ist sie nicht mehr ansteckend. Auch beim Sex ohne Kondom oder ohne PrEP: Eine erfolgreiche HIV-Therapie – englisch abgekürzt TasP (= treatment as prevention, zu Deutsch Therapie als Prävention) – schützt somit gleich zuverlässig wie ein Kondom oder eine PrEP.

«Undetectable = Untransmittable» bedeutet somit: «Nicht nachweisbar» heisst «nicht übertragbar». Bei Menschen mit HIV unter erfolgreicher Behandlung ist das Virus nicht nachweisbar. Darum überträgt es sich nicht. Auch nicht beim Sex.

Erfahren Sie mehr dazu in dieser Broschüre.

Nicht nachweisbar heisst nicht übertragbar. Bei Menschen mit HIV unter erfolgreicher Behandlung ist das Virus nicht nachweisbar. Darum überträgt es sich nicht. Auch nicht beim Sex.

Nicht nachweisbar heisst nicht übertragbar. Bei Menschen mit HIV unter erfolgreicher Behandlung ist das Virus nicht nachweisbar. Darum überträgt es sich nicht. Auch nicht beim Sex.

Wichtig: Der HIV-Schutz durch Therapie schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie Chlamydien, Syphilis oder Tripper. Hier bietet nur regelmässiges Testen den besten Schutz.

Safer Sex in einer Partnerschaft

Für Paare in einer festen Beziehung sind die Kommunikation und Transparenz über das eigene sexuelle Verhalten der erste Schritt zum Safer Sex: Vertrauen ist gut, Reden ist besser – egal, ob beim monogamen Partnerschaftsmodell oder bei einer offenen Beziehung. Über Sexualität zu sprechen ist für viele Menschen eine Herausforderung. Deshalb liegt es in der Verantwortung von jeder Person, die Thematik immer wieder aufzunehmen. Gerade bei Paaren – ob monogam oder offen lebend – kommt es nicht zuletzt zu einer unwissentlichen HIV-Ansteckung, weil es an offener Kommunikation fehlt.

 

HIV-Status von beiden kennen

Bevor Sie Sex ohne Kondom oder ohne PrEP haben, müssen Sie den HIV-Status Ihrer besseren Hälfte kennen. Dazu ist es wichtig, während mindestens sechs Wochen kein HIV-Risiko einzugehen und sich danach gemeinsam testen zu lassen – auch auf die anderen STI.

Danach gilt es, auszuhandeln, wie die Partnerschaft gestaltet sein soll: sexuelle Exklusivität bzw. Treue (= Monogamie) oder offene Partnerschaft. Ebenso gilt es, die Safer-Sex-Regeln festzulegen – besonders in einer offenen Partnerschaft bzw. im Falle eines Seitensprungs in einer monogamen Beziehung.

Für Frauen, die Sex mit Frauen haben (FSF), empfehlen wir die Broschüre «Safer Sex zwischen Frauen» zu lesen.

 

Ob monogam oder offen – Hauptsache ehrlich

Monogamie schützt vor Ansteckungen nicht: Selbst in einer liebevollen und langjährigen Partnerschaft, in der sich beide Personen die sexuelle Treue geschworen haben, können Ausrutscher passieren. Sollte es dabei zu einem Risiko gekommen sein: Seien Sie ehrlich zu Ihrer Partnerin bzw. zu Ihrem Partner. Denn damit schützen Sie sie*ihn vor einer möglichen HIV-Infektion.

Ferner empfiehlt es sich, einen STI-Test zu machen: Bei einem positiven Ergebnis gilt es, seine*n Partner*in zu informieren, damit er*sie sich ebenfalls testen und behandeln lassen kann. Auch bei Paaren in einer offenen Beziehung sind eine ehrliche Kommunikation sowie regelmässige HIV- und STI-Tests wichtig. So lassen sich allfällige Infektionen früh erkennen und behandeln. Die Infektiologie des Kantonsspitals St.Gallen bietet hierzu eine STI-Sprechstunde an.

 

Jemand ist HIV-positiv, jemand HIV-negativ: Was nun?

Sofern die betroffene Person unter einer wirksamen HIV-Therapie ist, braucht es keinen zusätzlichen HIV-Schutz wie das Kondom oder die PrEP. Dies gilt auch, wenn beide Personen in einer Partnerschaft HIV-positiv und in Behandlung sind. Ein STI-Test sollte hingegen trotzdem gemacht werden, um Infektionen mit anderen Geschlechtskrankheiten auszuschliessen.

 

Neue Safer-Sex-Regeln

Seit der Aids-Epidemie in den 1980er Jahren gab es mehrere medizinische Durchbrüche in der Behandlung von HIV und Aids, ebenso in der Prophylaxe. Verschwunden sind die Ansteckungsrisiken aber nicht. Nach heutigem Wissensstand sind HIV und Aids behandelbar, jedoch nicht heilbar. Darum sind drei Dinge nach wie vor wichtig: die Risiken kennen, sich eigenverantwortlich schützen und wissen, was bei einer Risikosituation zu tun ist.

 

Neue Safer-Sex-Regeln

Dank medizinischer Fortschritte haben sich auch die Safer-Sex-Regeln weiterentwickelt, die über die Benützung von Kondomen hinausgehen. Diese Safer-Sex-Regeln helfen Ihnen, sich vor HIV zu schützen:

 

Kondome bei Analsex, Vaginalsex und Sextoys

Die Kondome müssen intakt sein. Das heisst, sie dürfen nicht alt, abgelaufen, benutzt oder porös sein. Zudem müssen Sie Kondome richtig anwenden, um einen zuverlässigen Schutz zu erreichen.

Mehr zum Schutz mit Kondomen

 

PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) als zuverlässiger Schutz vor HIV

Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das HIV-negative Personen zum Schutz vor HIV einnehmen. Die PrEP schützt wie das Kondom vor HIV. Allerdings muss die Einnahme unter ärztlicher Kontrolle und nach einem festgelegten Schema erfolgen. Achtung: Nehmen Sie keine PrEP ohne ärztliche Begleitung.

Mehr zur PrEP

 

TasP bzw. #undetectable

Beide Begriffe meinen den Schutz vor HIV dank wirksamer HIV-Therapie. TasP ist die Abkürzung für «treatment as prevention», auf Deutsch: Therapie als Prävention. Der Begriff «undetectable» bedeutet, dass die Virenlast von HIV-Betroffenen unter der Nachweisgrenze liegt. Das heisst, es lassen sich keine HI-Viren nachweisen (= undetectable). HIV-positive Menschen unter der Nachweisgrenze sind somit nicht mehr ansteckbar, auch nicht beim Sex ohne Kondom.

Mehr zum Schutz durch Therapie

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

 

Safer Sex schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)

Wichtig zu wissen: Andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Chlamydien, Genitalherpes, Syphilis oder Gonorrhö (Tripper) lassen sich trotz Safer-Sex-Regeln übertragen. Denn Kondome schützen nur ausreichend bei Anal- und Vaginalsex vor HIV und anderen STI.

Bei anderen Praktiken sieht die Situation anders aus: Bei Oralsex, Petting, Fingern oder Küssen sind STI-Infektionen möglich. Ausschlaggebend ist dabei der Kontakt mit den Schleimhäuten. Den besten Schutz gegen HIV und STI bieten nur regelmässige Tests und gezielte Impfungen wie gegen Hepatitis A und Hepatitis B oder HPV (= humane Papillomaviren).

Welcher Schutz für Sie am besten geeignet ist, erfahren Sie im Safer-Sex-Check auf lovelife.ch. 

 

Wie häufig soll ich mich testen lassen?

Regelmässige HIV-/STI-Tests sind in diesen Situationen empfohlen: beim Partnerwechsel, beim Beginn einer neuen Beziehung oder bei sexuellen Risikosituationen. So lassen sich allfällige Infektionen früh erkennen und behandeln, aber auch Ansteckungsketten unterbrechen.

Darum empfehlen wir: Je häufiger jemand seine Partner*innen wechselt, umso häufiger sollte er*sie sich auf HIV und STI testen. Und das unabhängig von Symptomen. Dabei gibt es eine Faustregel zur Orientierung:

  • Wer Sex hat: alle zwölf Monate.
  • Wer Sex mit etwa zehn Personen pro Jahr hat: alle sechs Monate.
  • Wer Sex mit mehr als zwanzig Personen pro Jahr hat: alle drei Monate.
  • Wer die PrEP nimmt: alle drei Monate im Rahmen der PrEP-Untersuchung.
  • Wer HIV-positiv ist: im Rahmen der ärztlichen Routinekontrolle.

Zusätzlich sollten Sie sich auf Hepatitis C testen lassen, wenn Sie:

  • HIV-positiv sind: im Rahmen der ärztlichen Routinekontrolle, mindestens einmal pro Jahr.
  • die PrEP nehmen: im Rahmen der PrEP-Untersuchung, mindestens einmal pro Jahr.
  • Sex haben, wo Blut im Spiel ist (Fisting): mindestens einmal pro Jahr.
  • Drogen sniffen oder spritzen: ebenfalls einmal pro Jahr.

Wann, wie und wo Sie sich testen bzw. impfen lassen können, erfahren Sie hier.

Ich bin HIV-positiv. Was muss ich darüber wissen?

Nach der Diagnose «HIV-positiv» ist eine ärztliche Betreuung wichtig. Bei rechtzeitiger Behandlung und erfolgreicher Therapie haben HIV-positive Menschen eine normale Lebenserwartung. Denn die HIV-Therapie fördert sowohl die Gesundheit als auch die Lebensqualität. Ferner verhindert die wirksame Therapie die Übertragung von HIV auf andere Sexualpartner*innen.

Trotz medizinischer Fortschritte bringt ein Leben mit HIV auch Ablehnung und Diskriminierung mit sich. Darum ist es wichtig, ein Augenmerk auf die psychische Gesundheit der Betroffenen zu legen.

Darüber hinaus gilt es, der Gesellschaft aktuelles Wissen zur HIV-Infektion und zur HIV-Therapie zu vermitteln. Durch dieses erweiterte Wissen und durch den persönlichen Kontakt zu HIV-positiven Menschen lassen sich Vorurteile abbauen, sodass HIV im gemeinsamen Alltag keine Rolle mehr spielt.

Unterstützung für HIV-Betroffene bietet die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in Kooperation mit einem Netzwerk aus Fachleuten und Anlaufstellen.

HIV-positiv: Medizinische Aspekte

HIV im Alltag


Diagnose «HIV-positiv»

Abgekürzt steht HIV für «Human Immune Deficiency Virus» – auf Deutsch: menschliches Immunschwäche-Virus. Das HI-Virus greift das menschliche Immunsystem an und schwächt es. Erst nach einem HIV-Bestätigungstest ist die Diagnose «HIV-positiv» zuverlässig.

Ohne Behandlung breitet sich das Virus unbeschränkt im Körper aus. Es zerstört dabei das Immunsystem so stark, dass sich dieses nicht mehr sicher gegen Krankheitserreger wehren kann. Das führt letztlich zu Aids und später zum Tod. Verhindern lässt sich das mit einer HIV-Therapie, bei der die Medikamente das Virus kontrollieren.

Obwohl HIV bis heute nicht heilbar ist, erholt sich das Immunsystem dank der HIV-Therapie relativ gut. Die Gesundheit bleibt somit geschützt. Die Krankheit Aids bricht nicht mehr aus. HIV-positive Menschen haben dank ihrer HIV-Therapie eine normale Lebenserwartung. Ausserdem sind HIV-positive Personen unter erfolgreicher Therapie nicht ansteckend. Sie geben das Virus bei ungeschütztem Sex nicht mehr weiter.


Verlauf einer HIV-Infektion

Das HI-Virus schwächt das Immunsystem. Geschieht dies über einen langen Zeitraum, kann das Immunsystem Krankheitserreger nicht mehr richtig bekämpfen. Es wird anfällig. Dies kann zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. In diesem Fall ist die Rede von Aids. Aids ist die Abkürzung für Acquired Immune Deficiency Syndrome (= erworbenes Abwehrschwächesyndrom).

Phasen der HIV-Infektion

Wer sich nach einer HIV-Infektion nicht behandeln lässt, durchläuft von der Ansteckung mit dem HI-Virus bis zum Ausbruch von Aids drei Phasen. Die Dauer der einzelnen Phasen ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt von der jeweiligen Grundkonstitution ab. Demnach können zwischen der Infektion und dem Auftreten erster Symptome wenige Monate bis fünfzehn Jahre vergehen. In dieser Zeitspanne – auch Inkubationszeit genannt – leben HIV-positive Menschen ganz ohne Beschwerden.

 

Stadium 1: Primo-Infektion (= akute HIV-Infektion)

In den ersten Wochen nach der Infektion erhöht sich die Virenzahl rasant. Dabei treten oft Symptome wie bei einer Erkältung oder einer leichten Grippe auf: Fieber, Hautausschlag, Müdigkeit, Kopfschmerzen. Viele Betroffene und auch viele Ärzt*innen bemerken diese Symptome gar nicht oder bringen sie nicht mit einer HIV-Infektion in Zusammenhang. Während der Primo-Infektion ist die Übertragungsgefahr wegen der hohen Virenlast besonders gross.

Nach einigen Wochen verschwinden die Krankheitszeichen spontan, weil das Immunsystem auf den Angriff der HI-Viren reagiert hat. Danach ist der Verlauf der HIV-Infektion zunächst nicht weiter auffällig.

 

Stadium 2: Latenzphase (HIV-Infektion ohne oder nur mit allgemeinen Symptomen)

HIV-positive Menschen leben über Jahre hinweg überwiegend beschwerdefrei. Dennoch vermehrt sich das HI-Virus unbemerkt und belastet das Immunsystem dauerhaft. Dies führt zu einer chronischen Schwächung des Immunsystems. Ab einem bestimmten Punkt ist es nicht mehr in der Lage, sich ausreichend gegen Krankheitserreger zu wehren. Nun zeigen sich häufiger Anzeichen einer Immunschwäche – von Hauterkrankungen über andauernde Lymphknotenschwellungen bis hin zum starken Nachtschweiss sowie weiteren Symptomen.

 

Stadium 3: Aids

Aids ist nicht gleich HIV. Aids steht als Abkürzung für «Acquired Immune Deficiency Syndrome» – übersetzt ist Aids eine erworbene Schwäche des Immunsystems. Treten im Verlauf einer HIV-Infektion bestimmte Kombinationen von Krankheiten auf, ist die Rede von Aids. Im Stadium von Aids ist das Immunsystem stark beeinträchtigt. Es kann schwere, lebensbedrohliche Krankheiten nicht mehr verhindern.

Das Spektrum dieser Krankheiten ist gross: Krebserkrankungen, Lungenentzündungen oder Infektion der Speiseröhre mit dem Hefepilz Candida albicans. Nach dem Ausbruch von Aids sinkt die Lebenserwartung ohne Behandlung auf wenige Monate bis drei Jahre. Wird eine HIV-Infektion rechtzeitig erkannt, lässt sich Aids heutzutage mit Medikamenten oft verhindern. Ebenso bringen HIV-Medikamente Aids definierende Krankheiten unter Kontrolle.


HIV-Therapie

Auch wenn HIV noch nicht heilbar ist, so gibt es wirksame Medikamente in der Therapie. Mit ihnen führen HIV-positive Menschen ein normales Leben. Auch ihre (Sex-)Partner*innen sind vor einer Ansteckung geschützt: HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie sind nämlich nicht ansteckend.

Eine erfolgreich therapierte HIV-Infektion gilt heute als chronische Krankheit. Um die Gesundheit zu erhalten und die Lebensqualität zu fördern, ist es wichtig, möglichst rasch nach der Diagnose mit der HIV-Therapie zu starten.

Eine HIV-Therapie – auch hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) genannt – besteht in der Regel aus mindestens drei verschiedenen Wirkstoffen. Erst die Kombination verschiedener HIV-Medikamente wirkt ausreichend, da das HI-Virus schnell Resistenzen entwickeln kann. Diese Kombinationstherapie muss ein Leben lang erfolgen. Die aktuell verfügbaren HIV-Medikamente stoppen die Virusvermehrung in den Zellen des Immunsystems wirksam und senken die Viruslast. Allerdings ist bis heute keine vollständige Heilung möglich.

Vorteile der HIV-Therapie

Die HIV-Therapie verbessert den Gesundheitszustand, die Lebensqualität und Lebenserwartung von HIV-positiven Menschen markant. Eine wirksame Therapie gilt heute als Schutz vor eine HIV-Ansteckung. Das heisst: Erfolgreich therapierte Personen geben das Virus bei ungeschütztem Sexualverkehr nicht mehr weiter. Betroffene können ganz natürlich Kinder zeugen und gebären.

 

Nebenwirkungen der HIV-Therapie

Wie bei allen Medikamenten können auch bei der HIV-Therapie Nebenwirkungen auftreten – wie zum Beispiel Übelkeit, Durchfall oder Schlafstörungen. In den meisten Fällen geschieht dies während der ersten Wochen nach dem Therapiestart. Danach klingen die Nebenwirkungen meistens wieder ab. Manchmal muss ein HIV-Medikament durch ein anderes, verträglicheres ersetzt werden.

In der Arzneimitteltabelle für antiretrovirale Substanzen (HIV-Medikamente) finden Sie alle derzeit in der Schweiz zugelassene HIV-Medikamente, inkl. Dosierungsempfehlungen sowie relevanter Nebenwirkungen.

 

Compliance: Therapietreue bzw. Einhalten der Therapievorgaben

Damit die HIV-Therapie erfolgreich und wirksam ist, erfordert es eine hohe Therapietreue, die sogenannte Compliance: Die Einnahme der HIV-Medikamente muss konsequent und gemäss ärztlicher Verordnung ein Leben lang erfolgen. Für manche Personen ist es nicht einfach, die Therapieanforderungen zu erfüllen. Ist die Therapietreue mangelhaft, beeinträchtigt dies die Wirksamkeit der Medikamente stark und begünstigt die Entwicklung von HIV-Resistenzen gegen die eingesetzten Medikamente.

Manchmal gibt es Umstände, die es erschweren, die Medikamente über eine längere Zeit richtig einzunehmen. Ist das der Fall, können behandelnde Ärzt*innen bei Schwierigkeiten hilfreiche Tipps geben. Auch können sie die Therapie so verändern, dass sie sich besser in den Alltag integrieren lässt. Voraussetzung dafür ist, Schwierigkeiten im Umgang mit der Therapie zu kommunizieren.


Co-Infektion: leichtere HIV-Übertragung durch andere STI

HIV lässt sich bei ungeschütztem Sex leichter übertragen, wenn bereits eine sexuell übertragbare Infektion (STI) vorliegt. Grund dafür sind Entzündungen und kleine Verletzungen, insbesondere auf den Schleimhäuten, die durch die STI verursacht werden können. Diese bleiben oft unbemerkt und bilden einen Weg, über den HIV leichter in den Körper eindringen kann. Wegen der Reizungen wandern zudem verstärkt Immunzellen in die betroffenen Schleimhäute. Weil das HI-Virus die körpereigenen Abwehrkräfte befällt, wird dadurch eine Aufnahme von HIV wahrscheinlicher.

Leichtere HIV-Übertragung bei vorhandenen STI

Wer HIV-positiv und noch nicht in Behandlung ist, steckt andere Menschen leichter mit dem HI-Virus an. Ebenso bei einer zusätzlich vorhandenen Geschlechtskrankheit: Die meisten anderen Geschlechtskrankheiten (STI) können Schleimhäute im Genitalbereich entzünden. Damit entstehen ideale Ein- und Austrittspforten für HIV.

Bei einem akuten Genitalherpes beispielsweise ist das HIV-Übertragungsrisiko bis zu 16-mal, bei einer Syphilis-Infektion 3- bis 5-mal höher. Liegt also eine zusätzliche Geschlechtskrankheit vor, sind HIV-positive Menschen ohne Therapie deutlich ansteckender. Ferner sind Menschen mit HIV wegen ihres geschwächten Immunsystems anfälliger für die Infektion mit anderen Geschlechtskrankheiten.

 

Behandlung von STI

Wer sich als HIV-positiver Mensch mit einer anderen Geschlechtskrankheit infiziert, hat oftmals einen komplizierteren Verlauf. Auch lässt sich die Infektion weniger leicht als bei HIV-negativen Menschen behandeln. Spezielle Herausforderungen ergeben sich nämlich für HIV-positive Personen bei den Therapien der Geschlechtskrankheiten: Die STI-Therapien gilt es, wegen möglicher Wechselwirkungen auf die HIV-Therapie abzustimmen. Geschlechtskrankheiten nehmen bei HIV-positiven Menschen zudem oft einen anderen Verlauf als bei HIV-negativen. Einige Geschlechtskrankheiten (wie etwa Chlamydien) erfordern zudem eine längere Behandlungsdauer.


#undetectable: HIV-positiv und nicht ansteckend

Befolgen HIV-positive Menschen ihre HIV-Therapie nach Plan und ist ihre Virenlast nicht mehr nachweisbar, sind sie nicht mehr ansteckend. Sie können also Sex ohne Kondom und ohne PrEP praktizieren, ohne zu befürchten, ihre*n Partner*in anzustecken.

Therapie als Schutz

Dass Kondome eine HIV-Infektion verhindern, ist längst bekannt. Seit einigen Jahren ist auch die Schutzmöglichkeit durch HIV-Medikamente medizinisch anerkannt. Wie Studien nachgewiesen haben, senkt eine konsequent eingehaltene HIV-Therapie die Virusmenge im Körper so stark, dass sich das Virus beim Sex nicht mehr übertragen lässt.

Dazu müssen drei Bedingungen erfüllt sein:

  • Die Betroffenen nehmen ihre HIV-Medikamente regelmässig ein.
  • Eine Ärztin oder ein Arzt kontrolliert regelmässig die Blutwerte.
  • Die Virusmenge im Blut liegt unter der Nachweisgrenze.

Unter diesen Voraussetzungen kann beim Sex auf das Kondom verzichtet werden. Allerdings schützen die HIV-Medikamente nicht vor der Infektion mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI).


Psychische Gesundheit

Die körperliche und die psychische Gesundheit gehen Hand in Hand. Sie tragen zum ganzheitlichen Wohlbefinden von Menschen bei. Für eine erfolgreiche HIV-Therapie ist die psychische Gesundheit ein zentraler Faktor. Darum ist es wichtig, sich nicht nur um die körperliche Gesundheit zu kümmern, sondern auch Strategien zu haben, die die eigene psychische Gesundheit unterstützen. Aufgrund der heutigen Kenntnisse ist bekannt, dass die Balance zwischen körperlichem und seelischem Wohlbefinden den ganzen Menschen in seinem Wesen positiv beeinflusst.

HIV und Depression

Jede fünfte Person in der Schweiz leidet im Verlauf ihres Lebens an einer Depression. Chronisch kranke Menschen – so auch Menschen mit HIV – sind dabei besonders gefährdet.

Depressionen betreffen meistens den ganzen Menschen. Sie bestehen nicht bloss aus Stimmungstiefs. Sie dauern länger und wirken sich auf den beruflichen Alltag oder auf das Privatleben negativ aus. Demgegenüber existieren heute gute Behandlungsmöglichkeiten. Der wichtigste Schritt aus einer Depression heraus ist es, eine solche überhaupt zu erkennen und professionell behandeln zu lassen.

Faktoren, die bei HIV-positiven Menschen zu einer seelischen Krise führen können, sind beispielsweise medizinische Aspekte wie:

  • der Erhalt des positiven Testergebnisses
  • der Einstieg in die antiretrovirale Therapie
  • die Nebenwirkungen der Therapie

Die Angst vor Ausgrenzung, Stigma und Zurückweisung kann einen zusehends verunsichern und existentielle Ängste hervorrufen. Das wiederum vermindert die Widerstandsfähigkeit (= Resilienz).

 

Wenn Angst den Alltag dominiert

Menschen mit HIV können Ängste entwickeln, die ihren Alltag so beeinflussen, dass sie sich gehindert fühlen. Die Ängste können dabei unterschiedlich sein:

  • Angst vor dem sozialen oder beruflichen Ausschluss
  • Angst vor den Langzeitfolgen der Medikamente oder vor einer Ansteckung mit weiteren Krankheiten
  • Angst, den*die Partner*in anzustecken

Es ist wichtig, achtsam mit sich und den eigenen Gefühlen umzugehen. Nach einer HIV-Diagnose braucht es Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.

In der Partnerschaft gilt es, eine Kommunikation zu entwickeln, die einem zwei Dinge erlaubt: Zum einen, über Ängste und Unsicherheiten zu sprechen; zum anderen aber auch über den vielleicht anderen Umgang mit der eigenen Sexualität.

In solchen Situationen kann es entlastend sein, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sei dies in Form einer Begleitung durch eine Ärztin oder einen Arzt oder in Form eines therapeutischen Settings.


Reden über HIV

Je nachdem, wie sich eine betroffene Person mit ihrer HIV-Diagnose auseinandergesetzt hat, kann sie entscheiden, wem sie von ihrer HIV-Infektion erzählt und wem nicht. Wichtig dabei ist es, auf das innere Gefühl zu hören. Auch kann Ihnen der Leitfaden zur Partnerinformation helfen.

Safer-Sex-Regeln sind zentral

Wer unter wirksamer Therapie ist, wer geschützten Sex praktiziert oder wer seine Sexualpartner*innen über die HIV-Infektion informiert, kann heute nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden.

Wer zum Zeitpunkt des ungeschützten Sexualverkehrs keine nachweisbare Viruslast mehr hat, wird strafrechtlich in der Regel nicht mehr belangt. Auch dann nicht, wenn Sie den*die Partner*in vor dem Sexualverkehr nicht über Ihre HIV-Infektion informieren.

Wichtig ist, dass Sie die Safer-Sex-Regeln einhalten. Dies kann auch eine wirksame Therapie sein. Versagt das Kondom und steht eine*r der Partner*in nicht unter wirksamer Therapie, so ist die andere Person über das Übertragungsrisiko zu informieren. So kann diese innert 48 Stunden eine ärztlich begleitete Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) in Anspruch nehmen.

 

Rechtzeitig kommunizieren

Oft erfolgt die Infektion mit HIV in festen Partnerschaften. Wer von seiner HIV-Ansteckung nichts weiss, infiziert unwissentlich andere Personen. Darum ist es bei einer HIV-positiven Diagnose zentral, den*die Sexualpartner*in früh zu informieren und eine Weiterverbreitung zu verhindern. Im Leitfaden zur Partnerinformation finden Sie hilfreiche Tipps.

Auch wenn ein*e Partner*in keine Krankheitszeichen hat, sollte er*sie sich unbedingt so früh als möglich testen und behandeln lassen. Im Falle einer HIV-Infektion tragen eine frühe Diagnose sowie ein rechtzeitiger Therapiestart entscheidend zu einer erfolgreichen Behandlung bei.

 

Chancen und Risiken

Gerade in der ersten akuten Krise nach der Diagnose und im Verlauf einer Therapie kann eine Vertrauensperson eine grosse Stütze sein. Das Kommunizieren einer HIV-Diagnose unterliegt dem Datenschutz. Ohne Einverständnis der betroffenen Person darf diese Information nicht weitergegeben werden. Partner*innen sind darauf hinzuweisen, dass die Datenschutzverletzung rechtliche Folgen haben kann.

Ob jemand den*die Partner*in informieren will, ist zunächst eine ganz persönliche Entscheidung. Dennoch sind vorher auch mögliche Konsequenzen abzuwägen: Nicht alle Menschen können mit der Nachricht gleich gut umgehen. Manche sind möglicherweise überfordert, manche ziehen sich zurück. Wer mehr über das Leben mit HIV Bescheid weiss, baut Vorurteile und Ängste ab. Darum kann eine professionelle Partnerschaftsberatung unterstützend sein.

 

HIV-Coming-out: Wie sage ich es den anderen?

Wer sich überlegt, andere Menschen über die eigene HIV-Diagnose zu informieren, sollte sich davor selber mit der Situation gut auseinandergesetzt haben. Dies ermöglicht eine selbstbewusstere Haltung im Umgang mit der Krankheit.

Ob in der Partnerschaft, im Familien- und Freundeskreis oder im Job: Wer um die eigene HIV-Diagnose kein Geheimnis machen muss, geht selbstbewusster und freier damit um. In jedem Fall gilt es auch dort, gut zu prüfen, wie die anderen Personen mit der Information umgehen können. Ebenso am Arbeitsplatz: Denn genau dort geschehen häufig Datenschutzverletzungen, die weitreichende Folgen haben können – sogar bis zur Entlassung. Allerdings ist der Arbeitgeber nicht befugt, nach dem HIV-Status zu fragen oder diese Information weiterzugeben.

Lesen Sie dazu auch die Broschüre «Job und HIV» mit nützlichen Tipps und Anlaufstellen.

Oft jedoch sind beim Antritt einer neuen Stelle Gesundheitsformulare der Versicherungen auszufüllen (Pensionskasse und Krankentaggeldversicherung), sodass eine HIV-positive Diagnose enthalten sein kann. Weil diese Gesundheitsformulare wahrheitsgemäss ausgefüllt werden müssen, lohnt es sich, vorher Abklärungen zu treffen, inwieweit man sich als Betroffene*r vor Diskriminierungen schützen kann.

Hierzu gibt es Rechtsberatungen, die Sie in Anspruch nehmen dürfen:

Aids-Hilfe Schweiz (Rechtsberatung und Diskriminierungsmeldung)

Rechtsratgeber für Menschen mit HIV


Beziehung, Sexualität und Kinderwunsch

Die Diagnose «HIV-positiv» bedeutet nicht, auf Beziehungen und Sex verzichten zu müssen.

Safer-Sex und Therapie

HIV-positive Menschen sind unter einer erfolgreichen HIV-Therapie nicht ansteckend, sofern ihre Virenlast unter der Nachweisgrenze liegt. Damit können sie ungeschützten Sex haben, ohne zu befürchten, jemanden anzustecken. Die Therapie ist eine von verschiedenen Strategien zu Safer Sex .

Der Schutz vor einer möglichen HIV-Ansteckung mit einer HIV-positiven Person liegt in der gemeinsamen Verantwortung beider Partner*innen: Sie entscheiden gemeinsam, wie Sie sich schützen – ob mit Kondomen oder mit der wirksamen HIV-Therapie. Ungeachtet dessen können HIV-positive Personen in der Schweiz, die ungeschützten Geschlechtsverkehr haben, strafrechtlich verfolgt werden.

 

Andere Geschlechtskrankheiten (STI)

Leider schützen die HIV-Medikamente nicht vor der Ansteckung mit anderen Geschlechtskrankheiten. Darum tragen HIV-positive Personen besondere Gesundheitsrisiken im Kontext mit Geschlechtskrankheiten. Mehr zur Co-Infektion.

 

Kinderwunsch

Wer sich Kinder wünscht, muss wegen einer HIV-Infektion nicht auf sie verzichten. Mit der antiretroviralen Therapie sind einerseits die Lebenserwartung und die Lebensqualität von HIV-positiven Menschen stark gestiegen. Andererseits sind die Risiken einer Übertragung auf den*die Partner*in sowie auf das Baby praktisch auf null gesunken.

Mehr dazu

Alles zum Safer Sex: Mach den Safer-Sex-Check!

Alles zu Safer Sex

Sex ist eine der schönsten Begegnungs- und Kommunikationsformen zwischen Menschen. Und weil wir Menschen so unterschiedlich sind, gibt es auch unterschiedliche Spielarten der Sexualität und somit auch unterschiedliche Schutzmöglichkeiten.

Wichtig dabei: Mach nur das, was du auch möchtest. Respektiere die Bedürfnisse und Grenzen deiner Sexualpartner*innen: Erlaubt ist, was gefällt – solange alle Beteiligten ausdrücklich einverstanden sind und keine rechtlichen Grenzen überschreiten. Und informiere dich über sexuell übertragbare Infektionen (STI; sexually transmitted infections): Im Safer-Sex-Check erfährst du in wenigen Minuten, was der passende Schutz für dich ist!

 

Alles zum Safer Sex: Mach den Safer-Sex-Check!
Mach den Safer-Sex-Check und lerne deine individuelle Schutzstrategie kennen!

Safer Sex: Was möchtest du genau wissen?

Wer Sex hat, kann sich mit HIV oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion (STI) anstecken. Auslöser solcher STI sind verschiedene Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten.

STI können mit oder ohne Symptome verlaufen. Ausserdem schützen Kondome nur zuverlässig vor HIV, nicht jedoch vor anderen STI. Diese lassen sich auch über Küssen, Oralsex, Petting, Fingern etc. übertragen.

Darum bietet dir nur ein HIV-/STI-Test Klarheit über eine vorliegende STI. Bei Veränderungen oder Schmerzen im Anal- und Genitalbereich besuche eine ärztliche Fachperson deines Vertrauens. Die meisten STI sind heilbar oder gut behandelbar.

Zu den häufigen STI zählen:

(für Symptome, Übertragungswege, Behandlung und Schutz auf jeweiligen Link klicken)

Beim Testen der STI ist es wichtig, den korrekten Test zu verwenden. Die richtigen STI-Testmethoden findest du auf dieser Seite. Lass dich von spezialisierten Fachpersonen beraten, zum Beispiel in der STI-Sprechstunde des Kantonsspitals St.Gallen.

Hier findest du weitere Test- und Beratungsstellen.

Je nach Situation sind die Risiken für eine HIV- oder STI-Infektion unterschiedlich. Die drei wichtigsten Risikofaktoren sind:

  • wechselnde sexuelle Kontakte
  • Sex mit Personen aus Gruppen, in denen HIV und andere STI überdurchschnittlich verbreitet sind
  • bestimmte sexuelle Praktiken

Ausführliche Informationen zu den einzelnen Risikofaktoren erfährst du hier.

Du kannst dich vor HIV- und STI-Risiken mit Impfungen, Tests und weiteren Schutzmöglichkeiten schützen.

 

Was tun nach einer HIV-Risikosituation?

Nach einer HIV-Risikosituation solltest du die Notfallstation eines Spitals aufsuchen und erfahren, ob die HIV-Notfallbehandlung PEP angezeigt ist. Die PEP (Post-Expositions-Prophylaxe) ist ein Notfallmedikament, deren Einnahme du innerhalb von 48 Stunden nach der HIV-Risiko starten solltest. Am besten also so schnell wie möglich, da die Wirksamkeit bereits nach 6 bis 8 Stunden abnimmt.

Hattest du eine HIV-Risikosituation? Dann wende dich an die Zentrale Notfallaufnahme des Kantonsspitals St.Gallen (Nummer 071 494 11 11). Dort kannst du jederzeit vorbeigehen und dich beraten lassen. Auch bekommst du dort die PEP, wenn dies angezeigt ist.

Hier findest du weitere Test- und Beratungsstellen.

 

Das sind HIV-Risiken
  • jede Vergewaltigung
  • Analsex unter Männern ohne Kondom oder PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe = medikamentöser Schutz vor einer HIV-Infektion)
  • Anal- und Vaginalsex ohne Kondom oder PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe = medikamentöser Schutz vor einer HIV-Infektion) mit Menschen aus oder in Ländern, in denen HIV besonders häufig ist
  • gemeinsames Benutzen von Sexspielzeug ohne Kondom und Desinfektion

Ausnahme: HIV-positive Menschen mit wirksamer Therapie (TasP: Therapie als Prävention) übertragen das HI-Virus nicht mehr, auch nicht beim Anal- oder Vaginalsex.

Wie du Sex hast, entscheidest du. Wichtig ist, dass du dabei die Grenzen deines Gegenübers respektierst und auf deine sexuelle Gesundheit achtest.

Weil du deine Sexualität individuell gestaltest und sich diese im Laufe des Lebens immer wieder ändern kann, gibt es dafür individuelle Schutzmöglichkeiten. Im Safer-Sex-Check erfährst du, welcher Schutz zu dir passt.

 

Verschiedene Schutzstrategien im Überblick

Je nach Risiken hast du verschiedene Schutzmöglichkeiten zur Auswahl. Informiere dich über mögliche Risiken und passende Schutzstrategien. Denk daran: Gewisse Schutzstrategien brauchen Zeit, bis sie wirken – wie Impfungen oder die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe = medikamentöser Schutz vor einer HIV-Infektion).

Zu den Schutzstrategien zählen:

Du weisst nicht, welche Schutzstrategie für dich infrage kommt? Finde es heraus im Safer-Sex-Check.

Die Symptome für HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) können ganz unterschiedlich sein. Wenn du einige Tage oder mehrere Wochen nach dem Sex Symptome hast, lohnen sich eine Beratung und ein Test. Oft verlaufen STI auch symptomlos, weshalb dir im Zweifelsfall nur ein Test Klarheit gibt.

 

Häufige Symptome bei einer HIV-Infektion
  • Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Nachtschweiss
  • Stark geschwollene Lymphknoten auch ausserhalb des Halsbereichs
  • Halsschmerzen
  • Hautausschlag

Seltener auch:

  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Durchfall, Übelkeit und Erbrechen
  • Schleimhautdefekte im Mund und am Sexualorgan

 

Häufige Symptome bei einer STI-Infektion
  • Juckreiz und Reizung am Sexualorgan oder Anus
  • Schmerzen am Sexualorgan oder Anus
  • Schmerzen beim Sex oder beim Wasserlassen
  • eitriger Ausfluss aus Sexualorgan oder Anus
  • Hautausschlag, Knoten und Geschwüre sowie Verletzungen an/auf der Schleimhaut
  • Schwellungen der Lymphknoten
  • unregelmässige Blutungen ausserhalb der Menstruation

 

Lass dich beraten und testen

Allgemein gilt: Beim Sex kannst du dich mit HIV oder einer anderen STI anstecken. Du kannst dabei Symptome haben oder auch nicht. Lass dich deshalb beraten und bei Bedarf testen, wenn du nach Sex mit erhöhten Risiken keine Symptome hast. Bei Symptomen gehe zu einer ärztlichen Fachperson. Bist du dir unsicher, ob du eine STI haben könntest, lass dich in der STI-Sprechstunde des Kantonsspitals St.Gallen beraten.

Beim Sex kannst du nicht alle Infektionsrisiken vermeiden. Deshalb ist das Testen auf HIV und STI nach Risikosituationen wichtig, aber auch für Personen aus Gruppen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko. Mit einem Test lassen sich Infektionen frühzeitig erkennen und behandeln und so Folgeschäden vermeiden.

 

Wann testen?

Mach deinen persönlichen Safer-Sex-Check und erfahre, ob und wann ein Test für dich sinnvoll ist. Dort erfährst du auch, welche Schutzmöglichkeiten für dich infrage kommen. Lasse dich ausserdem bei einer ärztlichen Fachperson oder einer Beratungs- und Teststelle beraten.

Beim Testen der STI ist es wichtig, den korrekten Test zu verwenden. Die richtigen STI-Testmethoden findest du auf dieser Seite. Lass dich von spezialisierten Fachpersonen beraten, zum Beispiel in der STI-Sprechstunde des Kantonsspitals St.Gallen.

Bist du unsicher, ob du dich mit HIV oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion (STI) angesteckt hast? Willst du wissen, wie du dich vor einer Ansteckung schützen kannst? Dann lass dich von einer Fachperson beraten. Diese kann einschätzen, ob und welche Tests in deiner Situation nötig sind.

In der Region St.Gallen-Appenzell darfst du dich an die STI-Sprechstunde des Kantonsspitals St.Gallen wenden. Weitere Test- und Beratungsstellen in der Schweiz findest du hier.


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Beratung über E-Mail, Live-Chat und Telefon

Montag bis Mittwoch
9–12 Uhr und 14–17 Uhr

Donnerstag geschlossen

Freitag 
9–12 Uhr (nur E-Mail/Telefon)

Hinweis zur WhatsApp-Beratung
WhatsApp ist keine sichere Verbindung. Übermittle in der WhatsApp-Beratung deshalb keine Angaben zu deiner Person wie Namen, Alter, Adresse, Wohnort, Geburtsdatum etc., sondern nur dein Pronomen. Nach einer WhatsApp-Beratung löscht die jeweils beratende Fachperson den gesamten Chatverlauf. Falls du eine Beratung über eine sichere Verbindung wünschst, darfst du uns während der Bürozeiten gerne unter 071 223 68 08 anrufen oder eine E-Mail senden.

HIV-Stigma in der Schweiz: Das Problem ist immer noch gross.

Das HIV-Stigma ist in der Schweiz nach wie vor gross

28. Mai 2018

Das HIV-Stigma in der Schweiz ist nach wie vor gross. Dies zeigen internationale Studien sowie die Diskriminierungsmeldungen der Aids-Hilfe Schweiz: Demnach sind HIV-Positive in der Schweiz weiterhin von Ausgrenzung, Anders- und Ungleichbehandlung betroffen. Zum einen, weil die Bilder aus den Anfängen der Epidemie die Vorstellung von HIV und Aids bestimmen. Zum anderen, weil wichtiges Wissen zur medizinischen Aktualität fehlt.

Text-Kurator: Predrag Jurisic
Quelle: Aline Schulthess, Fachmitarbeiterin Aids-Hilfe Bern AHB
Bild: Steve Rhodes/flickr, CC BY-NC-ND 2.0 in Medicus Mundi Schweiz

 

HIV-Stigma in der Schweiz

 

Wer HIV-positiv ist und unter einer erfolgreichen HIV-Therapie steht, ist nicht mehr ansteckend. Selbst beim ungeschützten Geschlechtsverkehr nicht. Auch können Schwangere, die HIV-positiv sind, ihr Kind nicht mit dem HI-Virus anstecken, sofern ihre Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt (#undetectable). Allerdings ist dieses Wissen längst nicht in allen Fachkreisen angekommen, geschweige denn in der Allgemeinbevölkerung.

Mehr zu «HIV-positiv und nicht ansteckend»

 

Weitreichende Folgen wegen HIV-Stigma

Obwohl HIV und Aids heute behandelbar sind und zu einer chronischen Krankheit zählen, ist das HIV-Stigma weltweit präsent, was negative Folgen nach sich zieht: Wie Aline Schulthess in ihrem Beitrag verdeutlicht, sind diese negativen Folgen weitreichend:

  • unregelmässiges oder zu spätes Testen aus Angst vor Diskriminierung
  • Offenlegen des HIV-Status
  • reduzierter Therapieerfolg wegen mangelnder Therapietreue
  • Verschlechterung der psychischen und körperlichen Gesundheit
  • mangelndes Selbstwertgefühl (Selbststigma durch Scham- und Schuldgefühle)
  • soziale Zurückweisung

Daneben sind vulnerable Gruppen oft von Mehrfach-Diskriminierungen betroffen. Sei dies wegen ihrer sexuellen Orientierung, wegen ihrer Geschlechtsidentität bzw. ihres Geschlechts oder wegen ihrer Herkunft.

 

Verstärkte Aufklärungsarbeit zu HIV und Aids nötig

Aline Schulthess fordert in ihrem Fazit dringende Massnahmen: neben psychosozialer und juristischer Unterstützung besonders auch eine verstärkte Aufklärungsarbeit. Es brauche einen offenen gesellschaftlichen Diskurs über HIV, Sexualität und die damit verbundenen Werte und Normen.

Vorurteile lassen sich erst abbauen, wenn in allen Fachkreisen und auch in der Allgemeinbevölkerung das aktuelle medizinische Wissen über HIV und Aids verankert ist: Nämlich, dass HIV/Aids behandelbar und nicht mehr tödlich sind. Und dass HIV-positive Menschen eine normale Lebenserwartung haben und unter wirksamer Therapie nicht ansteckend sind.

Welche Formen der HIV-bedingten Stigmatisierung und Diskriminierung es gibt und zu welchen Resultaten Aline Schulthess in ihrer qualitativen Befragung kommt, erfahren Sie in ihrem Beitrag auf Medicus Mundi.

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