Präventionsnews

Präventionsnews: Check at Home, MPox-Impfung, PrEP

23. Januar 2024

Für das Jahr 2024 gibt es hinsichtlich der HIV-/STI-Prävention Neuigkeiten: Das Selbsttest-Kit «Check at Home» ist vorerst nicht verfügbar. Die Impfung zu MPox (Affenpocken) erfolgt neu über die Krankenkassen. Das PrEP-Medikament übernehmen die Krankenkassen ab Juli 2024.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild: Antonio Corigliano (pixabay.com)

Präventionsnews

Präventionsnews: Check at Home vorerst eingestellt. MPox-Impfung neu über Krankenkassen. Kostenübernahme der PrEP durch Krankenkassen.

 

Die Aids-Hilfe Schweiz überarbeitet derzeit Komponenten des Test-Kits für Zuhause «Check at Home», weshalb der Verkauf der HIV-/STI-Selbsttests für Zuhause vorerst eingestellt ist. Wer in den Kantonen St.Gallen, Appenzell Inner- und Ausserrhoden wohnhaft ist und sich anonym testen lassen möchte, hat dazu folgende Möglichkeiten:

 

Tests auf der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen und im Kantonsspital St.Gallen

Dienstag, 13. Februar 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 13. März 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 10. April 2024 [exklusiv für trans Personen!]
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 12. Juni 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 17. Juli 2024
17:30–19:00 Uhr

Dienstag, 27. August 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 16. Oktober 2024
17:30–19:00 Uhr

Mittwoch, 18. Dezember 2024
17:30–19:00 Uhr

Diese Tests sind anonym und ohne Voranmeldung (weitere Infos zu Terminen, Preisen der HIV-/STI-Tests sowie zu Konditionen für Jugendliche bis 25 Jahren).

Alternativ zum Testing auf der Fachstelle gibt es die offene HIV-STI-Sprechstunde mit Online-Voranmeldung am Kantonsspital St.Gallen. Die Terminbuchung erfolgt über https://termin.infekt-kssg.ch/sti.

Personen, die in anderen Kantonen leben, wenden sich an spezialisierte Gesundheitszentren in ihrer Region.

 

MPox-Impfung neu über die Krankenkasse

Ab dem 1. Januar 2024 erfolgt die Abrechnung für die Mpox-Impfung über die Krankenkasse. Somit ist die Impfung neu auch Teil des Selbstbehalts und der Franchise, da sie der Bund nicht mehr übernimmt. Derzeit ist unklar, wie hoch die Kosten der Verabreichung sein werden.

Weiterhin gilt die Impfempfehlung für Personen, die mit dem MPox-Virus in Kontakt kommen könnten. Dazu gehören:

  • Männer mit wechselnden männlichen Sexpartnern
  • trans Personen mit wechselnden männlichen Sexpartnern
  • medizinisches Personal, das mit dem Virus in Kontakt kommt
  • alle, die mit einer infizierten Person engen Kontakt hatten

Wer sich zur MPox-Impfung und den damit verbundenen Kosten informieren möchte, kontaktiert dazu die kantonalen Impfstandorte.

 

Krankenkassen übernehmen ab Juli 2024 die PrEP

Die PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) ist ein Medikament, das beim Anal- oder Vaginalverkehr zuverlässig vor HIV schützt. Neu übernehmen ab dem 1. Juli 2024 die Krankenkassen die Kosten für die PrEP (abzüglich Franchise und Selbstbehalt). Bisher kostete das Medikament Nutzer*innen des PrEP-Programms  SwissPrEPared 40 Franken pro Monatspackung.

Weitere Informationen zur PrEP, zur Eignung für die PrEP und den Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten finden Sie auf unserer PrEP-Seite.

Wenn Sie Fragen zum Testing oder allgemein zu Ihrer sexuellen Gesundheit haben, kontaktieren Sie uns über einen dieser Kanäle: info@ahsga.ch | 071 223 68 08 | WhatsApp.

Open Air St.Gallen: Infostand Fachstelle für Aids- und Sexualfragen (AHSGA)

OASG-Quiz+: Was weisst du sonst noch über Liebe, Lust und Beziehungen?

 

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Dieses Mal sind auch Mehrfachantworten möglich. Bereit? Dann klicke auf die Schaltfläche «Quiz starten».

 

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HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

25. April 2023

Hatten Sie ein HIV-Risiko infolge eines ungeschützten Anal- oder Vaginalverkehrs? Oder gab es eine Kondompanne? Falls ja, kann die PEP als Notfallbehandlung vor einer HIV-Infektion schützen, sofern sie innerhalb von 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgt.

Text: Predrag Jurisic/Dr. Gay
Beitragsbild: Dr.Gay

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen.

HIV-Risiko? Die PEP kann helfen. Sie muss allerdings innerhalb von 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgen.

Die PEP ist eine Abkürzung für Post-Expositions-Prophylaxe und dient als Notfallbehandlung nach einem möglichen HIV-Risiko. Mit einer PEP lässt sich eine HIV-Ansteckung unmittelbar nach einer HIV-Risikosituation verhindern. Allerdings muss die Einnahme der 28 Tage dauernden Therapie innerhalb von 48 Stunden erfolgen. Je früher, desto grösser ist die Chance, eine HIV-Ansteckung zu verhindern. Denn bereits sechs bis acht Stunden nach einer Risikosituation sinken die Erfolgschancen.

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

 

Was tun im Falle eines HIV-Risikos?

Prüfen Sie, ob eine Notfallbehandlung mit der PEP angezeigt ist. Lesen Sie dazu das PEP-Schema des aktuellen PEP-Flyers durch. Mit dem PEP-Schema können Sie das eigene Risiko rasch und richtig einschätzen. Gleichzeitig empfehlen wir Ihnen eine Beratung durch eine Fachperson, um herauszufinden, ob eine PEP sinnvoll ist oder nicht:

PEP-Schema: Brauche ich eine PEP?

Ob der Einsatz einer PEP angezeigt ist, zeigt diese Grafik. Allerdings ersetzt das PEP-Schema keine Beratung durch eine Fachperson. Im Zweifelsfall direkt zur Notfallaufnahme des nächsten Spitals fahren. Dort ist die PEP erhältlich.

 

Wo gibt’s die PEP?

Die PEP erhalten Sie in jedem Spital. Nach einer HIV-Risikosituation, wie im obigen PEP-Schema beschrieben, sollten Sie so schnell wie möglich die Notfallaufnahme des nächsten Spitals aufsuchen. Die zentrale Notfallaufnahme für die Region St.Gallen ist das Kantonsspital St.Gallen:

Kontakt
Kantonsspital St.Gallen
Zentrale Notfallaufnahme
Rorschacher Strasse 95
CH-9007 St.Gallen
Telefon +41 71 494 11 11

Die Notfallaufnahmen der Spitäler sind 24 Stunden erreichbar. Zögern Sie im Falle einer HIV-Risikosituation nicht, diese zu kontaktieren, auch wenn Sie im Ausland sind. Kontaktieren Sie dabei Ihre Krankenkasse wegen der Kostenübernahme und lassen Sie sich im Spital am besten von einer Fachperson der Infektiologie beraten.

 

Was kostet die PEP und wer zahlt?

Die Kosten für eine PEP übernehmen die Krankenkassen. Bedenken Sie aber, dass Sie die Franchise und den Selbstbehalt bezahlen müssen. Die Kosten für die PEP lassen sich reduzieren, indem Sie beispielsweise ein Generikum verlangen. Auch hier hilft das Beratungsgespräch mit der Fachperson der Notfallaufnahme.

 

PEP oder PrEP?

Sobald Sie die PEP abgeschlossen haben, empfehlen wir Ihnen ein Beratungsgespräch bei einer Fachstelle. So können Sie abklären, welche Schutzstrategien zu Ihrem Sexleben passen. Wenn Sie häufiger HIV-Risiken ausgesetzt sind, könnte die PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) für Sie infrage kommen. Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das vor dem sexuellen Kontakt eingenommen wird. Beim richtigen Einnahmeschema schützt die PrEP vor einer HIV-Infektion so zuverlässig wie ein Kondom. Für eine Beratung sowie weitere Informationen zur PrEP klicken Sie hier.

Der Unterschied zwischen PEP und PrEP ist ganz einfach: Die PEP ist ein Notfallmedikament, das nach einer HIV-Risikosituation innerhalb von 48 Stunden eingenommen werden muss. Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das vor dem Sex eingenommen wird. So sind Sie vor HIV geschützt. Allerdings schützt die PrEP nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (= STI). Hier ist der beste Schutz, wenn Sie sich regelmässig auf Chlamydien, Gonorrhö (= Tripper) und Syphilis testen lassen.

Eine anonyme HIV-/STI-Beratung sowie anonyme HIV-/STI-Tests können Sie in der STI-Sprechstunde des Kantonsspitals in Anspruch nehmen. Mehr dazu finden Sie hier.

PrEP-Einnahmeschema

PrEP als Safer Sex

Die PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) ist ein ärztlich verordnetes Medikament, das beim Anal- oder Vaginalverkehr zuverlässig vor HIV schützt. Im besten Fall nehmen beide Partner*innen die PrEP ein. Korrekt eingenommen schützt das Medikament mindestens so zuverlässig wie ein Kondom. Dies ist wissenschaftlich belegt. Vorausgesetzt, die PrEP-Nutzer*innen nehmen die PrEP-Medikamente wie ärztlich verordnet ein.

Neu übernehmen die Krankenkassen ab dem 1. Juli 2024 die PrEP-Medikamente. HIV- und STI-Tests sowie die Kosten der medizinischen Fachberatung übernehmen manche Krankenkasse im Sinne der Präventionsmedizin ähnlich einer Vorsorgeuntersuchung. Hier ist es ratsam, sich bei der eigenen Krankenkasse zu informieren, ob eine Unterstützung erhältlich ist.

Bist du ein junger Mann im Alter zwischen 16 und 25 Jahren? Verfügst du nicht über genug Geld, um eine PrEP-Beratung/-Behandlung zu bezahlen? Dann klicke hier, um dich über Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren.

Die PrEP ist ein ärztlich verschriebenes Medikament, das vor einer HIV-Infektion bei Anal- und Vaginalverkehr schützt. Die Abkürzung PrEP steht für Prä-Expositions-Prophylaxe (= vorbeugende Behandlung). Die PrEP schützt vor HIV genauso zuverlässig wie ein Kondom, sofern die Einnahme des Medikaments wie verordnet erfolgt.

 

PrEP und Kondom schützen nur vor HIV, nicht vor anderen STI

Gegen alle anderen sexuell übertragbaren Infektionen (= STI) schützt die PrEP nicht. Auch Kondome bieten hier nicht ausreichend Schutz. Denn die anderen STI lassen sich bereits bei Oralsex, beim Petting, Fingern oder gar Küssen übertragen. Der beste Schutz vor STI besteht somit im regelmässigen Testen. Bei einem positiven Resultat lassen sich die STI  Syphilis (Lues), Gonorrhö (Tripper) und Chlamydien gut behandeln.

 

Testempfehlung

Je häufiger Sie Ihre Sexualpartner*innen wechseln, umso häufiger sollten Sie sich auf HIV und STI testen lassen. Und das unabhängig davon, ob Sie Symptome haben: Oftmals verlaufen STI symptomlos. Das heisst, Sie merken gar nicht, dass Sie sich infiziert haben, können aber die STI bereits weitergeben.

Damit Sie wissen, wie häufig Sie sich auf HIV und STI testen lassen sollten, hier eine Faustregel zur Orientierung:

  • Wer Sex hat: alle zwölf Monate.
  • Wer Sex mit etwa zehn Personen pro Jahr hat: alle sechs Monate.
  • Wer Sex mit mehr als zwanzig Personen pro Jahr hat: alle drei Monate.
  • Wer die PrEP nimmt: alle drei Monate im Rahmen der PrEP-Untersuchung.
  • Wer HIV-positiv ist: im Rahmen der ärztlichen Routinekontrolle.

Wann, wie und wo Sie sich testen bzw. impfen lassen können, erfahren Sie hier.

Das HI-Virus braucht menschliche Zellen, um sich darin zu vermehren. Es baut die eigene DNA in diejenige der menschlichen Zellen ein, sodass die menschlichen Zellen zu Produzentinnen von HI-Viren werden.

Damit dies möglich ist, braucht es bestimmte Enzyme, die das HI-Virus liefert. Und genau hier setzt die PrEP ein: Sie blockiert die Enzyme des HI-Virus, sodass dieses seine DNA nicht in die menschliche Zelle einschleusen kann. Das heisst, der menschliche Körper scheidet die aufgenommenen HI-Viren ganz einfach wieder aus.

Die Enzymblockade durch die PrEP macht dem menschlichen Körper nichts aus, weil der menschliche Körper diese Enzyme nicht hat. Die PrEP gilt somit als Safer Sex.

Vom HIV-Medikament zur HIV-Prophylaxe

Die PrEP ist ein HIV-Medikament, das für die HIV-Therapie entwickelt worden ist. Im Nachhinein hat die Forschung festgestellt, dass die PrEP nicht nur in der HIV-Therapie wirkt, sondern auch als HIV-Prophylaxe (= vorbeugende Behandlung). Deshalb steht die PrEP seit mehreren Jahren weltweit in der HIV-Prävention im Einsatz. Die PrEP enthält die beiden Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin.

PrEP und Resistenzen bei unbemerkter HIV-Infektion

Die PrEP ist keine vollständige HIV-Therapie. Eine vollständige HIV-Therapie besteht aus drei Wirkstoffen. Das heisst, wer (unbemerkt) HIV-positiv ist und die PrEP nimmt, kann die HI-Viren nicht vollständig bekämpfen. Daraus entwickeln sich Resistenzen gegen die beiden PrEP-Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin. Dies kann dann eine HIV-Therapie erschweren.

Daher braucht es bei der PrEP vorgängig einen negativen HIV-Test, ehe die PrEP verschrieben wird. Und während der PrEP-Einnahme ist regelmässig (= alle drei Monate) ein HIV-Test nötig, damit keine unbemerkte HIV-Infektion entsteht und für Resistenzen sorgt. Dass eine HIV-Ansteckung während der PrEP entsteht, ist höchst selten und hängt oft damit zusammen, dass die Medikamenteneinnahme nicht korrekt erfolgt ist.

Die PrEP gilt als Safer Sex. Dies ist wissenschaftlich belegt (vgl. Ipergay-Studie in Frankreich/Canada sowie PROUD-Studie in Grossbritannien). Vorausgesetzt, Sie nehmen die PrEP-Medikamente wie ärztlich verordnet ein (s. Grafik unten) und lassen sich regelmässig auf HIV und STI testen. Bei einer guten Adhärenz (= Therapie-/Einnahmetreue) liegt die Schutzwirkung der PrEP bei 99 %.

Einnahmeschema der PrEP

(Bild oder Link darunter anklicken, um PDF herunterzuladen)

PrEP: Wie nehme ich sie korrekt ein?

PrEP-Einnahme: Damit der bestmögliche Schutz vor HIV gegeben ist, ist das ärztlich verordnete Einnahmeschema zu beachten.

 

Die PrEP ist ein verschreibungspflichtiges HIV-Medikament und bedarf sorgfältiger ärztlicher Abklärungen, sowohl vor als auch während der PrEP-Einnahme:

  • Vor der PrEP-Einnahme: Das medizinische Fachpersonal ermittelt Ihren HIV- und STI-Status (besonders Hepatitis B) und klärt mögliche Gesundheitsrisiken (Nieren-, Leberwerte, Knochendichte) sowie Interaktionen mit anderen Medikamenten ab. Erst ein negativer HIV-Status, gesunde Nieren und Leber sowie Medikamente, die sich mit der PrEP vertragen, geben grünes Licht für eine PrEP-Einnahme.
  • Während der PrEP-Einnahme: Weil die PrEP nur vor HIV, nicht aber vor den anderen STI wie Chlamydien, Syphilis (Lues) oder Gonorrhö (Tripper) schützt, sind neben HIV- auch regelmässige STI-Tests nötig. Die Kontrolluntersuchungen finden alle drei Monate statt. Zu den Kontrolluntersuchungen gehört die regelmässige Überprüfung der Leber- und Nierenwerte sowie der Knochendichte, sofern dies angezeigt ist. So kann das medizinische Fachpersonal mögliche Folgeerscheinungen der PrEP erkennen und darauf reagieren. Auch lassen sich Medikamente auf ihre Wechselwirkung beim regelmässigen PrEP-Check ärztlich überprüfen.

Die PrEP ist in der Regel gut verträglich. In der ersten Zeit nach dem PrEP-Start (2 bis 6 Wochen) können diese Nebenwirkungen auftreten:

  • Übelkeit
  • Durchfall
  • Kopf-, Bauch- und Gelenkschmerzen
  • Müdigkeit
  • Schlafprobleme
Langzeitnebenwirkungen der PrEP

Die PrEP-Einnahme schränkt die Leistungsfähigkeit der Niere ein, da die Niere zu 90 % für den Abbau der PrEP zuständig ist. Liegt eine Nierenerkrankung vor, ist von einer PrEP-Einnahme abzuraten. Aus diesem Grund ist eine ärztliche Begleitung bei der PrEP wichtig: Nur so lassen sich die Nierenwerte regelmässig kontrollieren. Bei 2 % aller PrEP-Nutzer*innen treten diese Nebenwirkungen auf. Sollten Sie die PrEP wegen eines Nierenleidens absetzen müssen, kehrt die Nierenfunktion in der Regel wieder zu ihren Normalwerten zurück.

Auch kann die PrEP die Knochendichte leicht senken. Dies betrifft besonders trans Frauen, bei denen eine Orchiektomie (= Entfernung der Hoden) erfolgt ist. In einem solchen Fall sollten Sie mit Ihrer medizinischen Fachperson über Ihre Knochengesundheit sprechen. Generell lässt sich bei PrEP-Nutzer*innen keine Reduktion der Knochendichte beobachten, sofern sie nicht einem weiteren Risiko ausgesetzt sind wie zum Beispiel einer Cortisonbehandlung, familiären Vorbelastung oder veganen Ernährung. Um die Knochengesundheit zu stärken, erfolgt bei PrEP-Patient*innen deshalb jährlich eine Vitamin-D-Substitution.

Wenn Sie Hormone, Medikamente oder andere Substanzen wie Drogen einnehmen, können Sie unter HIV Drug Interactions (englischsprachige Seite) überprüfen, ob eine Wechselwirkung mit der PrEP vorliegt. Bei einigen Schmerzmitteln, Entzündungshemmern oder Antibiotika kann es zu Wechselwirkungen mit der PrEP kommen.

Die Einnahme von Testosteron bei trans Männern ist unbedenklich, ebenso die Einnahme von weiblichen Sexualhormonen bei trans Frauen. Allerdings sinkt dabei der Wirkstoffspiegel des einen der beiden PrEP-Wirkstoffe. Die Schutzwirkung bleibt bei einer täglichen PrEP-Einnahme (= Dauer-PrEP) gut erhalten. Nicht empfohlen jedoch ist die eventbezogene PrEP-Einnahme, z. B. für ein Partywochenende oder eine Urlaubsreise. Diese Empfehlung gilt für alle trans Personen (Wechselwirkung mit Hormoneinnahme) und cis Frauen (Anreicherung der PrEP-Wirkstoffe in der Vaginalschleimhaut benötigt länger Zeit, um die Schutzwirkung zu entfalten). Eine eventbezogene PrEP – auch PrEP on demand genannt – wirkt nur bei cis Männern zuverlässig, sofern die Einnahme korrekt erfolgt.

Wechselwirkungen der PrEP mit Drogen – einschliesslich Partydrogen wie Kokain, Ecstasy, Speed, Ketamin oder Mephedron (Chemsex/Sex on Drugs) – sind keine bekannt. Für einen sicheren Konsum (= Safer Drug Use) beachten Sie bitte diese Informationsbroschüre.

Die PrEP eignet sich für Menschen, die Gefahr laufen, sich beim Sex mit HIV zu infizieren, weil sie keine Kondome benutzen können oder möchten. Deshalb ist eine gute Einschätzung zum eigenen Risikoverhalten wichtig.

Dabei helfen diese Fragen, um herauszufinden, ob eine PrEP für Sie infrage kommt:

  • Haben Sie Schwierigkeiten, beim Sex Kondome zu benutzen?
  • Oder haben Ihre Sexualpartner*innen Mühe damit (Schmerzen, Allergien, unangenehmes Gefühl)?
  • Haben Sie Sex unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen (Chemsex/Sex on Drugs)?
  • Haben Sie Sex gegen Bezahlung?
  • Vergessen Sie das Kondom ab und zu, möchten aber deswegen kein schlechtes Gewissen haben?
  • Steht Ihnen eine Phase mit viel Sex bevor (Partywochenende, Open Air, Ferien etc.) und Sie sind nicht sicher, ob Sie immer ein Kondom benutzen werden?
  • Sind Sie wegen Ihrer sexuellen Vorlieben nicht vor HIV geschützt?
  • Können Sie sich nicht auf Ihre Sexualpartner*innen verlassen?
  • Haben Sie bereits eine der folgenden STI diagnostiziert bekommen: Syphilis, rektale Chlamydien- oder Gonokokken-Infektion?
  • Mussten Sie schon einmal die PEP (= Post-Expositions-Prophylaxe) als Notfallbehandlung wegen einer HIV-Risikosituation einnehmen?

Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beantworten, könnte die PrEP eine für Sie geeignete Schutzstrategie vor HIV sein.

Für eine genaue Abklärung wenden Sie sich an die PrEP-Sprechstunde des Kantonsspitals St.Gallen:

Ambulatorium der Klinik für Infektiologie

Tel +41 71 494 10 28
E-Mail prep@kssg.ch
Haus 20, 2. Stock

Zeiten

Montag bis Freitag
8–12 und 14–17 Uhr

Bitte vereinbaren Sie per Telefon oder E-Mail einen Termin. Weitere Informationen zur PrEP-Sprechstunde finden Sie hier.

Auf swissprepared.ch sehen Sie, in welchem Zentrum bzw. bei welchem SwissPrEPared-Programmpartner Sie die PrEP bekommen. Machen Sie den Risiko-Check und erfahren Sie, ob eine PrEP für Sie infrage kommt.

Für eine ärztliche Beratung und Abklärung kontaktieren Sie die Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen (= SwissPrEPared-Programmpartner).

Derzeit ist das PrEP-Medikament noch kostenpflichtig. Im PrEP-Programm von SwissPrEPared kostet eine Monatspackung mit 30 Tabletten in Form eines Generikums 40 Franken. Diese Kosten übernehmen ab dem 1. Juli 2024 die Krankenkassen in der Schweiz (abzüglich Franchise und Selbstbehalt).

HIV- und STI-Tests sowie die Kosten der medizinischen Fachberatung übernehmen manche Krankenkasse im Sinne der Präventionsmedizin ähnlich einer Vorsorgeuntersuchung. Hier ist es ratsam, Ihre Krankenkasse anzufragen, ob Sie eine Unterstützung bekommen.

Ohne Unterstützung kostet ein Full-HIV-/STI-Test mit medizinischer Beratung zwischen CHF 160 und CHF 190 in der STI-Sprechstunde der Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen. Die Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene gehört zu den teilnehmenden Zentren des SwissPrEPared-Programms.

Nach dem jeweiligen PrEP-Check, der alle drei Monate bei einer PrEP-Sprechstunde bzw. bei einem Checkpoint erfolgt, erhalten Sie gleich die nächsten drei Monatspackungen der PrEP ausgehändigt oder über eine Apotheke nach Hause geliefert.

PrEP-Quiz: Könnte eine PrEP für Sie infrage kommen?

Lösen Sie das Quiz und finden Sie heraus, ob die PrEP eine Schutzmöglichkeit für Sie ist.

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Historisch tief: Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

HIV-Update: Neudiagnosen, PrEP und Zukunftsaussichten

6. April 2022

Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Das ist ein historisches Tief. Der abnehmende Trend lässt sich seit 2008 beobachten und hält weiter an.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild und Grafiken im Text: BAG Bulletin 48 (2021), aidsmap.com, PD Dr. med. Dominique L. Braun

Seit Beginn der HIV-Epidemie Anfang der 1980er-Jahre hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weniger als 300 Fälle gemeldet, nämlich 290. Im Vergleich dazu waren es in den 1990er-Jahren im Durchschnitt 1300 Fälle jährlich. Zu diesem erfreulichen Resultat beigetragen haben drei Dinge: vermehrte Tests bei besonders exponierten Personengruppen, eine immer früher einsetzende HIV-Therapie sowie die Präexpositionsprophylaxe (PrEP).

 

Historisch tief: Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

Historisch tief: Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

 

Corona-Pandemie: Einfluss auf HIV-/STI-Neudiagnosen?

PD Dr. med. Dominique L. Braun, Oberarzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürich (USZ), sagt dazu anlässlich des HIV-Updates der Aids-Hilfe Schweiz: «Die Pandemie hatte einen Einfluss, der sich noch nicht genau verorten lässt.» Am Universitätsspital Zürich gab es deutlich weniger HIV-Neudiagnosen im Vergleich zu den Vorjahren. Beim Checkpoint Zürich sah die Lage wieder anders aus: Dort gab es wöchentlich eine HIV-Neudiagnose.

Bei den STI-Diagnosen lagen die beobachteten Fallzahlen ebenfalls unter den zu erwarteten Fallzahlen (s. Grafik). Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass die Corona-Pandemie einen Einfluss auf die HIV-/STI-Ansteckungen hatte. Die möglichen Gründe dafür:

  • weniger häufige Tests bzw. Zurückhaltung beim Aufsuchen von medizinischen Einrichtungen
  • verschobene Präventionskampagnen wegen der Pandemiemassnahmen
  • allgemein weniger soziale Kontakte und damit weniger sexuelle Risikosituationen als vor der Pandemie
  • temporäre Schliessungen von Bordellen und Clubs

 

HIV-/STI-Neudiagnosen 2020

HIV-/STI-Neudiagnosen 2020. Grafik: BAG Bulletin 48 in HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

 

 

Männer am meisten von HIV betroffen

79 Prozent aller gemeldeten HIV-Fälle in der Schweiz betrafen im Jahr 2020 Männer. Dabei war Sex mit anderen Männern (MSM) der meist genannte Ansteckungsweg mit 50,8 Prozent. An zweiter Stelle standen heterosexuelle Kontakte mit 26,5 Prozent. Bei 2,2 Prozent der HIV-Diagnosen war das Benutzen von kontaminiertem Spritzbesteck bei intravenösem Drogenkonsum (IDU) der Grund für die Ansteckung. Bei rund 20 Prozent der HIV-Diagnosen bei Männern liess sich der Ansteckungsweg nicht ermitteln.

Die HIV-Infektionen bei den Frauen erfolgten mit 69,6 Prozent hauptsächlich über heterosexuelle Kontakte. Die anderen 30,4 Prozent liessen sich nicht ergründen.

 

HIV-Neudiagnosen 2020 bei Männern und Frauen

HIV-Neudiagnosen 2020 bei Männern und Frauen. Erklärung zu Abkürzungen: MSM: Männer, die mit Männern Sex haben. IDU: intravenous drug user (= intravenöser Drogenkonsum). Grafik: BAG Bulletin 48 in HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

 

Rückgang der HIV-Infektionen dank HIV-Therapie und PrEP

In der Schweiz sind rund 17’100 Menschen mit HIV infiziert. Davon kennen 93 Prozent ihre Diagnose. 98 Prozent der Personen mit HIV-Diagnose erhalten eine medikamentöse HIV-Therapie. Von denen wiederum haben 96 Prozent eine Viruslast unter der Nachweisgrenze. Sie geben das Virus also nicht mehr weiter. Die Schweiz liegt damit im weltweiten Vergleich weit vorn und hat das WHO-Ziel 90-90-90* übertroffen.

*WHO-Ziel bis 2020:

  • 90 Prozent aller Infizierten kennen ihre HIV-Diagnose
  • 90 Prozent aller diagnostizierten Personen erhalten eine HIV-Therapie
  • 90 Prozent aller therapierten Personen sind unter der Nachweisgrenze und geben das Virus nicht mehr weiter
HIV-Kaskade. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

HIV-Kaskade: Anzahl infizierter, diagnostizierter und therapierter Personen bzw. Personen unter der der Nachweisgrenze. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

 

Auch die PrEP (= orale HIV-Chemoprophylaxe) hat zur Abnahme der HIV-Neudiagnosen beigetragen: Ende 2020 nahmen mindestens 3000 Personen, überwiegend MSM, die PrEP als Schutz vor HIV. Der Blick nach London, wo die PrEP länger im Einsatz ist, lässt auf weiter sinkende HIV-Infektionen bei MSM hoffen: Demnach sind dank der PrEP die HIV-Infektionen bei MSM zwischen Oktober 2015 und September 2017 um 90 Prozent zurückgegangen. Und das bei gleichbleibender Anzahl HIV-Tests (s. Grafik). Aufgrund dieser Erfahrungen ist in der Schweiz auch für die kommenden Jahre ein rückläufiger Trend von HIV-Infektionen zu erwarten.

HIV-Neudiagnosen bei MSM in London: 90%iger Rückgang dank der PrEP. Grafik: HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

HIV-Neudiagnosen bei MSM in London: 90%iger Rückgang dank der PrEP. Grafik: aidsmap.com in HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

 

 

Langzeitinjektion für HIV-Therapie und PrEP in Sicht

Einen weiteren Meilenstein in der HIV-Therapie bedeuten Long-Acting-Medikamente: Das sind Medikamentendepots, die in Kombination von Tabletten und Langzeitinjektionen aufgebaut werden. So müssen HIV-Patient*innen nicht mehr täglich ihre Medikamente einnehmen. Dies könnte die Stigmatisierung in Zusammenhang mit der täglichen Medikamenteneinnahme reduzieren oder in vulnerablen Patientenpopulationen zu einer besseren Therapietreue führen.

Bei der Long-Acting-Therapie nehmen HIV-Patient*innen während eines Monats täglich zwei HIV-Medikamente oral ein. Im zweiten und dritten Monat erfolgt die Medikamentenabgabe der beiden Substanzen mittels Langzeitinjektion intramuskulär in den Gesässmuskel. Dieses Medikamentendepot wird danach alle zwei Monate aufgefrischt und erfordert eine genaue Planung. Denn das Zeitfenster für die Auffrischungsinjektion beträgt plus oder minus sieben Tage: Wer z. B. die letzte Langzeitinjektion am 15. April bekommt, kann die Auffrischung zwei Monate später zwischen dem 8. und 22. Juni vornehmen.

Gute Neuigkeiten betreffend Langzeitinjektionen gibt es auch bei der PrEP: Die Studie «HPTN 083» aus den USA zeigte gegenüber der täglichen Einnahme der PrEP eine signifikant höhere Wirksamkeit zur Risikoreduktion einer neuen HIV-Infektion. Das Risiko einer HIV-Infektion bestand hauptsächlich in der tiefen Therapietreue der Vergleichsgruppe (= unkorrekte PrEP-Einnahme). Somit spricht vieles für eine HIV-PrEP durch Langzeitinjektionen. Die Zulassung hierzu steht noch aus.

 

Warum eine HIV-Impfung-/Heilung noch nicht möglich ist

Im Zuge der raschen Impfstoffentwicklung während der Corona-Pandemie hat sich die breite Öffentlichkeit gefragt, ob dies auch im Falle von HIV möglich sei. Leider ist dies nicht der Fall, auch nicht in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Denn das HI-Virus unterscheidet sich stark vom Coronavirus: Das HI-Virus mutiert sehr rasch und hat dadurch eine hohe genetische Vielfalt. Ausserdem versteckt es sich gut vor den Antikörpern. Zwar ermöglicht die mRNA-Technologie eine rasche Anpassung samt Studien und Produktion von Impfstoffen. Aber die Grundproblematik des komplexen HI-Virus löst sie dennoch nicht. Und: Das menschliche Immunsystem produziert bei HIV breit neutralisierende Antikörper nur sehr selten und wenn, dann erst spät. Ungelöst bleibt auch das ethische Dilemma, dass in HIV-Impfstudien keine Placebo-Gruppe eingeschlossen werden kann, um die genaue Wirksamkeit der Impfung ermitteln zu können.

Momentan gilt: Je früher eine HIV-Therapie beginnt, steigt mit zunehmendem medizinischen Fortschritt auch die Chance auf eine Heilung. Denn die Forschung bleibt weiterhin am Ball: Neben neuen Substanzklassen beschäftigt sie sich mit Therapieformen von breit neutralisierenden Antikörpern, Stammzelltransplantationen oder Genome Editing (Genscherenprinzip).

Quellen: BAG Bulletin 48 (2021), HIV-Update AHS Academy: Präsentation von PD Dr. med. Dominique L. Braun.

YPrEP für junge MSM: Die PrEP schützt vor einer HIV-Ansteckung. Das Projekt YPrEP unterstützt dich bei der Finanzierung. Kontaktiere uns für mehr Infos.

YPrEP – Schutz für junge Männer

17. Juni 2021

Bist du ein junger Mann im Alter zwischen 16 und 25 Jahren? Hast du Sex mit verschiedenen Männern? Verfügst du nicht über genug Geld, um eine PrEP zu bezahlen? Deine Gesundheit ist uns ein Anliegen. Zusammen mit der Infektiologie des Kantonsspitals St.Gallen bieten wir mit dem Projekt «YPrEP» Unterstützung bei der Finanzierung. 

Text: Adrian Knecht
Beitragsbild: Aids-Hilfe Schweiz

YPrEP für junge MSM: Die PrEP schützt vor einer HIV-Ansteckung. Das Projekt YPrEP unterstützt dich bei der Finanzierung. Kontaktiere uns für mehr Infos.

 

Die PrEP (= Präexpositionsprophylaxe) ist eine wirksame Möglichkeit, sich beim Analverkehr vor HIV zu schützen. Die PrEP ist ein ärztlich verordnetes Medikament. Korrekt eingenommen schützt sie mindestens so zuverlässig wie ein Kondom. Hier erfährst du mehr zur PrEP als Safer Sex.

 

Dein Weg zur PrEP

Der Zugang zur PrEP ist nicht ganz günstig. Es fallen Kosten für Beratung, Verlaufskontrollen und das Medikament an. Für junge Menschen, die sich in einer Ausbildung befinden oder kein regelmässiges Einkommen haben, kann das zu teuer sein. Wir wollen nicht, dass du deswegen auf einen passenden Schutz verzichten musst.

 

Wir beraten dich zur PrEP

Wie geht das mit der PrEP? Ist das der passende Schutz für dich? Wie läuft die Finanzierung? Kannst du am Projekt teilnehmen? Welche Beratung und Begleitung darfst du von uns erwarten? Wir erklären es dir gerne bei einem Beratungsgespräch.

Adrian ist Projektleiter für Prävention im Bereich MSM. Nimm mit ihm Kontakt auf, um mehr über das Projekt «YPrEP» zu erfahren: adrian.knecht@ahsga.ch oder 071 223 68 08. Oder einfach per WhatsApp.

Du kannst auch Julia Notter, Oberärztin an der Klinik für Infektiologie des Kantonsspitals St.Gallen, kontaktieren: prep@kssg.ch oder 071 494 10 28. Klick hier, um direkt auf die PrEP-Seite der Infektiologie zu gelangen.

#Undetectable/TasP: Schutz durch Therapie

#Undetectable heisst, die Virenlast eines HIV-positiven Menschen liegt unter der Nachweisgrenze. Oder anders ausgedrückt: Die HIV-Medikamente verhindern erfolgreich die Vermehrung des Virus, sodass es im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Das heisst: eine HIV-positive Person unter erfolgreicher Therapie ist nicht ansteckend.

Kurz darauf sind dann auch im Sperma, in der Scheidenflüssigkeit, in anderen Körperflüssigkeiten und in den Schleimhäuten keine oder nur noch sehr wenige HI-Viren nachweisbar. Eine Übertragung von HIV ist dann nicht möglich.

Wenn eine HIV-positive Person während mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze ist, die HIV-Medikamente korrekt einnimmt und die Werte regelmässig untersuchen lässt, ist sie nicht mehr ansteckend. Auch beim Sex ohne Kondom oder ohne PrEP: Eine erfolgreiche HIV-Therapie – englisch abgekürzt TasP (= treatment as prevention, zu Deutsch Therapie als Prävention) – schützt somit gleich zuverlässig wie ein Kondom oder eine PrEP.

«Undetectable = Untransmittable» bedeutet somit: «Nicht nachweisbar» heisst «nicht übertragbar». Bei Menschen mit HIV unter erfolgreicher Behandlung ist das Virus nicht nachweisbar. Darum überträgt es sich nicht. Auch nicht beim Sex.

Erfahren Sie mehr dazu in dieser Broschüre.

Nicht nachweisbar heisst nicht übertragbar. Bei Menschen mit HIV unter erfolgreicher Behandlung ist das Virus nicht nachweisbar. Darum überträgt es sich nicht. Auch nicht beim Sex.

Nicht nachweisbar heisst nicht übertragbar. Bei Menschen mit HIV unter erfolgreicher Behandlung ist das Virus nicht nachweisbar. Darum überträgt es sich nicht. Auch nicht beim Sex.

Wichtig: Der HIV-Schutz durch Therapie schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie Chlamydien, Syphilis oder Tripper. Hier bietet nur regelmässiges Testen den besten Schutz.

Safer Sex mit Kondomen: So geht's richtig

Safer Sex mit Kondomen: So geht’s richtig

Beim Analsex, Vaginalsex sowie bei Sextoys schützen Kondome vor HIV. Wichtig: Beachten Sie die Kondomgrösse und das Ablaufdatum. Benutzen Sie keine alten, bereits benutzten oder porösen Kondome. Achten Sie dabei auf kondomverträgliche Gleitmittel, die das Kondom nicht beschädigen oder durchlässig machen.

Ausserdem: Verwenden Sie das Kondom richtig:

  • Öffnen: Kondomverpackung an der Einreisskerbe vorsichtig öffnen (= ohne Zähne bzw. ohne scharfe Gegenstände) und das Kondom herausnehmen
  • Aufsetzen: mit der einen Hand die Penisvorhaut ganz zurückziehen, mit der anderen das Reservoir des Kondoms mit Daumen und Zeigefinger festhalten (= keine Luft mehr drin) und auf die Eichel setzen
  • Abrollen: Kondom nun bis zum Schaft abrollen (falls das nicht mühelos geht, ist das Kondom zu eng oder zu weit)
  • Gleitmittel: zur besseren Gleitfähigkeit das Kondom grosszügig mit einem wasserlöslichen oder silikonbasierten Gleitmittel (keine fetthaltigen Mittel wie Öle, Cremes, Vaseline etc.) einschmieren
  • Geschlechtsverkehr: zwischendurch kontrollieren, ob das Kondom gut sitzt und mit Gleitmittel nachschmieren
  • Abnehmen: nach dem Geschlechtsverkehr Kondom am Schaft festhalten, Penis rausziehen und das gebrauchte Kondom im Abfall und nicht in der Toilette entsorgen

Ein Kondom ist der günstigste Schutz vor HIV. Richtig verwendet schützt es zuverlässig vor einer HIV-Infektion. Bitte bedenken Sie: Das Kondom schützt nicht zuverlässig gegen andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Syphilis, Chlamydien, Tripper, Hepatitis A/B oder HPV. Hier erreichen Sie den besten Schutz durch regelmässiges Testen und gezieltes Impfen.

Allerdings können oder wollen nicht alle ein Kondom benutzen – zum Beispiel wegen Erektionsproblemen, Alkohol, Drogen oder Liebe. Deshalb gibt es noch andere Schutzmöglichkeiten wie die PrEP. Sollten Sie das Kondom vergessen oder sollte das Kondom reissen, gibt es die ärztliche Notfallbehandlung mit der PEP (= Postexpositionsprophylaxe). Diese muss innert 48 Stunden nach dem Risikokontakt erfolgen.

Mehr zur PEP lesen Sie hier.

Safer Sex mit Kondomen: So geht's richtig

Safer Sex in einer Partnerschaft

Für Paare in einer festen Beziehung sind die Kommunikation und Transparenz über das eigene sexuelle Verhalten der erste Schritt zum Safer Sex: Vertrauen ist gut, Reden ist besser – egal, ob beim monogamen Partnerschaftsmodell oder bei einer offenen Beziehung. Über Sexualität zu sprechen ist für viele Menschen eine Herausforderung. Deshalb liegt es in der Verantwortung von jeder Person, die Thematik immer wieder aufzunehmen. Gerade bei Paaren – ob monogam oder offen lebend – kommt es nicht zuletzt zu einer unwissentlichen HIV-Ansteckung, weil es an offener Kommunikation fehlt.

 

HIV-Status von beiden kennen

Bevor Sie Sex ohne Kondom oder ohne PrEP haben, müssen Sie den HIV-Status Ihrer besseren Hälfte kennen. Dazu ist es wichtig, während mindestens sechs Wochen kein HIV-Risiko einzugehen und sich danach gemeinsam testen zu lassen – auch auf die anderen STI.

Danach gilt es, auszuhandeln, wie die Partnerschaft gestaltet sein soll: sexuelle Exklusivität bzw. Treue (= Monogamie) oder offene Partnerschaft. Ebenso gilt es, die Safer-Sex-Regeln festzulegen – besonders in einer offenen Partnerschaft bzw. im Falle eines Seitensprungs in einer monogamen Beziehung.

Für Frauen, die Sex mit Frauen haben (FSF), empfehlen wir die Broschüre «Safer Sex zwischen Frauen» zu lesen.

 

Ob monogam oder offen – Hauptsache ehrlich

Monogamie schützt vor Ansteckungen nicht: Selbst in einer liebevollen und langjährigen Partnerschaft, in der sich beide Personen die sexuelle Treue geschworen haben, können Ausrutscher passieren. Sollte es dabei zu einem Risiko gekommen sein: Seien Sie ehrlich zu Ihrer Partnerin bzw. zu Ihrem Partner. Denn damit schützen Sie sie*ihn vor einer möglichen HIV-Infektion.

Ferner empfiehlt es sich, einen STI-Test zu machen: Bei einem positiven Ergebnis gilt es, seine*n Partner*in zu informieren, damit er*sie sich ebenfalls testen und behandeln lassen kann. Auch bei Paaren in einer offenen Beziehung sind eine ehrliche Kommunikation sowie regelmässige HIV- und STI-Tests wichtig. So lassen sich allfällige Infektionen früh erkennen und behandeln. Die Infektiologie des Kantonsspitals St.Gallen bietet hierzu eine STI-Sprechstunde an.

 

Jemand ist HIV-positiv, jemand HIV-negativ: Was nun?

Sofern die betroffene Person unter einer wirksamen HIV-Therapie ist, braucht es keinen zusätzlichen HIV-Schutz wie das Kondom oder die PrEP. Dies gilt auch, wenn beide Personen in einer Partnerschaft HIV-positiv und in Behandlung sind. Ein STI-Test sollte hingegen trotzdem gemacht werden, um Infektionen mit anderen Geschlechtskrankheiten auszuschliessen.

 

Neue Safer-Sex-Regeln

Seit der Aids-Epidemie in den 1980er Jahren gab es mehrere medizinische Durchbrüche in der Behandlung von HIV und Aids, ebenso in der Prophylaxe. Verschwunden sind die Ansteckungsrisiken aber nicht. Nach heutigem Wissensstand sind HIV und Aids behandelbar, jedoch nicht heilbar. Darum sind drei Dinge nach wie vor wichtig: die Risiken kennen, sich eigenverantwortlich schützen und wissen, was bei einer Risikosituation zu tun ist.

 

Neue Safer-Sex-Regeln

Dank medizinischer Fortschritte haben sich auch die Safer-Sex-Regeln weiterentwickelt, die über die Benützung von Kondomen hinausgehen. Diese Safer-Sex-Regeln helfen Ihnen, sich vor HIV zu schützen:

 

Kondome bei Analsex, Vaginalsex und Sextoys

Die Kondome müssen intakt sein. Das heisst, sie dürfen nicht alt, abgelaufen, benutzt oder porös sein. Zudem müssen Sie Kondome richtig anwenden, um einen zuverlässigen Schutz zu erreichen.

Mehr zum Schutz mit Kondomen

 

PrEP (= Prä-Expositions-Prophylaxe) als zuverlässiger Schutz vor HIV

Die PrEP ist ein vorbeugendes Medikament, das HIV-negative Personen zum Schutz vor HIV einnehmen. Die PrEP schützt wie das Kondom vor HIV. Allerdings muss die Einnahme unter ärztlicher Kontrolle und nach einem festgelegten Schema erfolgen. Achtung: Nehmen Sie keine PrEP ohne ärztliche Begleitung.

Mehr zur PrEP

 

TasP bzw. #undetectable

Beide Begriffe meinen den Schutz vor HIV dank wirksamer HIV-Therapie. TasP ist die Abkürzung für «treatment as prevention», auf Deutsch: Therapie als Prävention. Der Begriff «undetectable» bedeutet, dass die Virenlast von HIV-Betroffenen unter der Nachweisgrenze liegt. Das heisst, es lassen sich keine HI-Viren nachweisen (= undetectable). HIV-positive Menschen unter der Nachweisgrenze sind somit nicht mehr ansteckbar, auch nicht beim Sex ohne Kondom.

Mehr zum Schutz durch Therapie

 

Wann besteht ein HIV-Risiko?

Zu HIV-Risiken zählen:

  • ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr (auch nur kurzes «Dipping» bzw. Eintauchen)
  • geteilte Utensilien beim Drogenkonsum (z. B. Spritzen)
  • Geburt und Stillen

Kein HIV-Risiko besteht in diesen Fällen:

  • Händedruck, Umarmungen
  • Arbeiten und Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Anhusten, Anniesen
  • gemeinsames Benutzen von Geschirr, Besteck, Handtüchern, Bettwäsche, Zahnbürsten, Rasierklingen, Toiletten
  • Betreuen und Pflegen von HIV-positiven Menschen bzw. Menschen mit Aids
  • Erste-Hilfe-Massnahmen, medizinische und kosmetische Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden: Dazu zählen Zahnbehandlungen, Maniküre, Pediküre, Haareschneiden, Barbierbesuche, Piercen und Tätowieren (fragen Sie hier nach dem Hygiene-Protokoll und Einwegnadeln, da beim Tätowieren ein Hepatitis-C-Risiko besteht).
  • Sauna-, Fitness- und Schwimmbadbesuche
  • Küssen, Streicheln und Oralsex
  • Insektenstiche
  • Schweiss, Speichel und Tränen
  • Wunde, Aphte im Mund
  • Kot, Urin (bei Kontakt mit Kot besteht ein Hepatitis-A-Risiko; dagegen können Sie sich impfen lassen)
  • herumliegende Spritzen (HI-Viren sind an der Luft nicht mehr infektiös; bislang ist weltweit noch nie eine Infektion über herumliegende Spritzen nachgewiesen worden)

Zum Oralsex erhalten wir in Beratungen häufig Fragen zum HIV-Risiko: Beim Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide oder des Afters gibt es praktisch kein HIV-Risiko, sogar wenn Sperma, Vaginalflüssigkeit oder Menstruationsblut in den Mund gelangen. Denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil und bildet so eine natürliche Barriere gegen HI-Viren. Weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben, in denen es auf diesem Weg zu einer HIV-Infektion kam.

 

Safer Sex schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)

Wichtig zu wissen: Andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Chlamydien, Genitalherpes, Syphilis oder Gonorrhö (Tripper) lassen sich trotz Safer-Sex-Regeln übertragen. Denn Kondome schützen nur ausreichend bei Anal- und Vaginalsex vor HIV und anderen STI.

Bei anderen Praktiken sieht die Situation anders aus: Bei Oralsex, Petting, Fingern oder Küssen sind STI-Infektionen möglich. Ausschlaggebend ist dabei der Kontakt mit den Schleimhäuten. Den besten Schutz gegen HIV und STI bieten nur regelmässige Tests und gezielte Impfungen wie gegen Hepatitis A und Hepatitis B oder HPV (= humane Papillomaviren).

Welcher Schutz für Sie am besten geeignet ist, erfahren Sie im Safer-Sex-Check auf lovelife.ch. 

 

Wie häufig soll ich mich testen lassen?

Regelmässige HIV-/STI-Tests sind in diesen Situationen empfohlen: beim Partnerwechsel, beim Beginn einer neuen Beziehung oder bei sexuellen Risikosituationen. So lassen sich allfällige Infektionen früh erkennen und behandeln, aber auch Ansteckungsketten unterbrechen.

Darum empfehlen wir: Je häufiger jemand seine Partner*innen wechselt, umso häufiger sollte er*sie sich auf HIV und STI testen. Und das unabhängig von Symptomen. Dabei gibt es eine Faustregel zur Orientierung:

  • Wer Sex hat: alle zwölf Monate.
  • Wer Sex mit etwa zehn Personen pro Jahr hat: alle sechs Monate.
  • Wer Sex mit mehr als zwanzig Personen pro Jahr hat: alle drei Monate.
  • Wer die PrEP nimmt: alle drei Monate im Rahmen der PrEP-Untersuchung.
  • Wer HIV-positiv ist: im Rahmen der ärztlichen Routinekontrolle.

Zusätzlich sollten Sie sich auf Hepatitis C testen lassen, wenn Sie:

  • HIV-positiv sind: im Rahmen der ärztlichen Routinekontrolle, mindestens einmal pro Jahr.
  • die PrEP nehmen: im Rahmen der PrEP-Untersuchung, mindestens einmal pro Jahr.
  • Sex haben, wo Blut im Spiel ist (Fisting): mindestens einmal pro Jahr.
  • Drogen sniffen oder spritzen: ebenfalls einmal pro Jahr.

Wann, wie und wo Sie sich testen bzw. impfen lassen können, erfahren Sie hier.

HIV-/STI-Tests | Safer Sex | PrEP

Alles zu HIV und STI:Safer Sex, PrEP, Impfungen

Ob HIV-STI-Tests in St.Gallen, Safer-Sex-Regeln oder PrEP: Auf dieser Seite erfahren Sie alles zum Thema Safer Sex, zur PrEP sowie zu Test- und Impfmöglichkeiten.

HIV-STI-Tests, Impfungen und Notfall in St.Gallen

Safer Sex: Kondome, PrEP, TasP


HIV-STI-Tests, Impfungen, Notfall

Sex ist eine Lebensenergie, die Körper, Seele und Geist einbezieht. Damit Sie selbstbestimmt lieben können, ist es wichtig, auf Ihre sexuelle Gesundheit zu achten.

Dazu gehören das Beachten der Safer-Sex-Regeln sowie das regelmässige Testen auf HIV und andere STI (= sexuell übertragbare Infektionen). Ebenso sinnvoll sind Impfungen gegen Hepatitis A/B sowie HPV (= Humane Papillomaviren).

 

HIV-STI-Tests in St.Gallen

Im Rahmen der HIV-STI-Prävention der Aids-Hilfe Schweiz arbeiten wir mit der Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen (KSSG) zusammen. Hier können Sie sich auf HIV und STI testen lassen. Auch erhalten Sie hier Impfungen gegen Hepatitis A/B sowie HPV. Diese Sprechstunden sind auch anonym mit Online-Terminvereinbarung oder auch ohne Voranmeldung möglich.

Mehr dazu erfahren Sie hier

Neu können Sie sich auch auf der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen testen lassen. Die Termine der Testtage finden Sie hier. Ausserhalb dieser Testtage gibt es auf der Fachstelle keine Testmöglichkeiten. In diesem Falle wenden Sie sich direkt an die Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen (KSSG).

 

Hatten Sie eine HIV-Risikosituation?

Ungeschützter Anal- oder Vaginalverkehr gehören zu sexuellen Risikosituationen in Bezug auf HIV sowie andere STI. Ebenfalls dazu zählen das gemeinsame Benutzen von Drogen-Spritzbesteck für Injektionen oder das gemeinsame Benutzen von Röhrchen zum Sniffen.

Hatten Sie eines der obigen Risiken in den letzten 48 Stunden? Dann machen Sie eine PEP.

Fangen Sie mit der PEP innerhalb von 48 Stunden nach einer Risikosituation an. Je früher, desto eher lässt sich eine Ansteckung mit HIV verhindern. Wenden Sie sich dafür an die Zentrale Notfallaufnahme des Kantonsspitals St.Gallen (Nummer 071 494 11 11). Die Notfallaufnahme verfügt über die richtigen Medikamente, sodass Sie mit Ihrer Behandlung sofort beginnen können, auch in der Nacht.

Die PEP ist die Abkürzung für die Post-Expositions-Prophylaxe, eine medizinische Notfall-Behandlung, um eine HIV-Ansteckung nach einer Risikosituation zu verhindern. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für eine PEP.

Hier finden Sie weitere Informationen zur PEP.


HIV: Test-Arten

In der Schweiz stehen drei verschiedene Arten von HIV-Tests im Einsatz:

  • der HIV-Schnelltest
  • der HIV-Labortest
  • der HIV-Selbsttest

 

HIV-Schnelltest

Testzentren bieten den HIV-Schnelltest an, um ein rasches und zuverlässiges Resultat zu erzielen. Der Vorteil dabei: Die Testperson erhält nach einem positiven Resultat sofort eine individuelle Beratung.

In der Schweiz kommen heute HIV-Kombinationstests in Form von Schnelltests zur Anwendung. Sie weisen im Blut sowohl Antikörper als auch Virusbestandteile nach. Nach bereits zwanzig Minuten liegt das Resultat vor.

Um ein zuverlässiges Ergebnis zu erhalten, setzen diese Tests ein diagnostisches Zeitfenster von sechs Wochen voraus. Das heisst: Erfolgt ein HIV-Schnelltest sechs Wochen nach der HIV-Risikosituation, gilt das Resultat als gesichert.

 

HIV-Labortest

Das Ergebnis des HIV-Labortests benötigt etwas länger Zeit. Der Test ist mit weiteren administrativen Arbeiten verbunden. Zudem funktioniert das Testverfahren im Labor anders als beim Schnelltest.

Bei einem konkreten Verdacht auf eine kürzlich erfolgte HIV-Infektion kann ein HIV-PCR-Test eine HIV-Infektion bereits ab dem 15. Tag nach der Risikosituation nachweisen. Allerdings erfasst dieser Test nur den Virustyp HIV-1, HIV-2 dagegen nicht.

Ausserdem kann ein HIV-PCR-Test trotz bestehender Infektion negativ ausfallen, falls die Virusmenge im Blut zu gering ist. Wir empfehlen darum sechs Wochen nach der HIV-Risikosituation einen HIV-Suchtest (= kombinierter Antikörper-Antigen-Test). Erst dann gilt das Ergebnis als gesichert.

 

HIV-Selbsttest

Der HIV-Selbsttest ist seit 2018 in der Schweiz zugelassen. Er ist auch unter den Begriffen HIV Self Test, HIV-Heimtest oder HIV-Autotest bekannt. Mit dem HIV-Selbsttest können Sie sich jeweils zu Hause selber testen.

Dieser HIV-Test lässt sich erst durchführen, wenn die Risikosituation länger als drei Monate zurückliegt. HIV-Selbsttests sind auch im Internet erhältlich. Aber Vorsicht: Kaufen Sie keine HIV-Tests ohne Qualitätssicherung!

 

Ich hatte eine Risikosituation. Was nun?

Wenn Sie eine HIV-Risikosituation erlebt haben, empfehlen wir Ihnen, sich in der Infektiologie des Kantonsspitals St.Gallen testen zu lassen.

 

Ab wann ist ein HIV-Test sinnvoll?

Hat eine Risikosituation stattgefunden, ist es sinnvoll, sich testen zu lassen. Eine HIV-Infektion lässt sich jedoch erst sechs Wochen nach dem Risiko mit einem Test sicher ausschliessen. Der Grund: Manche Menschen benötigen bis zu sechs Wochen, um Antikörper gegen das HI-Virus auszubilden.

Zwar liefert ein HIV-Kombinationstest frühestens zwei Wochen nach einer Risikosituation erste Resultate, wonach ein bestätigtes positives HIV-Testresultat als sicher gilt. Allerdings ist ein negatives Testresultat sechs Wochen nach der Risikosituation zu wiederholen, damit es als sicher gilt.

HIV-Selbsttests sind reine Antikörpertests und zeigen ein Resultat frühestens drei Monate nach einer Risikosituation. Zu kaufen gibt es diese Tests in Apotheken und Drogerien.


HIV-Primo-Infektion und ihre Symptome

Die erste Phase nach einer Ansteckung mit HIV heisst Primo-Infektion. In dieser Phase zeigen die meisten Menschen grippeähnliche Krankheitssymptome. Diese gilt es, ernstzunehmen: Denn einerseits sind Infizierte in dieser Frühphase viel ansteckender als später. Andererseits ist heute bekannt, dass eine HIV-Infektion bei einem frühen Therapiebeginn weniger Schaden anrichtet und langfristig vom Immunsystem besser kontrolliert wird.

Häufig auftretende Symptome während der HIV-Primo-Infektion (einzeln oder in Kombination):

  • Fieber
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Nachtschweiss
  • stark geschwollene Lymphknoten, nicht nur im Halsbereich
  • Halsschmerzen
  • Hautausschlag

Seltenere Symptome:

  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Durchfall, Übelkeit und Erbrechen
  • Schleimhautdefekte im Mund und an den Genitalien

Die Symptome klingen häufig nach drei bis zehn Tagen wieder ab, halten manchmal aber auch länger an. Unbehandelt durchläuft die HIV-Infektion von der Ansteckung mit HIV bis zum Ausbruch von Aids drei Stadien.

Hatten Sie ein bis vier Wochen nach ungeschütztem Sex mit einer Person mit unbekanntem HIV-Status grippeartige Symptome?

Dann sollten Sie sich rasch auf HIV testen lassen. In St.Gallen können Sie dies bei der Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene des Kantonsspitals St.Gallen (KSSG) vornehmen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich direkt ans Kantonsspital:

+41 71 494 10 28 / infektiologie@kssg.ch

Verzichten Sie zudem auf ungeschützten Sex bis zum Ergebnis des HIV-Tests. Denn wer sich frisch mit HIV infiziert hat, ist besonders ansteckend und kann so das HI-Virus weitergeben.


Definition von Aids

Aids ist die Abkürzung für «Acquired Immune Deficiency Syndrome» bzw. «Acquired Immunodeficiency Syndrome». Auf Deutsch bedeutet die Abkürzung «erworbenes Immunschwächesyndrom». Die Erkrankung Aids ist die Spätfolge einer nicht behandelten Infektion mit dem HI-Virus (HIV). «HIV» steht für «Human Immunodeficiency Virus», auf Deutsch «menschliches Immunschwäche-Virus». HIV schwächt das menschliche Immunsystem und damit die Abwehrfähigkeit des Körpers gegenüber Krankheitserregern.

Aids-Patient*innen haben ein sehr stark beeinträchtigtes Immunsystem. Es kann schwere, lebensbedrohliche Krankheiten nicht mehr verhindern. Treten bestimmte Kombinationen von Krankheiten auf, ist die Rede von Aids. Die Bandbreite dieser sogenannt «Aids definierenden» Krankheiten ist gross: Sie reicht von Krebserkrankungen über gewisse Formen der Lungenentzündung bis hin zum Pilzbefall der Speiseröhre. Nach dem Ausbruch von Aids beträgt die Lebenserwartung ohne Behandlung noch wenige Monate bis drei Jahre.

Eine HIV-Infektion ist nicht heilbar. Sie lässt sich aber gut behandeln, sodass eine betroffene Person nicht an Aids erkrankt. Nicht behandelt kann eine fortgeschrittene Immunschwäche jedoch zu verschiedenen schweren Erkrankungen und zum Tod führen.

Zur Behandlung von HIV kommen antiretrovirale Medikamente zum Einsatz. Diese gilt es, konsequent täglich während des ganzen Lebens einzunehmen. Ist es zu einer HIV-Ansteckung gekommen, sind regelmässige ärztliche Kontrollen wichtig. Darum ist es nach einer Risikosituation zentral, allfällige Symptome zu erkennen und sich umgehend beraten zu lassen. Ein rechtzeitiger Therapiebeginn stärkt das Immunsystem und verbessert die Gesundheit.

Historisch tief: Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

HIV-Update: Neudiagnosen, PrEP und Zukunftsaussichten

6. April 2022

Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Das ist ein historisches Tief. Der abnehmende Trend lässt sich seit 2008 beobachten und hält weiter an.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild und Grafiken im Text: BAG Bulletin 48 (2021), aidsmap.com, PD Dr. med. Dominique L. Braun

Seit Beginn der HIV-Epidemie Anfang der 1980er-Jahre hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weniger als 300 Fälle gemeldet, nämlich 290. Im Vergleich dazu waren es in den 1990er-Jahren im Durchschnitt 1300 Fälle jährlich. Zu diesem erfreulichen Resultat beigetragen haben drei Dinge: vermehrte Tests bei besonders exponierten Personengruppen, eine immer früher einsetzende HIV-Therapie sowie die Präexpositionsprophylaxe (PrEP).

 

Historisch tief: Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

Historisch tief: Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

 

Corona-Pandemie: Einfluss auf HIV-/STI-Neudiagnosen?

PD Dr. med. Dominique L. Braun, Oberarzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürich (USZ), sagt dazu anlässlich des HIV-Updates der Aids-Hilfe Schweiz: «Die Pandemie hatte einen Einfluss, der sich noch nicht genau verorten lässt.» Am Universitätsspital Zürich gab es deutlich weniger HIV-Neudiagnosen im Vergleich zu den Vorjahren. Beim Checkpoint Zürich sah die Lage wieder anders aus: Dort gab es wöchentlich eine HIV-Neudiagnose.

Bei den STI-Diagnosen lagen die beobachteten Fallzahlen ebenfalls unter den zu erwarteten Fallzahlen (s. Grafik). Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass die Corona-Pandemie einen Einfluss auf die HIV-/STI-Ansteckungen hatte. Die möglichen Gründe dafür:

  • weniger häufige Tests bzw. Zurückhaltung beim Aufsuchen von medizinischen Einrichtungen
  • verschobene Präventionskampagnen wegen der Pandemiemassnahmen
  • allgemein weniger soziale Kontakte und damit weniger sexuelle Risikosituationen als vor der Pandemie
  • temporäre Schliessungen von Bordellen und Clubs

 

HIV-/STI-Neudiagnosen 2020

HIV-/STI-Neudiagnosen 2020. Grafik: BAG Bulletin 48 in HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

 

 

Männer am meisten von HIV betroffen

79 Prozent aller gemeldeten HIV-Fälle in der Schweiz betrafen im Jahr 2020 Männer. Dabei war Sex mit anderen Männern (MSM) der meist genannte Ansteckungsweg mit 50,8 Prozent. An zweiter Stelle standen heterosexuelle Kontakte mit 26,5 Prozent. Bei 2,2 Prozent der HIV-Diagnosen war das Benutzen von kontaminiertem Spritzbesteck bei intravenösem Drogenkonsum (IDU) der Grund für die Ansteckung. Bei rund 20 Prozent der HIV-Diagnosen bei Männern liess sich der Ansteckungsweg nicht ermitteln.

Die HIV-Infektionen bei den Frauen erfolgten mit 69,6 Prozent hauptsächlich über heterosexuelle Kontakte. Die anderen 30,4 Prozent liessen sich nicht ergründen.

 

HIV-Neudiagnosen 2020 bei Männern und Frauen

HIV-Neudiagnosen 2020 bei Männern und Frauen. Erklärung zu Abkürzungen: MSM: Männer, die mit Männern Sex haben. IDU: intravenous drug user (= intravenöser Drogenkonsum). Grafik: BAG Bulletin 48 in HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

 

Rückgang der HIV-Infektionen dank HIV-Therapie und PrEP

In der Schweiz sind rund 17’100 Menschen mit HIV infiziert. Davon kennen 93 Prozent ihre Diagnose. 98 Prozent der Personen mit HIV-Diagnose erhalten eine medikamentöse HIV-Therapie. Von denen wiederum haben 96 Prozent eine Viruslast unter der Nachweisgrenze. Sie geben das Virus also nicht mehr weiter. Die Schweiz liegt damit im weltweiten Vergleich weit vorn und hat das WHO-Ziel 90-90-90* übertroffen.

*WHO-Ziel bis 2020:

  • 90 Prozent aller Infizierten kennen ihre HIV-Diagnose
  • 90 Prozent aller diagnostizierten Personen erhalten eine HIV-Therapie
  • 90 Prozent aller therapierten Personen sind unter der Nachweisgrenze und geben das Virus nicht mehr weiter
HIV-Kaskade. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

HIV-Kaskade: Anzahl infizierter, diagnostizierter und therapierter Personen bzw. Personen unter der der Nachweisgrenze. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

 

Auch die PrEP (= orale HIV-Chemoprophylaxe) hat zur Abnahme der HIV-Neudiagnosen beigetragen: Ende 2020 nahmen mindestens 3000 Personen, überwiegend MSM, die PrEP als Schutz vor HIV. Der Blick nach London, wo die PrEP länger im Einsatz ist, lässt auf weiter sinkende HIV-Infektionen bei MSM hoffen: Demnach sind dank der PrEP die HIV-Infektionen bei MSM zwischen Oktober 2015 und September 2017 um 90 Prozent zurückgegangen. Und das bei gleichbleibender Anzahl HIV-Tests (s. Grafik). Aufgrund dieser Erfahrungen ist in der Schweiz auch für die kommenden Jahre ein rückläufiger Trend von HIV-Infektionen zu erwarten.

HIV-Neudiagnosen bei MSM in London: 90%iger Rückgang dank der PrEP. Grafik: HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

HIV-Neudiagnosen bei MSM in London: 90%iger Rückgang dank der PrEP. Grafik: aidsmap.com in HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

 

 

Langzeitinjektion für HIV-Therapie und PrEP in Sicht

Einen weiteren Meilenstein in der HIV-Therapie bedeuten Long-Acting-Medikamente: Das sind Medikamentendepots, die in Kombination von Tabletten und Langzeitinjektionen aufgebaut werden. So müssen HIV-Patient*innen nicht mehr täglich ihre Medikamente einnehmen. Dies könnte die Stigmatisierung in Zusammenhang mit der täglichen Medikamenteneinnahme reduzieren oder in vulnerablen Patientenpopulationen zu einer besseren Therapietreue führen.

Bei der Long-Acting-Therapie nehmen HIV-Patient*innen während eines Monats täglich zwei HIV-Medikamente oral ein. Im zweiten und dritten Monat erfolgt die Medikamentenabgabe der beiden Substanzen mittels Langzeitinjektion intramuskulär in den Gesässmuskel. Dieses Medikamentendepot wird danach alle zwei Monate aufgefrischt und erfordert eine genaue Planung. Denn das Zeitfenster für die Auffrischungsinjektion beträgt plus oder minus sieben Tage: Wer z. B. die letzte Langzeitinjektion am 15. April bekommt, kann die Auffrischung zwei Monate später zwischen dem 8. und 22. Juni vornehmen.

Gute Neuigkeiten betreffend Langzeitinjektionen gibt es auch bei der PrEP: Die Studie «HPTN 083» aus den USA zeigte gegenüber der täglichen Einnahme der PrEP eine signifikant höhere Wirksamkeit zur Risikoreduktion einer neuen HIV-Infektion. Das Risiko einer HIV-Infektion bestand hauptsächlich in der tiefen Therapietreue der Vergleichsgruppe (= unkorrekte PrEP-Einnahme). Somit spricht vieles für eine HIV-PrEP durch Langzeitinjektionen. Die Zulassung hierzu steht noch aus.

 

Warum eine HIV-Impfung-/Heilung noch nicht möglich ist

Im Zuge der raschen Impfstoffentwicklung während der Corona-Pandemie hat sich die breite Öffentlichkeit gefragt, ob dies auch im Falle von HIV möglich sei. Leider ist dies nicht der Fall, auch nicht in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Denn das HI-Virus unterscheidet sich stark vom Coronavirus: Das HI-Virus mutiert sehr rasch und hat dadurch eine hohe genetische Vielfalt. Ausserdem versteckt es sich gut vor den Antikörpern. Zwar ermöglicht die mRNA-Technologie eine rasche Anpassung samt Studien und Produktion von Impfstoffen. Aber die Grundproblematik des komplexen HI-Virus löst sie dennoch nicht. Und: Das menschliche Immunsystem produziert bei HIV breit neutralisierende Antikörper nur sehr selten und wenn, dann erst spät. Ungelöst bleibt auch das ethische Dilemma, dass in HIV-Impfstudien keine Placebo-Gruppe eingeschlossen werden kann, um die genaue Wirksamkeit der Impfung ermitteln zu können.

Momentan gilt: Je früher eine HIV-Therapie beginnt, steigt mit zunehmendem medizinischen Fortschritt auch die Chance auf eine Heilung. Denn die Forschung bleibt weiterhin am Ball: Neben neuen Substanzklassen beschäftigt sie sich mit Therapieformen von breit neutralisierenden Antikörpern, Stammzelltransplantationen oder Genome Editing (Genscherenprinzip).

Quellen: BAG Bulletin 48 (2021), HIV-Update AHS Academy: Präsentation von PD Dr. med. Dominique L. Braun.

Historisch tief: Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

HIV-Update: Neudiagnosen, PrEP und Zukunftsaussichten

6. April 2022

Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Das ist ein historisches Tief. Der abnehmende Trend lässt sich seit 2008 beobachten und hält weiter an.

Text: Predrag Jurisic
Beitragsbild und Grafiken im Text: BAG Bulletin 48 (2021), aidsmap.com, PD Dr. med. Dominique L. Braun

Seit Beginn der HIV-Epidemie Anfang der 1980er-Jahre hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weniger als 300 Fälle gemeldet, nämlich 290. Im Vergleich dazu waren es in den 1990er-Jahren im Durchschnitt 1300 Fälle jährlich. Zu diesem erfreulichen Resultat beigetragen haben drei Dinge: vermehrte Tests bei besonders exponierten Personengruppen, eine immer früher einsetzende HIV-Therapie sowie die Präexpositionsprophylaxe (PrEP).

 

Historisch tief: Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

Historisch tief: Die HIV-Neudiagnosen in der Schweiz sind 2020 erstmals unter die Grenze von 300 Ansteckungen pro Jahr auf 290 gesunken. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

 

Corona-Pandemie: Einfluss auf HIV-/STI-Neudiagnosen?

PD Dr. med. Dominique L. Braun, Oberarzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürich (USZ), sagt dazu anlässlich des HIV-Updates der Aids-Hilfe Schweiz: «Die Pandemie hatte einen Einfluss, der sich noch nicht genau verorten lässt.» Am Universitätsspital Zürich gab es deutlich weniger HIV-Neudiagnosen im Vergleich zu den Vorjahren. Beim Checkpoint Zürich sah die Lage wieder anders aus: Dort gab es wöchentlich eine HIV-Neudiagnose.

Bei den STI-Diagnosen lagen die beobachteten Fallzahlen ebenfalls unter den zu erwarteten Fallzahlen (s. Grafik). Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass die Corona-Pandemie einen Einfluss auf die HIV-/STI-Ansteckungen hatte. Die möglichen Gründe dafür:

  • weniger häufige Tests bzw. Zurückhaltung beim Aufsuchen von medizinischen Einrichtungen
  • verschobene Präventionskampagnen wegen der Pandemiemassnahmen
  • allgemein weniger soziale Kontakte und damit weniger sexuelle Risikosituationen als vor der Pandemie
  • temporäre Schliessungen von Bordellen und Clubs

 

HIV-/STI-Neudiagnosen 2020

HIV-/STI-Neudiagnosen 2020. Grafik: BAG Bulletin 48 in HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

 

 

Männer am meisten von HIV betroffen

79 Prozent aller gemeldeten HIV-Fälle in der Schweiz betrafen im Jahr 2020 Männer. Dabei war Sex mit anderen Männern (MSM) der meist genannte Ansteckungsweg mit 50,8 Prozent. An zweiter Stelle standen heterosexuelle Kontakte mit 26,5 Prozent. Bei 2,2 Prozent der HIV-Diagnosen war das Benutzen von kontaminiertem Spritzbesteck bei intravenösem Drogenkonsum (IDU) der Grund für die Ansteckung. Bei rund 20 Prozent der HIV-Diagnosen bei Männern liess sich der Ansteckungsweg nicht ermitteln.

Die HIV-Infektionen bei den Frauen erfolgten mit 69,6 Prozent hauptsächlich über heterosexuelle Kontakte. Die anderen 30,4 Prozent liessen sich nicht ergründen.

 

HIV-Neudiagnosen 2020 bei Männern und Frauen

HIV-Neudiagnosen 2020 bei Männern und Frauen. Erklärung zu Abkürzungen: MSM: Männer, die mit Männern Sex haben. IDU: intravenous drug user (= intravenöser Drogenkonsum). Grafik: BAG Bulletin 48 in HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

 

Rückgang der HIV-Infektionen dank HIV-Therapie und PrEP

In der Schweiz sind rund 17’100 Menschen mit HIV infiziert. Davon kennen 93 Prozent ihre Diagnose. 98 Prozent der Personen mit HIV-Diagnose erhalten eine medikamentöse HIV-Therapie. Von denen wiederum haben 96 Prozent eine Viruslast unter der Nachweisgrenze. Sie geben das Virus also nicht mehr weiter. Die Schweiz liegt damit im weltweiten Vergleich weit vorn und hat das WHO-Ziel 90-90-90* übertroffen.

*WHO-Ziel bis 2020:

  • 90 Prozent aller Infizierten kennen ihre HIV-Diagnose
  • 90 Prozent aller diagnostizierten Personen erhalten eine HIV-Therapie
  • 90 Prozent aller therapierten Personen sind unter der Nachweisgrenze und geben das Virus nicht mehr weiter
HIV-Kaskade. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

HIV-Kaskade: Anzahl infizierter, diagnostizierter und therapierter Personen bzw. Personen unter der der Nachweisgrenze. Grafik: BAG Bulletin 48 (2021).

 

Auch die PrEP (= orale HIV-Chemoprophylaxe) hat zur Abnahme der HIV-Neudiagnosen beigetragen: Ende 2020 nahmen mindestens 3000 Personen, überwiegend MSM, die PrEP als Schutz vor HIV. Der Blick nach London, wo die PrEP länger im Einsatz ist, lässt auf weiter sinkende HIV-Infektionen bei MSM hoffen: Demnach sind dank der PrEP die HIV-Infektionen bei MSM zwischen Oktober 2015 und September 2017 um 90 Prozent zurückgegangen. Und das bei gleichbleibender Anzahl HIV-Tests (s. Grafik). Aufgrund dieser Erfahrungen ist in der Schweiz auch für die kommenden Jahre ein rückläufiger Trend von HIV-Infektionen zu erwarten.

HIV-Neudiagnosen bei MSM in London: 90%iger Rückgang dank der PrEP. Grafik: HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

HIV-Neudiagnosen bei MSM in London: 90%iger Rückgang dank der PrEP. Grafik: aidsmap.com in HIV-Update von PD Dr. med. Dominique L. Braun (USZ) vom 15. März 2022.

 

 

Langzeitinjektion für HIV-Therapie und PrEP in Sicht

Einen weiteren Meilenstein in der HIV-Therapie bedeuten Long-Acting-Medikamente: Das sind Medikamentendepots, die in Kombination von Tabletten und Langzeitinjektionen aufgebaut werden. So müssen HIV-Patient*innen nicht mehr täglich ihre Medikamente einnehmen. Dies könnte die Stigmatisierung in Zusammenhang mit der täglichen Medikamenteneinnahme reduzieren oder in vulnerablen Patientenpopulationen zu einer besseren Therapietreue führen.

Bei der Long-Acting-Therapie nehmen HIV-Patient*innen während eines Monats täglich zwei HIV-Medikamente oral ein. Im zweiten und dritten Monat erfolgt die Medikamentenabgabe der beiden Substanzen mittels Langzeitinjektion intramuskulär in den Gesässmuskel. Dieses Medikamentendepot wird danach alle zwei Monate aufgefrischt und erfordert eine genaue Planung. Denn das Zeitfenster für die Auffrischungsinjektion beträgt plus oder minus sieben Tage: Wer z. B. die letzte Langzeitinjektion am 15. April bekommt, kann die Auffrischung zwei Monate später zwischen dem 8. und 22. Juni vornehmen.

Gute Neuigkeiten betreffend Langzeitinjektionen gibt es auch bei der PrEP: Die Studie «HPTN 083» aus den USA zeigte gegenüber der täglichen Einnahme der PrEP eine signifikant höhere Wirksamkeit zur Risikoreduktion einer neuen HIV-Infektion. Das Risiko einer HIV-Infektion bestand hauptsächlich in der tiefen Therapietreue der Vergleichsgruppe (= unkorrekte PrEP-Einnahme). Somit spricht vieles für eine HIV-PrEP durch Langzeitinjektionen. Die Zulassung hierzu steht noch aus.

 

Warum eine HIV-Impfung-/Heilung noch nicht möglich ist

Im Zuge der raschen Impfstoffentwicklung während der Corona-Pandemie hat sich die breite Öffentlichkeit gefragt, ob dies auch im Falle von HIV möglich sei. Leider ist dies nicht der Fall, auch nicht in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Denn das HI-Virus unterscheidet sich stark vom Coronavirus: Das HI-Virus mutiert sehr rasch und hat dadurch eine hohe genetische Vielfalt. Ausserdem versteckt es sich gut vor den Antikörpern. Zwar ermöglicht die mRNA-Technologie eine rasche Anpassung samt Studien und Produktion von Impfstoffen. Aber die Grundproblematik des komplexen HI-Virus löst sie dennoch nicht. Und: Das menschliche Immunsystem produziert bei HIV breit neutralisierende Antikörper nur sehr selten und wenn, dann erst spät. Ungelöst bleibt auch das ethische Dilemma, dass in HIV-Impfstudien keine Placebo-Gruppe eingeschlossen werden kann, um die genaue Wirksamkeit der Impfung ermitteln zu können.

Momentan gilt: Je früher eine HIV-Therapie beginnt, steigt mit zunehmendem medizinischen Fortschritt auch die Chance auf eine Heilung. Denn die Forschung bleibt weiterhin am Ball: Neben neuen Substanzklassen beschäftigt sie sich mit Therapieformen von breit neutralisierenden Antikörpern, Stammzelltransplantationen oder Genome Editing (Genscherenprinzip).

Quellen: BAG Bulletin 48 (2021), HIV-Update AHS Academy: Präsentation von PD Dr. med. Dominique L. Braun.

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